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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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stocksauer. Und das ermutigte den normalerweise schweigsamen Ershut, seinerseits Einwände gegen Jones’ Plan vorzubringen.
    Sie schauten immer wieder zu ihr herüber. Als wollten sie sagen: Wie viele Leute braucht man denn, um auf ein Mädchen aufzupassen, das an einen Baum angekettet ist?
    Auch Jones bedachte sie mit einem Blick: einem wissenden Blick, als wolle er sagen: Ich spüre, dass du mehr verstehst, als du dir anmerken lässt. Er schob seinen schmutzigen Teller in ihre Richtung, dann stand er auf und bedeutete Ershut und Jahandar mit einer Geste, ihm zu folgen. Sie schlenderten vom Lagerfeuer weg bis zu einer Stelle, wo man sie nicht so ohne weiteres hören konnte, und setzten das Gespräch mit leiserer Stimme fort. Jones weihte sie in einen Aspekt des Plans ein, der vorerst noch nicht unbedingt der gesamten Gruppe mitgeteilt werden musste.
    Vielleicht war es aber auch nur Zula, der sie ihn nicht mitteilen wollten. Denn irgendwann, das Gespräch dauerte schon mehrere Minuten, drehten sie alle den Kopf in ihre Richtung, hielten ein paar Herzschläge lang in ihren Erörterungen inne, wandten sich dann wieder einander zu und kehrten ihr den Rücken, um die Diskussion in ruhigerem Ton fortzusetzen. Alle Spannung war aus ihrer Körpersprache gewichen.
    Sie hatten beschlossen, sie umzubringen.
    Das würde nicht sofort passieren. Aber irgendwann, nachdem die Hauptgruppe in Richtung Grenze in Marsch gesetzt worden war, würde Ershut oder Jahandar ihr die Kehle durchschneiden – vermutlich erst, wenn sie ihnen ein Essen gekocht und das Geschirr abgewaschen hatte –, und dann würden sie beide der Hauptgruppe folgen. Und so, wie sie die beiden kannte, würde es ihnen nicht schwerfallen, die anderen einzuholen. Zakir und Sayed, vermutete sie, würden zurückbleiben, um ihre Leiche zu verscharren.
    Das Essen war vorbei, die Männer zerstreuten sich in die Dunkelheit jenseits des Feuerscheins und ließen sie mit einem Stapel schmutziger Pappteller und einigen Töpfen zurück, die geschrubbt werden mussten. Die meisten gingen schlafen. Jahandar machte sich mit dem Wasser, das sie für den Abwasch heiß gemacht hatte, einen Tee und zog sich in eine Position ein kurzes Stück hangaufwärts zurück, von wo er das ganze Camp und alles, was unterhalb davon lag, überblicken konnte. Er nahm sein Gewehr mit.
    Zula machte den Abwasch. Und stellte sich dabei Jahandars Fadenkreuz auf ihrer Stirn vor.
    Mehrere Stunden Verzweiflung hatten der eher Csongors Herzen als seinem Kopf entspringenden, vagen Vorstellung Platz gemacht, dass er die Börse von Carthinias und ihre diversen Akteure allmählich verstand. Mittendrin gab es eine Handelsarena, ein volle dreihundertsechzig Grad umschließendes Amphitheater aus polierten Steinstufen, das oben einen Durchmesser von etwa dreißig Meter – die Grenze der Rufdistanz – hatte und sich trichterförmig nach unten bis auf einen flachen Boden von nicht mehr als drei Meter Durchmesser verjüngte. Das Ganze war ordentlich in zwei Hälften geteilt, obwohl es keinerlei Schirme, Zäune oder visuelle Hinweise gab, an denen das deutlich gewesen wäre; es ließ sich aus der Beobachtung schließen, dass sich auf jeder Seite in aller Regel unterschiedliche Arten von Leuten versammelten: auf der einen Kaufleute, die Geld aus der Spielwelt herauszubringen versuchten, und auf der anderen Priester der jeweiligen Tempel, die ihre Geldvernichtungsfähigkeit voll auszunutzen suchten, indem sie die konkurrierenden Priester unterboten.
    So viel zur horizontalen Unterteilung. Csongor spürte, dass es auch so etwas wie eine vertikale Schichtung gab, und er war gerade dabei, eine Theorie zu entwickeln, nach der die dem Boden näheren Leute mit größeren Geldtranchen handelten, während die oberen Ränge für die kleinen Fische da waren. Dem äußeren Anschein nach trug keiner dieser Kaufleute viel Gold in das Amphitheater, und keiner der Priester trug viel hinaus. Dementsprechend hatte er zunächst vermutet, sie handelten nur mit Papier, und der eigentliche Bartransfer fände irgendwo in einer Bank oder einem Lagerhaus statt. Doch dann bemerkte er kleine, funkelnde Gegenstände, die von Hand zu Hand gingen und im Allgemeinen den Weg von den kleinen Fischen weiter oben zu den Schwergewichten im unteren Bereich fanden. Eine Wiki-Suche verriet ihm, dass es in T’Rain mehrere Metallsorten gab, die noch kostbarer waren als Gold, obwohl die weit überwiegende Mehrheit der Charaktere in der Spielwelt das Zeug nie

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