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zu Gesicht bekam; es wurde nur dazu benutzt, riesige Transaktionen auszuführen. Eine Art von Währung – Rotgold – war hundert Goldstücke wert. Ein Blaugoldstück war hundert Rotgoldstücke, und Indigogold, abgekürzt Indigold, hundert Blaugoldstückewert; wenn Csongor richtig gerechnet hatte, hieß das, dass eine einzige Indigoldmünze in der wirklichen Welt einen Wert von etwa fünfundsiebzigtausend Dollar besaß.
Die Gestalter von T’Rain schienen größten Wert darauf zu legen, dass diese Münzen so protzig aussahen, wie ihr hoher Wert nahelegte, und so schimmerten und blitzten sie in bunten Farben, wenn sie von Hand zu Hand gingen. Auf dem Platz um das Amphitheater wechselten ganz gewöhnliche Münzen den Besitzer – häufig größere Mengen, die von umherschlendernden Geldwechslern in Rotgoldmünzen umgetauscht wurden, die dann über den Rand des Amphitheaters gelangten und lebhaften Handel in dessen oberen Rängen auslösten, eine rot blitzende Konstellation, als blinkten überall LED s. Doch weiter unten war die vorherrschende Farbe Blau; und am Boden verdunkelte sie sich zu Indigo.
Die Transaktion, die Marlon zu bewerkstelligen hoffte, würde sich auf etwa dreißig Indigoldstücke oder dreitausend von den blauen belaufen. Da es unpraktisch wäre, dreitausend Stücke von irgendetwas herumzutragen, blieb Csongor kaum etwas anderes übrig, als eine Beziehung zu einem der großen Händler unten am Boden des Amphitheaters herzustellen, und zwar einem, der (a) ständig in Indigold handelte und (b) von Spielern kontrolliert wurde, die Geld auf die Philippinen überweisen konnten. Aber eben weil solche Charaktere solche immensen Geldbeträge bei sich trugen, waren die Sicherheitsmaßnahmen geradezu erdrückend: Das innerste und niedrigste Rund des Amphitheaters wurde bewacht von einem Ring extrem furchteinflößender Wachen, die, mit Blickrichtung nach außen, Schulter an Schulter standen, und war umgeben, bedacht und überwölbt von ineinander verschränkten Lichtschichten, die Csongor vage als Zauber erkannte. Dahinterzukommen, wie mächtig ein anderer Charakter war, war in T’Rain ein sehr viel schwierigeres Unterfangen als in anderen derartigen Spielen, wo man lediglich die jeweiligen Level miteinander vergleichen konnte. Csongor fehlte die Erfahrung, um die Fähigkeiten eines anderen Charakters beurteilen zu können, aber er kannte ein paar Faustregeln und hatte wenig Zweifel, dass schon die kleinen Fische um den oberen Rand Lottery Discountz totschlagen konnten, indem sie ihm lediglich einen schiefen Blick zuwarfen.
Weshalb er auf den Gedanken verfiel, dass er vielleicht imstande wäre, sich dem Zentrum des Geschehens zu nähern, eben weil er so harmlos war. Er wagte das Experiment, einfach über den Platz bis an den Rand des Amphitheaters zu spazieren und dann auf die oberste Bank hinunterzusteigen. Niemand beachtete ihn. Er bewegte sich eine tiefer. Keine Reaktion. Hier ging es etwas beengter zu, und er musste hierhin und dorthin ausweichen, um Lücken in der Händlerschar zu finden, aber niemand schenkte ihm besondere Beachtung. Er war ganz in der Nähe der Trennlinie zwischen der Kaufmanns- und der Priesterseite, hörte Priester »Segen!« rufen und sah sie mit Kaufleuten zusammenkommen und Geld austauschen. Segen waren, wie er erfahren hatte, eine Möglichkeit für Spieler, echtes Geld in T’Rain hineinzutransferieren; der Charakter betete zu einem Gott, die Kreditkarte des Spielers wurde mit einem bestimmten Betrag belastet, und die Goldstücke erschienen einfach auf irgendeinem Altar oder tauchten am Ende eines Regenbogens auf einer Bergwiese auf, die von dieser oder jener Fraktion von Priestern beherrscht wurde, die das Gold dann auf Märkten wie diesem an die frommen Empfänger weiterleiteten. Csongor belauschte ein paar solcher Transaktionen und bekam mit, dass sie sich üblicherweise im Tausender- GS -Bereich, mithin im Bereich einer Handvoll Rotgoldstücke bewegten. Doch nachdem er sich bis auf die mittleren Ränge vorgearbeitet hatte, wo Blaugold den Besitzer wechselte, hörte er ab und zu immer noch, wie ein Priester nicht »Segen!«, sondern stattdessen »Wundersames Gottesgeschenk« rief. Er schlug es nach und erfuhr, dass ein Charakter, der um einen Segen betete, ab und zu hundert- oder tausendmal so viel bekam, wie er erfleht (und wie sein Spieler bezahlt) hatte. Es war ein Glücksfall, wie wenn man in einer Cracker-Jacks-Schachtel einen Hundertdollarschein fand.
Und das lieferte
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