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Warum kämpfen sie zusammen?«
Dann, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, ließ er die Hand rasch auf die Tastatur fallen und benutzte die Tasten, um seinen Blickwinkel zu drehen und nach oben zu richten. Er blickte jetzt zum sternenbedeckten Himmel auf. Dort oben schwebten, wie durch Zauberei in der Luft verharrend, zwei Charaktere, die nach unten schauten. Als er sie anklickte, erschienen zwei kleine Fenster, die ihre Porträts und ihre Namen zeigten. Aus dieser Entfernung konnte Csongor die mikroskopisch kleine Schrift nicht lesen.
»Wer sind die?«, fragte er.
»Spielt keine Rolle. Nicht diejenigen, als die sie sich ausgeben«, sagte Marlon.
»Was heißt das?«
»Das ist nicht der eigentliche Angriff«, sagte Marlon. »Der eigentliche Angriff kommt später.«
»Wie viel Geld hast du?«
»Zwei Millionen Goldstücke.«
Marlon rechnete es um. Hundertfünfzigtausend Dollar. Grob geschätzt fünftausend für jeden Angreifer.
Warum sollte das nicht der eigentliche Angriff sein? Wer rechnete damit, für ein paar Sekunden Kampf in einem Computerspiel mehr als fünftausend Dollar zu bekommen?
»Hoffst du immer noch auf die Summe, über die wir vorhin gesprochen haben?«, fragte Csongor.
»Wir können jetzt nicht aufhören«, sagte Marlon. »Heute Nacht kriegen wir alles oder gar nichts.«
»Die Sonne ist schon vor Stunden aufgegangen.«
»Egal.«
Bis Olivia in ihrem Hotel in der Innenstadt von Vancouver eingetroffen war, hatte sie sich in einen heftigen Bammel hineingesteigert, was Inspektor Fournier und seine – wie sie befürchtete – destruktive Einstellung zu der Ermittlung anging. Sie war daher angenehm überrascht, als die Empfangschefin während der Erledigung der Formalitäten etwas Interessantes auf ihrem Computerbildschirm bemerkte und dann mit strahlendem Lächeln aufblickte und Olivia mitteilte, sie habe eine Nachricht. Ein brauner Briefumschlag wurde hervorgeholt. Sein Gewicht ließ darauf schließen, dass er zehn bis zwanzig Seiten Material enthalten könnte. Sobald sie ihr Zimmer bezogen hatte und ein wenig zur Ruhe gekommen war, öffnete sie ihn und stellte fest, dass er gefaxte Kopien von Berichten der örtlichen Polizei sowie der Royal Canadian Mounted Police enthielt.
Ihre Vorgesetzten beim MI 6 bestanden darauf, dass sie sie stets über ihren Aufenthaltsort auf dem Laufenden hielt. Das hatte sie seit ihrer Abreise aus Seattle sträflich versäumt, also meldete sie sich jetzt. In London war es im Augenblick ungefähr sechs Uhr morgens.
Dann machte sie sich an die Lektüre der Berichte über die vermissten Jäger: ein Ölindustrieingenieur im Ruhestand aus Arizona und seine beiden Söhne, zweiunddreißig und siebenunddreißig Jahre alt, aus Louisiana bzw. Denver, alle drei erfahrene Jäger, die nach B. C. gefahren waren, um den fünfundsechzigsten Geburtstag des alten Herrn zu feiern, indem sie einen Grizzly erlegten. Sie hatten die Dienste eines Veranstalters in Anspruch genommen, der sich rühmte, auf die Bedürfnisse ernsthafter Jäger der alten Schule einzugehen. Nach dem Ton bestimmter Werbetextpassagen auf seiner Webseite zu urteilen, wollte man sich so von Konkurrenzfirmen abheben, die ein schickeres und vermutlich teureres Erlebnis anboten. Den Kunden wurde die Rückzahlung des Honorars für den Fall garantiert, dass sie während des einwöchigen Jagdausflugs keinen Bären schossen.
Offenbar hatte dieses Angebot die beiden Söhne überzeugt, die zusammengelegt hatten, um ihren Dad mit dem Ausflug zu überraschen. Aus den Polizeiberichten und aus der ungemein deprimierenden Webseite, auf der die Familien der vermissten Männer das gesamte Universum um Informationen anflehten, ging hervor, dass es sich nicht um Sonntagsjäger handelte; der Vater hatte während seines Berufslebens überall auf der Welt gelebt und keine Gelegenheit ausgelassen, Großwild zu jagen, wo auch immer man den Tieren nachstellen konnte, und dabei hatte er häufig seine Söhne mitgenommen. Die Führer waren ebenfalls keine Anfänger: Der eine – ein Mitbegründer der Firma – machte das schon seit drei Jahrzehnten, und der andere war ein Angehöriger der First Nations, dessen Leute schon seit Zehntausenden von Jahren in diesem Gebiet lebten. Unterwegs gewesen waren sie in einem zwei Jahre alten, allradgetriebenen Suburban, ausgestattet mit Schneeketten, einer Winde und auch sonst allem, was man brauchte, um aus gefährlichen Situationen herauszukommen oder um zu überleben, wenn man hoffnungslos
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