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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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feststeckte.
    Das gehörte zu ihrer Methode und machte einen Teil des Problems aus, dem sich die Polizei jetzt gegenübersah. Denn da die Führer nicht von einer bequemen Hütte aus operierten, konnten sie jeweils dort umherstreifen, wo die Jagd am besten war, und da sie eine Geld-zurück-Garantie boten, hatten sie auch so etwas wie einen Anreiz, genau das zu tun. Im Laufe eines einwöchigen Jagdausflugs könnten sie sich also zwischen mehreren beliebten Bärenjagdgebieten bewegt haben, die sich über ein Areal von Hunderten von Kilometern Seitenlänge verteilten, das fast durchweg bergig und erst seit kurzem ohne Schneepflug passierbar war. Die mit Abstand plausibelste Theorie war, dass sie einen Kilometer zu weit gefahren, von der Straße abgekommen waren und sich hoffnungslos in einem Flussbett oder einer Schneewehe verkeilt hatten.
    Jedenfalls war diese Theorie in den ersten paar Tagen nach ihrem Ausbleiben am plausibelsten erschienen. Infolgedessen hatten sich die Such- und Rettungsmaßnahmen darauf konzentriert, die Region kreuz und quer mit Leichtflugzeugen zu überfliegen, nach einem Unfallfahrzeug oder einem Leuchtsignal Ausschau zu halten und die Funkfrequenzen abzuhören, auf denen sie einen Notruf hätten absetzen können. Im größten Teil der Region gab es keinen Handyempfang, aber der Suburban war mit einem CB -Funkgerät ausgerüstet, mit dem sie vermutlich um Hilfe rufen würden, sobald sie ein Flugzeug sahen. Oder hörten.
    »Hörten« war wahrscheinlicher, da der Himmel fast die ganze Zeit bedeckt gewesen war. Die Piloten waren keineswegs überzeugt, dass es ihnen gelungen war, das Gebiet richtig abzusuchen. Infolgedessen waren die Nachforschungen in den letzten Tagen zum Stillstand gekommen. Die Familien, die nach B. C. geflogen waren und in einem Hotel in Prince George – der nächstgelegenen Ansiedelung, die auch nur entfernt einer größeren Stadt ähnelte – offenbar so etwas wie ein Krisenzentrum betrieben, beharrten darauf, dass irgendetwas nicht stimme, und äußerten sich über die Art und Weise, wie die RCMP die Untersuchung führte, auf eine Weise, die einer Unhöflichkeit gefährlich nahe kam.
    Wenn man zwischen den Zeilen las, konnte man unschwer erkennen, was vor sich ging. Die Polizei war sich – obwohl sie nicht im Traum daran dachte, es offen zuzugeben – fast sicher, dass die Jäger und die Führer allesamt tot waren, wahrscheinlich weil sie bei Nebel in einen Abgrund gestürzt waren. Säßen sie lediglich fest, hätten sie sich über Funk gemeldet oder sich zu Fuß zu einer größeren Straße durchgeschlagen, wozu sie dank ihrer Ausrüstung ohne weiteres in der Lage gewesen wären. Aber das konnte die Polizei natürlich nicht sagen. Also musste man dort so mit der Situation umgehen, dass man sich zuversichtlich gab, die Suche aus der Luft werde früher oder später irgendetwas erbringen. Darüber hinaus konnte man kaum mehr tun, als tröstliche und beruhigende Laute von sich geben, wenn man von Journalisten oder verstörten Ehefrauen in die Enge getrieben wurde.
    Unnötig zu erwähnen, dass Olivia eine ganz andere Theorie hatte. Es fiel schwer, sich etwas verrückter Klingendes vorzustellen, als dass eine Bande internationaler Terroristen in Xiamen einen Businessjet gestohlen hatte, in den Bergen von British Columbia damit abgestürzt war, eine Suburban-Ladung Bärenjäger ermordet hatte und in Richtung Grenze unterwegs war.
    Das Positive daran war jedoch, dass sich diese Hypothese unschwer untersuchen ließ. Der Suburban war zwar allradgetrieben, aber es war unwahrscheinlich, dass Jones und seine Kumpane ihn tausend Kilometer weit durch unwegsames Gelände gefahren hatten. Bestimmt hatten sie den Weg des geringsten Widerstandes genommen.
    Eigentlich, überlegte sie, während sie sich auf Google Maps British Columbia ansah, war es nicht bloß der Weg des geringsten Widerstandes. Es war der Weg. In dieser Gegend gab es kein Straßennetz. Es gab nur eine Straße. Sofern sie nicht eine extrem umständliche Route über Holzfällerwege in den Bergen – so früh im Jahr unwahrscheinlich – genommen oder weit nach Osten bis nach Nordalberta ausgewichen waren, mussten sie auf dem Highway 97 in Richtung Süden gefahren sein.
    Und warum auch nicht? Wenn Jones es geschafft hatte, den Suburban mitten im Nirgendwo zu entführen, musste ihm vollkommen klar gewesen sein, dass ihm nur wenige Tage – vielleicht nur wenige Stunden – blieben, in denen er etwas Nützliches damit anfangen

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