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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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nie gehört, aber Yuxia hatte ihn nun dreimal geäußert, weshalb er sich ziemlich sicher war, dass er ihn richtig verstanden hatte. Er hatte keine Ahnung, was der Begriff bedeutete.
    Das Opfer des Angriffs war ein hochgewachsener, schlanker Weißer mit einem zotteligen blonden Bart und grünen Augen, die wachsam und eher konzentriert als wütend blickten. Der Wasserguss hatte ihn überrascht, doch danach war er aufgesprungen und hatte sich der Angreiferin zugewandt. Nicht drohend – er achtete darauf, einen gewissen Abstand zu halten –, aber auf eine Weise, die deutlich machte, dass er sich gegen jeden Folgeangriff wehren würde, falls Yuxia vorhatte, einen zu starten. Er sah sie interessiert an und wirkte keineswegs eingeschüchtert oder auch nur verlegen. Doch in dem Moment, in dem Csongor sich in Bewegung setzte, bemerkte es dieser Bursche und veränderte seine Position, wie um sich auf jede Bedrohung aus dieser Ecke einzustellen. Die grünen Augen musterten Csongor rasch von Kopf bis Fuß und hefteten sich dann sofort auf die rechte vordere Tasche von Csongors ausgebeulter Hose, die zufällig eine geladene Makarow enthielt. Irgendwie schien er zu erraten, was in dieser Tasche steckte. Und das änderte alles. Der Mann zeigte Csongor beide Handflächen, eine Geste, die sowohl Schau her, meine Hände sind leer, als auch Bleib stehen, wo du bist bedeutete. Csongor zögerte, nicht so sehr aus Gehorsam als vielmehr, weil ihn das Verhalten des Fremden verwirrte.
    »Es wäre gut für uns alle«, sagte der Mann in einem Englisch mit seltsamem Akzent, »wenn ihr, genau wie ich, die Hände nördlich des Nabels halten und ein bisschen auf Abstand bleiben könntet. Dann können wir ein produktives Gespräch führen. Sonst dreht sich das Ganze nur darum, was wir an Schießeisen dabeihaben. Und da ihr neu in dieser Gegend seid, möchte ich euch sagen, so weit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen.«
    Wenn Csongor das richtig verstanden hatte, hatte der Mann gerade damit gedroht, eine Waffe zu ziehen und ihn zu erschießen.
    Wie um zu bestätigen, dass diese Interpretation richtig war, suchten die beiden anderen Kunden des Cafés das Weite, sodass nur Csongor, Yuxia, Marlon und der Neuankömmling zurückblieben.
    Csongor nahm die Drohung zwar durchaus ernst, war davon aber nicht so eingeschüchtert, wie er es vielleicht vor den Ereignissen in Xiamen gewesen wäre. »Ich kenne das schon, also habe ich keine Angst, es noch mal so weit kommen zu lassen, wenn Sie meiner Freundin Probleme machen«, sagte er.
    Yuxia, die spürte, dass die Situation eine andere war, als sie vermutet hatte, war ein paar Schritte zurückgewichen und etwas näher an Csongor herangetreten. Unterdessen hatte der Filipino, der am vorderen Tresen arbeitete, den Kopf hereingesteckt, um nachzusehen, was los war. Csongors Blick huschte in seine Richtung. Der Blonde bemerkte das, wirbelte herum, seine Hände entspannten sich, und er rasselte einen Satz in der, wie Csongor vermutete, Filipinosprache herunter. Dabei klang und wirkte er durchaus fröhlich. Was auch immer er sagte, wischte den besorgten Ausdruck vom Gesicht des Filipinos und sorgte dafür, dass er nickte und sich lächelnd zurückzog.
    »Was haben Sie zu ihm gesagt?«, fragte Yuxia.
    »Da Sie so dünnhäutig reagieren, wenn Sie meinen, man hält Sie für einen T-Bird, sollte ich es Ihnen wahrscheinlich nicht sagen«, meinte der Mann. »Aber ich habe ihm gesagt, Sie und ich hätten einen kleinen Liebesstreit, eine durchaus übliche Form der Auseinandersetzung an einem Ort wie diesem, und wir hätten ihn beigelegt.«
    »Was ist ein T-Bird?«, fragte Csongor.
    »Ein jungenhaftes Mädchen«, sagte der Mann. »In diesem Kontext eine echte oder falsche Lesbe, die Freier bedient, die auf solches Zeug stehen.«
    Csongor war inzwischen weit davon entfernt, eine Pistole ziehen und den Mann erschießen zu wollen, sondern hätte am liebsten den ganzen Tag hier gestanden und ihm Fragen gestellt. Es war eine große Freude, in Gesellschaft von jemandem zu sein, der tatsächlich wusste, was zum Teufel eigentlich Sache war.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Yuxia.
    »James O’Donnell«, beschloss der Mann.
    »Sind Sie ein Kunde?«, fragte sie.
    »Nein. Aber bitte verraten Sie es keinem.«
    Yuxia lachte. »Wieso? Schämen Sie sich etwa, kein ekelhafter Perverser zu sein?«
    »Weil das der einzige Grund ist, hier zu sein?«, vermutete Csongor.
    Der Mann, der sich James nannte, nickte. »In dieser Stadt erregt

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