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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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jeder Abendländer, der kein Sextourist ist, nur Verdacht und Neugier. Ich vermute, von ihm sind die Einheimischen fasziniert.« Und er zeigte mit dem Kinn auf Marlon, der während des ganzen Wortwechsels ein, zwei Mal von seinem Monitor aufgeblickt, aber, da es nicht zu einer Schießerei gekommen war, keinen Grund gesehen hatte, seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Das müssen Sie gerade sagen«, sagte Yuxia mit einem Blick auf James’ Monitor. Dieser hatte ebenfalls T’Rain gespielt. Csongor vermerkte mit Interesse, dass James’ Charakter in einer Gegend herumstapfte, die dem Torgai-Vorgebirge stark ähnelte. Der Berggipfel im Hintergrund wirkte denn auch ungemein vertraut; James’ Charakter war nur wenige Kilometer von dem Marlons entfernt.
    »Sie folgen uns«, sagte er, »und zwar gleichzeitig in zwei Welten.«
    James nickte. »Ich kann nicht lügen. Ich mache das jetzt schon ein paar Stunden.«
    »Wollen Sie etwas von dem Gold?«, fragte Yuxia.
    »Das Gold ist mir scheißegal«, sagte James. »Ich will alles wissen, was ihr über Abdallah Jones wisst.«
    »Du wolltest Bescheid wissen, wenn er die Eine-Million-Dollar-Marke überschreitet«, bemerkte Clover, »und ich glaube, das ist gerade passiert.«
    »Du glaubst?«
    »Es schwankt nach oben und unten, während irgendwelche Rollkommandos ihm Geld stehlen. Im Augenblick sind eine Menge Rollkommandos hinter ihm her.«
    »Irgendwas Größeres?«
    »Nein, nichts, was so groß ist wie das Kommando, das wir zusammengestellt haben. So viel Zeit war nicht. Aber ich würde sagen, es spricht sich herum, dass im Torgai was Großes im Gange ist. Ich würde damit rechnen, dass sich binnen einer Stunde ein paar ziemlich gut organisierte Hundertmannkommandos auf ihn einschießen.«
    »Das finde ich gar nicht mal schlecht«, sagte Egdod, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte. Richard spielte seit gut und gern geschlagenen vierzehn Stunden T’Rain, und seine Gesprächsfähigkeiten waren nicht ganz auf der gewohnten Höhe. »Ich glaube, es erhöht den Anreiz für ihn, es jetzt zu erledigen. Er hat Gold im Wert von einer Million Dollar geborgen…«
    »Eins Komma eins Millionen«, verbesserte ihn Clover. »Er hat gerade eine größere Menge eingestrichen.«
    »Egal, wichtig ist Folgendes: Das alles wieder zu verbergen, wo so viele Leute ihm zuschauen, wäre schwierig. Es wäre einfacher, heute Nacht zuzuschlagen.«
    »Und was bedeutet das für uns? Oder vielmehr für dich, da ich ungefähr so mächtig bin wie ein Bakterium, das in Chuck Norris’ Darm lebt.«
    »Es bedeutet, dass es jetzt so weit ist.«
    »Was hast du vor?«
    »Trägst du Kopfhörer?«
    »Ja.«
    »Dann schlage ich vor, du nimmst sie ab.«
    »Ich habe mit einem jungen chinesischen Virus-Schreiber gerechnet, der allein ist«, sagte der Mann, der sich James nannte, mit einem Nicken in Marlons Richtung. »Mir war nicht klar, dass er eine Freundin und einen ungarischen Leibwächter mit einer Pistole in der Tasche hat.«
    Sie hatten sich in eine Ecke des Internetcafés zurückgezogen, wo sie sich ungestört unterhalten und Sachen googeln konnten. Der Raum füllte sich allmählich mit Kunden.
    »Ich bin nicht seine Freundin«, sagte Yuxia. »Ich glaube, er steht nicht auf jungenhafte Mädchen.«
    »De gustibus non est disputandum«, sagte der Mann.
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass er ein blöder Idiot ist.«
    Leicht verblüfft von der Erkenntnis, dass James und Yuxia miteinander flirteten, spürte Csongor, wie er an den Rand der Relevanz abgedrängt wurde.
    »Ich mag ihn«, sagte Yuxia, »wie einen Bruder. Aber …« Sie streckte die Hand mit gespreizten Fingern aus und wackelte damit.
    »Schon kapiert«, sagte James, der sie fasziniert ansah. Doch dann schien er sich an seine Manieren zu erinnern, und sein Blick richtete sich auf Csongor. »Was ist Ihre Geschichte? Fisch auf dem Trockenen, wie?«
    Csongor war zwar nicht unempfänglich für James’ unbekümmerten Charme, konnte aber nur an Zula denken, brach den Blickkontakt daher ab und schaute auf eine Weise zum Fenster hinaus, die brütend erscheinen musste. Ihm wurde bewusst, dass er mit den Fingern auf der Tischplatte trommelte und jede schwielige, sonnengetrocknete Fingerspitze wie ein Kugelhammer auf das Resopal schlug.
    »Ich habe ihn in den Kopf geschossen«, sagte er schließlich.
    Er wandte sich James zu, der ausnahmsweise einmal verstummt war. »Ich. Habe. Ihn. In. Den. Kopf. Geschossen.«
    »Moment mal, reden Sie etwa von Jones?«
    »Ja.

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