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ich. Können wir reinkommen? Ich war immer wieder auf Ihrer Webseite – der, auf der Sie ständig fragen, ob jemand Zula gesehen hat –, und ich bin gekommen, um Ihnen Neuigkeiten zu bringen und die Belohnung zu beanspruchen.«
»Ist sie am Leben?«
»Nicht nur ist sie am Leben, Richard, sondern Sie haben die Macht, dafür zu sorgen, dass sie es auch bleibt.«
»Tja, das war’s dann wohl«, verkündete Seamus. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schob mit den Beinen seinen Stuhl vom Computer weg.
Csongor hatte sich bereits ausgeloggt. Nie mehr, vermutete er, würde Lottery Discountz durch die Straßen von Carthinias spazieren. Marlon war immer noch beschäftigt und tippte Chat-Mitteilungen – die sich offenbar an den Charakter namens Clover richteten, der Egdods Zahlmeister zu sein schien. Auf seinem Bildschirm konnte man Clover und Reamde so dicht beieinander stehen sehen, dass ihre Köpfe sich fast berührten. Ein paar Meter entfernt lungerte Thorakks herum, und Egdod – in seiner Kleinheit und Einsamkeit plötzlich rührend – stand einfach nur da.
Yuxia hockte auf einem Tisch in der Nähe von Seamus, der fragte: »Was habt ihr denn als Nächstes vor?« Grammatikalisch richtete sich die Frage an sie alle, aber er sah Yuxia an, als er sie stellte.
Was nur gut war, da Csongor nicht die geringste Ahnung hatte, wie er sie beantworten sollte. Offenbar würden sie jetzt Geld bekommen. Zumindest genug, um sich ein Flugticket kaufen zu können. Aber wohin? Und konnte er, Csongor, überhaupt legal aus diesem Land ausreisen? Der letzte Stempel in seinem Pass stammte vom Flughafen Moskau-Scheremetjewo. Seither war er illegal in China ein- und wieder ausgereist und heimlich auf den Philippinen gelandet. Vielleicht wurde er in China wegen Gott weiß welcher Verbrechen gesucht. Hatten die Philippinen einen Auslieferungsvertrag mit China? Hatte Ungarn einen?
Er konnte nur brüten, sich Sorgen machen und zuhören, wie Yuxia Seamus ins Kreuzverhör nahm. »Wer zum Teufel sind Sie?«
»Das habe ich euch doch schon gesagt«, antwortete er unschuldig.
»Ein Cop? Ein Spion?«
»Ich bin ein Sextourist.«
Yuxia lachte ihm ins Gesicht. »Sie müssten sehr viel weiter reisen«, sagte sie, »um eine zu finden, die es mit Ihnen macht.«
Das empfand Csongor als grob unhöflich, und er drehte den Kopf, um sich zu vergewissern, dass diese Worte tatsächlich aus Qian Yuxias Mund gekommen waren. Sie waren es.
Und Seamus nahm sie klaglos hin. »Okay. Kein Sextourist.«
»Warum wollen Sie wissen, was wir als Nächstes vorhaben?«
»Ach, ich habe einfach das Gefühl, wir stehen am Beginn einer Freundschaft, und ich möchte sichergehen, dass es euch allen gut geht, mehr nicht.«
»Wenn Sie wollen, dass es mir gut geht«, sagte sie, »dann bringen Sie mich zurück nach Hause.«
Seamus zog ein Gesicht. »Also, das wird ziemlich kniffelig«, sagte er. »Bis eben habe ich nicht gerade viel über euch gewusst.«
Mit »eben« meinte er das Gespräch, das einen Großteil der vergangenen Stunde in Anspruch genommen und bei dem Csongor mit einiger Unterstützung seiner Kameraden den Rest ihrer Geschichte erzählt hatte.
»Na und? Jetzt wissen Sie alles über uns«, sagte Yuxia, um einen unbekümmerten Ton bemüht. Aber Csongor kannte sie inzwischen gut genug, um es zu merken, wenn sie beunruhigt war. Ihre Augen huschten hin und her, und sie machte ein langes Gesicht.
»Jedenfalls so viel, dass ich euch eine Liste von Verbrechen, so lang wie mein Arm, zur Last legen könnte, wenn ich ein chinesischer Staatsanwalt wäre«, sagte Seamus. Ihr Gesichtsausdruck bestürzte ihn offenbar, denn er streckte die Hände aus, als wollte er etwas herunterdrücken. »Nicht, dass das passieren würde. Was weiß denn ich? Ich sage nur, überlegen Sie gründlich, bevor Sie nach China zurücklaufen.«
»Ich gehe nicht zurück«, sagte Marlon verächtlich. »Es ist mein Land, und ich liebe es, aber ich kann nicht zurück.« Und er wandte sich wieder seinen Geldverschiebeaktivitäten zu.
»Mystery Man«, sagte Csongor, »was können Sie tun, um uns zu helfen?«
»In der nächsten halben Stunde nicht sehr viel«, gab Seamus zurück. »Was unseren Ganoven mit dem Gewehr angeht, muss ich mindestens ein Telefongespräch führen. Und ich will Egdod im Auge behalten. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um ihn. Aber danach versuche ich was auf die Beine zu stellen. Vielleicht könnt ihr uns ja helfen.«
»Wer ist ›uns‹, und was glauben Sie, wobei
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