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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Plan, nach Prince George zu fahren und nach strategisch angebrachten Überwachungskameras zu suchen, nicht verschweigen. Er lehnte sich zurück, strich sich über seinen modischen Dreitagebart und dachte ernsthaft darüber nach. »In einer vollkommenen Welt«, sagte er, »müssten Sie nicht persönlich dorthin fahren und nach solchen Dingen suchen.« Dann zuckte er ungemein ausdrucksvoll mit den Achseln und legte den Kopf schräg. »Aber wie die Dinge nun mal liegen, haben Sie wohl leider recht. So etwas durch die üblichen Kanäle zu erledigen, wo wir keinerlei Beweise dafür haben, dass Jones sich Kanada jemals auch nur auf Tausende von Kilometer genähert hat, und auch keinen besonderen Grund, im Fall der vermissten Jäger von einem Verbrechen auszugehen, wäre … wie soll ich es höflich formulieren? … zeitraubend.«
    Fournier, so viel schien klar zu sein, war in der Erwartung hierhergekommen, so etwas wie eine Besessene anzutreffen, doch die persönliche Begegnung mit Olivia, die ihm die Geschichte aus ihrer Sicht erzählte, hatte Wirkung gezeigt. Seine Überzeugung, dass die Jäger sich einfach verirrt hatten oder ohne fremdes Verschulden erfroren waren, war leicht erschüttert worden. Er fand es ein paar Minuten lang ganz unterhaltsam, Olivias Theorie zu erwägen. Wenn schon sonst nichts, schien er zu denken, würde sie wenigstens eine ansonsten langweilige Ermittlung beleben.
    Olivia ihrerseits fiel es zum Verzweifeln schwer, bei der Sache zu bleiben. Sie hätte nicht nach ihren E-Mails schauen dürfen. Alles, woran sie denken konnte, war der Strom von Mitteilungen, der in diesem Moment bei ihr einging. Ihre Gegner formulierten Gegenargumente, die unbeantwortet blieben, ihre Unterstützer baten um Hilfe und Verdeutlichung, die sie nicht lieferte. Sie hätte Fournier dankbar sein, sich ihm gegenüber liebenswürdig zeigen und jede Minute ihres Gesprächs genießen sollen. Stattdessen war sie erleichtert, als er einen Blick in seine leere Tasse warf und das Ende des Gesprächs mit einem »Tja …« einleitete.
    Sie versprach, sich von Prince George aus zu melden, gab ihm die Hand und machte sich auf den Weg zum Flughafen. Sie strengte sich bewusst an, ihr Handy erst zu zücken, als sie ihren Mietwagen abgegeben hatte und in dem Shuttlebus zum Terminal saß.
    Dann sah sie sich mit einer Reihe ungelesener Mitteilungen konfrontiert, deren Länge sogar ihre schlimmsten Erwartungen übertraf. Die Betreffzeilen waren inzwischen völlig wirr, weshalb schwer zu erraten war, wovon die Leute überhaupt redeten. Aber eine davon, ganz oben auf dem Stapel – sie war erst vor wenigen Minuten eingegangen –, trug die lapidare Betreffzeile »Haben ihn«. Sie kam von einem der FBI -Agenten in Seattle.
    Sie rief ihn direkt an. Agent Vandenberg. Ein Rotschopf aus Grand Rapids, Michigan.
    »Ich erkläre meinen E-Mail-Bankrott«, sagte sie.
    »Passiert uns allen, Liv«, sagte Agent Vandenberg, der eindeutig nicht den kontinentaleuropäischen Stil von Inspektor Fournier pflegte.
    »Sagen Sie mir einfach, was Sache ist.«
    »Weiß ich noch nicht«, sagte er verschmitzt.
    »Aber in der Betreffzeile steht ›Haben ihn‹. Wen haben Sie?«
    »Das hätte wohl eher ›Haben ihn erkannt‹ heißen müssen«, sagte Agent Vandenberg nach kurzem, verlegenem Schweigen. »Einer von unseren Jungs hat den Typen, der das Gewehr gestohlen hat, sofort erkannt. Wir wissen alles über ihn. Igor.« Er kicherte über den Namen. »Gegen Igor ist schon oft ermittelt worden. Er ist legaler Einwanderer. Aber das ist auch so ziemlich das einzig Legale an ihm. Das ist allerdings das erste Mal, dass wir ihn auf frischer Tat ertappt haben.«
    »Sie wollen ihn also festnehmen?«
    »Wir sehen bei ihm kein Fluchtrisiko. Wir glauben auch nicht, dass er irgendwas Übles vorhat. Es ist jetzt anderthalb Wochen her, dass er das Gewehr gestohlen hat, und er war die ganze Zeit ziemlich inaktiv. Also haben wir einen Richter aus dem Bett geklingelt, uns eine gerichtliche Verfügung besorgt und Überwachungseinrichtungen in seinem Domizil installiert. Eine kleine Bruchbude in Tukwila.«
    »Wo ist Tukwila?«
    »Eben. Er teilt sich die Bude mit einem anderen Russen, der seit ungefähr vier Jahren sein Mitbewohner ist.«
    »Schon irgendetwas Nützliches erfahren?«
    »Wir brauchen ein Weilchen, um einen Dolmetscher aufzutreiben, deswegen wissen wir nicht, was die drei sagen.«
    »Drei?«
    »Ja. Es sind drei Russen im Haus.«
    »Ich dachte, sie hätten gesagt, zwei. Igor

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