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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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dass es einen Weg nach unten gab. Sie folgte ihm hinter die Maschine. Allmählich konnte sie erkennen, dass der Schacht unter ihnen einen kreisförmigen Querschnitt hatte, der Kreis jedoch in mehrere separate Gänge mit quadratischer oder rechteckiger Öffnung aufgeteilt war. Die größte davon lag in der Mitte und wurde von dem riesigen Rad bedient, kleinere jedoch schienen anderen Zwecken wie Verkabelung, Belüftung, speiseaufzugähnlichen Vorrichtungen für den Erztransport und der Leiter vorbehalten zu sein, die man benutzen konnte, wenn nichts anderes funktionierte. Chet nahm den Einstieg genau in Augenschein und überprüfte ihn auf Sprengfallen. Dann löste er seinen Gürtel, fädelte ihn durch die Trageschlaufe seiner Taschenlampe und schnallte ihn so zu, dass die Lampe zwischen seinen Beinen baumelte und der Strahl nach unten zeigte. Er begann die Leiter so schnell hinabzusteigen, dass Zula befürchtete, er stürze eher, als dass er hinunterklettere. Sie hatte das Gefühl, dass er es einfach so rasch wie möglich hinter sich bringen wollte. Sie hielt ihre Taschenlampe mit einer Hand so gepackt, dass sie nach unten leuchtete, begann die Leiter hinabzusteigen und fand sich rasch in einer Umgebung wieder, die so beengend war, dass sie heftige Platzangst bekommen hätte, wenn sie dazu geneigt hätte. Der Raum im Schacht war offensichtlich kostbar, und die Ingenieure hatten nicht mehr davon opfern wollen, als für diesen Zweck unbedingt nötig war. Ihr Rucksack verkeilte sich immer wieder an der Wand hinter ihr oder blieb an Halterungen hängen, was sie jedes Mal zwang, eine kleine Welle von Panik zurückzudrängen.
    »Ich glaube, da ist noch eine Sprengfalle«, sagte sie, als sie an einer frischen Aufschrift aus grüner Sprühfarbe vorbeikam.
    »Hab ich auch gesehen«, verkündete er. »Warte mal einen Moment.«
    Sie blieb stehen und zwang sich, nach unten zu blicken. Chet hatte sich mit einem Arm an einer Sprosse in Bodennähe eingehakt und klappte seinen Leatherman auseinander. Sie hörte das kurze Schnippen, mit dem das Werkzeug einen Draht durchknipste, dann mehrere Sekunden absoluter Stille, während sie beide auf eine Detonation warteten.
    »Ich glaube, wir haben’s geschafft«, verkündete er.
    Sie hatten sich gar nicht bemüht, diese hier zu verstecken: Es handelte sich um einen gebogenen, rechteckigen Metallblock, der, mit Kabelbindern fixiert, einfach am Fuß der Leiter lag. »Eine Claymore«, verkündete Chet. »Senkrecht nach oben gerichtet. Hätte jeden auf der Leiter erledigt.«
    »Wie geht es dir?«, fragte Zula ihn, da es zu diesem Thema offensichtlich nicht viel mehr zu sagen gab.
    »Nicht schlecht!«, sagte Chet, und seine Stimme klang leicht überrascht. »Ich setz mich ein bisschen hin und ruh mich aus. Wir treffen uns dann bei der nächsten Kreuzung in der Richtung.« Er leuchtete mit der Taschenlampe in einen der drei Zugangsstollen, die strahlenförmig vom Schachtboden abgingen. »Geh ungefähr dreißig Meter, wir nehmen den zweiten Stollen auf der linken Seite.«
    Zula war aufgefallen, dass sich Chets Zustand deutlich besserte, wenn etwas geschah, was eine Adrenalinausschüttung bewirkte, und in ereignislosen Phasen des Fußmarschs nachließ. Im Augenblick schien er recht energiegeladen zu sein, weshalb sie sich wunderte, dass er um eine Pause bat; aber vielleicht gab er ihr auch nur auf seine höfliche Art zu verstehen, sie solle ihn allein lassen, damit er pinkeln konnte. Genug Wasser getrunken hatte er jedenfalls. Also ging sie den Stollen entlang bis zum zweiten Loch auf der linken Seite und roch und sah weitere Graffiti. Sie roch aber auch noch etwas anderes: einen Strom frischer Luft, der aus dieser Richtung kam.
    Sie schaltete ihre Taschenlampe aus, damit ihre Augen sich an die Verhältnisse anpassten, und redete sich ein, sie könnte einen schwachen Widerschein von Tageslicht in den von Feuchtigkeit glitschigen Tunnelwänden sehen.
    Den Chet mit dem blendenden Licht seiner Taschenlampe auslöschte. Er war mit seiner Pinkelpause oder was auch immer fertig und schloss zu ihr auf. Bewegte sich erneut schwerfällig und taumelte häufig zur Seite, als brauche er die Stollenwand, um sich aufrechtzuhalten. Er hatte den Reißverschluss seiner Lederjacke geschlossen, wie um eine plötzliche Kälte abzuwehren.
    »Hier geht es raus«, sagte Zula – ebenso sehr Feststellung wie Frage.
    »Von hier aus kannst du rausfinden«, bestätigte Chet. »Geh einfach langsam und halte nach Sprengfallen

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