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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Gegend lebten, unter dem Namen American Falls bekannt war.
    Man hatte Olivia natürlich darauf aufmerksam gemacht, dass für den MI 6 zu arbeiten nicht romantisch sein würde. Mit anderen Worten nicht so, wie es in Filmen dargestellt wurde. Dass das überhaupt erwähnt werden musste, war ein wenig peinlich. Niemand, der weltläufig und intelligent genug war, für den MI 6 zu arbeiten, würde ernsthaft glauben, dass es dabei wie in einem James-Bond-Film zuging, oder?
    Also hatte sie von Anfang an mit zermürbender Langeweile und zutiefst unromantischen Situationen gerechnet. Diese Erwartungen waren während ihrer Zeit in Xiamen größtenteils in überreichem Maße erfüllt worden. Der spektakuläre Teil am Schluss war anomal gewesen, um das Mindeste zu sagen.
    Aber kein noch so gewissenhaftes Hoffnungen-Zunichtemachen und Erwartungen-Enttäuschen vonseiten ihrer Ausbilder hatte sie vollständig auf die Aufgabe vorbereitet, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Wenatchee nach Bourne’s Ford zu gelangen. Sie hatte Glück gehabt, dass sie die Haltestelle in Wenatchee nur wenige Minuten vor der planmäßigen Abfahrtszeit des Busses nach Spokane erreicht hatte. Der Bus hatte eine halbe Stunde Verspätung. Nicht weiter schlimm. Sie bezahlte ihre Fahrkarte mit Bargeld und stieg in einen betagten, nach Schimmel und Luftauffrischer riechenden Überlandbus, in dem sie dann mehrere Stunden lang saß, die Wüstenlandschaft in der Mitte und im Osten des Staates Washington vorbeiziehen sah und sich bemühte, keinen allzu starken Eindruck auf die verwahrlosten älteren Mitbürger und Wanderarbeiter zu machen, die um sie herum saßen. Ein paar Stunden später stieg sie an der Bus- und Bahnstation in der Innenstadt von Spokane aus: eine Stadt, die bestimmt einiges zu bieten hatte, bei Einbruch der Nacht von Straßenhöhe aus jedoch öde und anonym wirkte. Es war hier fünf Grad kälter, als es an der Küste gewesen war. Der nächste Bus nach Bourne’s Ford fuhr erst am nächsten Morgen. Sie konnte sich kein Hotelzimmer nehmen, ohne sich auszuweisen und so auf sich aufmerksam zu machen, also ging sie zu Fuß zu einem halbwegs netten italienischen Restaurant, wo sie ein ausgedehntes Essen zu sich nahm, das sie bar bezahlte. Dann ging sie in ein Kino, gerade rechtzeitig für die letzte Vorstellung einer Komödie, die sich, wie sie vermutete, an Teenager richtete. Das Kino spie sie um ein Uhr morgens auf einen Parkplatz aus. Alles hatte geschlossen. Nicht einmal Bars waren geöffnet. Da sie sich im Freien aufhalten musste, ging sie einfach immer weiter und versuchte dabei, zielstrebig zu wirken. Wenn sie fünf Stunden lang gehen musste, war das nicht das Ende der Welt. Sie trug bequeme flache Schuhe, und die zum Gehen aufgewendete Energie würde sie warm genug halten, obwohl sie für das Wetter zu leicht bekleidet war. Doch nach etwa zwei Stunden, als sie gerade eine scheinbar endlose Einkaufsmeile entlangtrottete, bemerkte sie ein Perkins-Family-Restaurant, das vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte. Sie ging hinein, aß das gewaltigste Frühstück, das sie in ihrem ganzen Leben zu sich genommen hatte, verbrachte ungefähr eine Stunde mit der Lektüre einer einzigen, zerlesenen Ausgabe von USA Today, zahlte dann für das Essen und ging wieder auf die Straße.
    Um sechs Uhr morgens wurde der Himmel allmählich hell, Jogger waren unterwegs, und Starbucks-Cafés begannen ihre Pforten zu öffnen. In einem davon schlug sie eine weitere Stunde tot, dann wanderte sie zurück zur Busstation, wo sie um 8:06 Uhr einen Bus nach Sandpoint und Bourne’s Ford nahm. Er war dem ersten sehr ähnlich, bis auf eine schwer dingfest zu machende Ausstrahlung von Wilder-Westen-Bergbewohner-Verrücktheit . Bei der Fahrt von Wenatchee nach Spokane war es einfach darum gegangen, eine öde Wüste zu durchqueren, die mancherorts bewässert wurde und daher ein allgemein landwirtschaftliches Gepräge hatte. Während sie sich Spokane genähert hatten, war ihr aufgefallen, dass allmählich Bäume auftauchten, zunächst nur vereinzelte Exemplare, dann Gruppen, dann kleine Wälder. Doch nördlich von Spokane schloss sich die Walddecke, die Straße musste beträchtliche Steigungen und Gefälle nehmen, und die neben ihr liegenden Betriebe und Behausungen muteten nicht mehr wie Farmen, sondern wie Vorposten an. Entschieden exzentrische Beschilderungen begannen aufzutauchen: Plakatwände, die gegen die Vereinten Nationen wetterten, und handgeschriebene Jeremiaden über

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