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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Ausschau.«
    Jetzt erlaubte er ihr voranzugehen. Sie bewegte sich knapp zwanzig Meter weiter, wartete dann, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte, und setzte sich wieder in Marsch. Sie kam erneut zu einer Kreuzung, doch es war offensichtlich, in welche Richtung sie gehen musste, denn nun drangen unverkennbar Licht und Luft in den Tunnel. Sie ging zu einem extrem bedächtigen Schritt über, mit dem sie nur knapp vor Chet blieb. Ihn zu weit hinter sich zu lassen hatte keinen Sinn, da sie dann immer wieder warten müsste, bis er sie eingeholt hatte, und langsam zu gehen gab ihr mehr Zeit, nach Sprengfallen Ausschau zu halten. Sie gelangten in den Hauptzugangsstollen, der in südlicher Richtung aus der Mine hinausführte, und fanden einen Flachbettwagen, der sich noch auf den am Boden festgeschraubten Schienen rollen ließ. Nachdem Zula ihn auf Klavierdrähte und Sprengfallen inspiziert hatte, bestand sie darauf, dass Chet sich daraufsetzte. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und schob ihn erstaunlich lange auf den Schienen dahin, während die Helligkeit vor ihnen mit jeder Biegung im Tunnel zunahm, bis sie schließlich um eine Kurve kamen und von dem fast direkt in den Südeingang der Mine einfallenden Sonnenlicht geblendet wurden. Weil es sich um eine naheliegende Stelle für eine dritte Sprengfalle zu handeln schien und sie zu geblendet waren, um etwas sehen zu können, warteten sie dort einige Minuten, aßen eine Kleinigkeit und ließen Chet eine weitere Flasche Wasser hinunterschütten. Dann rappelte er sich hoch, und sie legten mit vorsichtigen Schritten die letzten hundert Meter des Tunnels zurück.
    Die letzte Sprengfalle bestand aus einem einfachen Stolperdraht, der in Knöchelhöhe von Wand zu Wand gespannt war, und zwar nur wenige Meter vor dem Tunnelausgang, wo Wanderer, darauf bedacht, endlich hinauszukommen, versucht wären, ihren Schritt zu beschleunigen. Chet bestand darauf, dass Zula darüberstieg und sich ganz außer Gefahr begab, bevor er den Draht mit seinem Leatherman durchknipste. Er hatte Angst, dass es sich um einen besonders teuflischen Sprengsatz handelte, der explodierte, wenn man den Draht kappte. Aber es passierte nichts, und als Chet ein paar Minuten später aus dem Tunnel gewankt kam, sah er aus wie der Geist eines Bergarbeiters, der vor hundert Jahren im Herzen des Bergs gestorben war.
    Sie hatten weniger als anderthalb Kilometer Luftlinie zurückgelegt, waren jedoch in eine andere Welt gelangt. Zula vermutete, dass die vorherrschenden Winde feuchte Pazifikluft von Süden heranführten, die in dem Tal, das sich nun vor ihnen erstreckte, für Unmengen von Regen sorgte. Denn die Luft war hier merklich feuchter als die, die sie auf der anderen Seite des Kamms geatmet hatten, und die Vegetation gehörte einem ganz anderen Biom an. Sie hatten das Bergwerk in einem kargen, aus Gesteinsschutt bestehenden Ödland betreten und waren mitten in etwas herausgekommen, das einem Regenwald nahekam.
    Und einer Wildnis. An diesem Ende gab es keine Graffiti, keinen Partymüll. In der Nähe lag eine Feuerstelle und drum herum ein paar flache Stellen, die so aussahen, als könnten Wanderer Zelte darauf aufschlagen, wenn sie sich hierher wagten. Aber verglichen mit der anderen Seite, die nur eine kurze Fahrt von der Stadt Elphinstone und einen kurzen Fußmarsch vom Komfort des Schlosses entfernt war, lag dieser Ort hier mitten im Nirgendwo: ein Fetzen Land, eingeklemmt zwischen der US -Grenze und der fast unüberwindlichen Barriere des Kamms, der sich nun hinter ihnen erhob. Wären die Ausblicke spektakulärer gewesen, hätte er vielleicht Wanderer und Mountainbikefahrer angezogen. Aber an Orten wie Glacier und Banff, nicht allzu viele Fahrstunden entfernt, waren für weniger Anstrengung schönere Panoramen zu haben, und so hatten nur grenzüberschreitende Schmuggler und internationale Terroristen hierhergefunden. Vom Frühjahrstauwetter geschrumpfte Schneefelder erstreckten sich zwischen den Bäumen um sie herum, zogen sich die Berghänge hinauf und trugen zu einem allgemeinen Abfluss bei, der die Erde durchtränkte, in kleinen Wasserläufen zu kalten, gurgelnden Bächen hinunterplätscherte, die etwa anderthalb Kilometer weiter zu einem Fluss zusammenströmten, der südwärts das Tal hinunterbrauste; und obwohl sie ihn von hier nicht sehen konnten, hörten sie das Tosen des Wasserfalls, der fast genau auf der Grenze lag und auf keiner Karte eingezeichnet, jedoch den wenigen Menschen, die in dieser

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