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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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dessen Wärme abzubekommen. Erasto aß einen Energieriegel, der Ägypter starrte einfach ziellos in die Ferne.
    Richard wurde klar, dass er scheißen musste, und zwar sofort.
    Er stand auf. Erasto beobachtete ihn genau. Richard schaute hinüber zu der Stelle, wohin die anderen zum Scheißen gegangen waren. Sie lag etwas über dreißig Meter entfernt am Fuß der Felswand, die sie gestern mit dem Seil heruntergeklettert waren.
    »Habt ihr vielleicht Toilettenpapier?«
    Keine Antwort.
    »Mann«, sagte Richard, »ich muss wirklich. Echt jetzt.«
    Erasto wirkte ungläubig, ja geradezu angewidert davon, dass er sich mit solchen Dingen befassen musste. »Jabari!«, sagte er. Das schien den Ägypter aus seiner Versunkenheit zu reißen. Richard sah es als Gelegenheit, den Namen des Typen zu lernen. Jabari. Eigentlich nicht schwer zu behalten.
    Erasto stellte irgendeine Frage. Jabari rappelte sich auf und begann, offenbar auf der Suche nach dem Klopapiervorrat, einen neben ihm stehenden Rucksack zu durchwühlen.
    Richard hüpfte von einem Fuß auf den anderen, so gut es angesichts der Fesseln ging. Es war sehr fraglich, ob er es rechtzeitig bis zu einer geeigneten Stelle schaffen würde.
    »Ich hüpfe jetzt zu einer geeigneten Stelle, um zu scheißen«, verkündete er. Er sprach so ruhig wie möglich, denn er wollte nicht brüllen, damit Leute wie Jabari, die kein Englisch konnten, nicht auf falsche Gedanken kamen. »Ihr könnt mir folgen, ihr könnt mich in den Rücken schießen, egal. Aber gleich gibt’s ein Unglück.« Der Satz wurde mit einem eindrucksvollen Furz punktiert, der, wie sich herausstellte, Richards Anliegen sehr viel effektiver kommunizierte als alles, was aus seinem anderen Ende herausgekommen war. Er drehte sich tapsig, bis er Erasto den Rücken zuwandte, und begann dann über den Lagerplatz zu trippeln, weg vom Fluss und in das Unterholz, das zwischen dem Ufer und dem Fuß der Felswand üppig wuchs. Nachdem er sich etwa eine halbe Minute hüpfend, fluchend und furzend durch das Gestrüpp gekämpft hatte – das hier dank des vom Wasserfall herüberwehenden feuchten Dunsts dicht wuchs –, kam er am Fuß der Felswand zu einer lichten Stelle, die mit Scheißhaufen und benutztem Klopapier getüpfelt war.
    »Felswand« war ein zu einfaches Wort zur Bezeichnung des geologischen Phänomens, das über ihm aufragte. Es handelte sich nicht so sehr um eine jähe, senkrechte Wand als vielmehr um einen raschen Anstieg des Geländes, das in die Senkrechte überging und in vier, fünf Meter Höhe sogar einen leichten Überhang aufwies. Und es war kein simpler Monolith, sondern ein Durcheinander aus Felsblöcken, hartnäckiger Vegetation und verdichteter Erde, das zufällig sehr steil war. Jedenfalls war die Stelle hier so geschützt, dass er das Gefühl hatte, anständig scheißen zu können, und so hüpfte er mehrmals auf und ab, drehte sich dadurch nach und nach um und begann an seinem Gürtel zu nesteln.
    Eine Rolle Toilettenpapier in einem wiederverschließbaren Plastikbeutel, von Jabari aus etwa sieben Meter geworfen, traf ihn an der Brust und fiel vor seinen Füßen auf den Boden. »Danke«, sagte Richard und zog sich die Hose herunter. Jabari kehrte ihm den Rücken zu und zog sich ein Stück weit zurück. Während Richard sich hinhockte, um dem Ruf der Natur zu folgen, sah er durch das Gestrüpp hindurch, dass der Ägypter beide Hände hob und jemandem auf dem Lagerplatz fröhlich zuwinkte; offenbar wollte irgendwer, wahrscheinlich Abdul-Wahaab, wissen, was zum Teufel eigentlich vor sich ging, und der Ägypter musste ihm versichern, dass alles in Ordnung war.
    Richard war gerade dabei, sich zu erleichtern, als ein dunkler Gegenstand vom Himmel fiel und direkt vor ihm mit dumpfem Laut auf dem Boden landete. Zunächst nahm er an, dass es sich um ein kurzes Stück Ast handelte, das von einem Baum am oberen Rand der Felswand gefallen war. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es genau rechteckig war.
    Es handelte sich, wie er nun sah, um ein Taschenmultifunktionswerkzeug – ein Leatherman oder etwas Ähnliches – in einer schwarzen Nylongürteltasche.
    »Es geht hier darum, Argumente beizubringen«, sagte Seamus.
    Der Waffelautomat gab ein durchdringendes elektronisches Piepsen von sich, mit dem die Waffel signalisierte, dass sie umgedreht werden wollte. Seamus streckte die Hand aus und tat es. Die Vier standen am Frühstücksbüfett ihres Hotels in Coeur d’Alene. Keiner von den anderen hatte je einen

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