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sinken, streckte sich und pflückte es mit den Fingerspitzen vom Boden. Dann schob er sich in Hockstellung zurück. Er legte das Werkzeug neben seinem Fuß auf den Boden, dann griff er nach dem Beutel mit der Klopapierrolle und öffnete ihn.
Etwa sechzig Meter entfernt konnte er ein paar der anderen Dschihadisten auf dem Lagerplatz aus ihren Zelten kommen hören. Wenn sie sich wie gewohnt verhielten, würden sie den Tag damit beginnen, dass sie abschätzten, in welcher Richtung Mekka lag, und sich dann auf ihre Isomatten knien und beten.
Nachdem er das Toilettenpapier benutzt hatte, steckte er die Rolle in den Plastikbeutel zurück. Mit einer Hand knüllte er raschelnd den Beutel, ein Geräusch, mit dem er das Knistern des Klettverschlusses an der Gürteltasche des Leatherman zu übertönen hoffte – denn er benutzte die andere Hand dazu, diesen aufzureißen. Er zog das Werkzeug heraus und klappte es auseinander, sodass eine Zange mit Schneidfunktion entstand. Sie würde kurzen Prozess mit den Kabelbindern machen, dabei aber ein typisches Geräusch hervorrufen – ein kurzes Knacken, das Jabari mit Sicherheit erkennen würde, wenn er es hörte. Das Tosen des Wasserfalls und der Stromschnellen flussabwärts davon würden das Geräusch vielleicht teilweise übertönen, trotzdem achtete Richard darauf, die Kabelbinder mit dem bloßen Minimum an erforderlicher Kraft zu durchschneiden und das Plastik eher durchzufriemeln, anstatt es kurzerhand durchzuknipsen. Er entfernte nur die Kabelbinder, die seine Knöchel, und diejenigen, die seine Handgelenke miteinander verbanden, und ließ diejenigen, die als Schellen dienten, an Ort und Stelle.
Dann klappte er das Werkzeug zusammen und wollte es gerade einstecken, als ihm klar wurde, das ein Messer sich vielleicht als nützlich erweisen würde. Das Gerät verfügte über mehrere Klingen, Feilen, Raspeln etc. Richard fand die schärfste und einem herkömmlichen Messer ähnlichste Klinge und klappte sie auf, bis sie in die Arretierung einrastete.
Er legte das Werkzeug auf den Boden, richtete sich in halb kauernde Haltung auf, zog sich die Hose hoch und schloss seinen Gürtel. Er hob das Messer auf und ging, noch immer geduckt, den relativ lichten Raum entlang, der am Fuß der Felswand verlief. Bis jetzt hatte er sich nicht die Mühe gemacht, nach oben zu schauen, denn er wusste, er würde nur den Überhang mehrere Meter über ihm sehen. Aber während er sich am Fuß der Felswand entlangbewegte, kam er nur ein kurzes Stück weiter in einen Bereich, wo der Überhang zurücktrat, und an dieser Stelle blickte er auf und rechnete damit, Chets Gesicht zu sehen, wie es zu ihm herunterschaute.
Stattdessen sah er eine schwarze Haarkrause, die unter einer Mütze hervorquoll.
Er brauchte mehrere Augenblicke, um zu begreifen, dass der Mensch, den er da anstarrte, Zula war.
Sie streckte einen Arm aus und zeigte auf eine Stelle hinter ihm, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen: Jabari, der nachsehen kam.
Richard schaute wieder nach oben und sah, dass sie ihm mit hektischem Winken bedeutete, sich am Fuß der Felswand weiter wegzubewegen. Sie selbst war aus der Hocke aufgestanden, bewegte sich in diese Richtung und forderte ihn durch Gesten auf, ihr zu folgen.
Bis jetzt hatte er sich langsam bewegt, um die Tatsache zu verbergen, dass er seine Fesseln gelöst hatte. Aber Jabari näherte sich rasch der Stelle, wo Richard sich erleichtert hatte, und würde die durchgeschnittenen Kabelbinder sehr bald bemerken. Richard ging in Laufschritt über.
Es war schwierig zu laufen, Jabari im Auge zu behalten und zugleich immer wieder Blicke nach oben in Richtung Zula zu werfen. Aber irgendwann bekam er mit, dass sie beide Hände ausstreckte und ihm bedeutete, stehen zu bleiben.
Was vollkommen unverständlich war. Wieso sollte er stehen bleiben?
Ein Blick zurück zeigte ihm, dass Jabari viel näher war, als er erwartet hatte. Der Ägypter hatte eine Pistole gezogen, sie aber noch nicht auf ihn gerichtet; er benutzte immer noch beide Hände, um auf Unterholz einzudreschen, das ihn am Vorwärtskommen hinderte.
Richard blickte noch einmal nach oben und sah Zula ganz vorn am Rand der Felswand mit einem Bündel Stöcke in den Armen. Sie warf es in den leeren Raum hinaus.
Jabari trat aus dem Unterholz. Er war noch etwas mehr als drei Meter von Richard entfernt und musterte ihn von Kopf bis Fuß, verblüfft darüber, dass er sich von den Kabelbindern befreit hatte.
Wieder blickte Richard hoch und sah,
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