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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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herauskamen und sich auf einem Felssporn wiederfanden, der von dem Berg ausging. Von dort aus würden sie ein Geröllfeld queren, das den Westhang des Gipfels bildete, und schließlich in das Tal des Prohibition Crick absteigen. In dieser Art von Gelände war eine rasche Flucht nur möglich, wenn er sich der Schwerkraft überließ und einen Hang hinunterrutschte oder -rollte. Was auf einer Sanddüne oder einem Schneefeld Spaß gemacht hätte oder wenigstens zu überleben gewesen wäre, hätte hier jedoch bloß zu einem langsamen Tod infolge von Knochenbrüchen oder Organrupturen geführt.
    Trotzdem grübelte er in den langen Nachtstunden darüber nach, weil es die einzige Möglichkeit war, sich die Furiosen Musen vom Hals zu halten. Dabei stimmte er ihrer Grundprämisse – dass sein Leben ohnehin verwirkt sei, da er im Begriff stand, eine Bande schwerbewaffneter Terroristen geradewegs zu der Heimstätte zu führen, wo mehrere seiner engen Verwandten sich um ihren eigenen Kram kümmerten – ohne weiteres zu.
    Der naheliegende Ausweg bestand darin, sie stattdessen woandershin zu führen. Aber er konnte sie nur begrenzt täuschen. Jones hatte ganz offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht: Zula ziemlich ausführlich befragt, über Richards Wikipedia-Artikel gebrütet, sich Darstellungen von Google Maps ausgedruckt. Er hatte eine sehr klare Vorstellung davon, wohin sie unterwegs waren. Eigentlich war er gar nicht mehr auf Richards Hilfe angewiesen, um von hier aus mühelos bis Pocatello zu finden. Deshalb vermutete Richard, dass man ihn mittlerweile nicht mehr als Führer am Leben ließ, sondern als Geisel und mögliches Opfer einer grausigen Webcam-Hinrichtung. Er konnte sich die YouTube-Seite bereits vorstellen: Dodge, wie er mit einem Sack über dem Kopf auf einem Teppich kniete, hinter ihm Jones mit dem Messer und unter dem kleinen Videobild der erste von vielen tausenden, nur aus Großbuchstaben bestehenden Kommentaren sämtlicher nutzloser Flachwichser der Welt.
    Nein, die einzige Karte, die er jetzt noch spielen konnte – die einzige Möglichkeit, wie er Jake, John und den anderen helfen konnte, sich zu retten – war, sie zu warnen. Denn bis jetzt hatte Jones nicht die geringste Kenntnis des Umstands durchblicken lassen, dass das Tal des Prohibition Crick bewohnt war. Auf den Google-Satellitenbildern musste er ein paar Dächer gesehen haben, die zwischen den Bäumen hervorlugten, hatte aber vielleicht die naheliegende Vermutung angestellt, dass es sich bloß um Sommerhäuser von Kieferorthopäden aus Spokane handelte, die zu dieser Zeit verlassen und verrammelt waren. Selbst wenn er wüsste, dass dort das ganze Jahr über Menschen lebten, konnte er unmöglich ahnen – oder doch? –, dass es sich um die am schwersten bewaffneten Zivilisten der Weltgeschichte handelte – Waffennarren in einem Maße, dass sich Paschtunen daneben wie Quäker ausnahmen.
    Selbst Waffennarren konnten einem Überraschungsangriff zum Opfer fallen, aber wenn Richard sie irgendwie darauf hinweisen konnte, dass sie in Gefahr waren, dann wären sie imstande, sich sehr teuer zu verkaufen.
    Der Plan, auf den er sich schließlich festlegte, als das Dach seines Zeltes gerade ein paar vereinzelte Photonen in seine weit offenen Augen träufelte, war, dass er sich gefügig zeigen würde, bis sie so nah an Jakes Haus herangekommen waren, dass ein Schuss von dort aus zu hören sein würde. Dann würde er einen Fluchtversuch unternehmen. Die Dschihadisten würden auf ihn schießen und ihn wahrscheinlich treffen. Aber jeder im Tal würde es hören.
    Und dann wäre die Hölle los.
    Er döste sogar wieder für ungefähr eine Stunde ein, und als er aufwachte, sah er mehr Licht durch das Zelttuch sickern und hörte das Zischen, mit dem ein Campingkocher angezündet wurde.
    Irgendetwas befahl ihm, sich in Bewegung zu setzen. Er wand sich aus dem Schlafsack, drehte sich auf seinem Hintern herum, schob seine beschuhten und gefesselten Füße durch den Eingang und schlängelte sich dann zum Zelt hinaus.
    Nur zwei der neun Dschihadisten waren zu sehen: der hochgewachsene Somalier aus Minnesota namens Erasto und ein anderer, dessen Namen sich Richard irgendwie nicht merken konnte. Ein Ägypter mit einer dunklen, verhornten Stelle auf der Stirn, die vom Bodenkontakt beim Beten herrührte. Sie machten einen Topf Wasser heiß, vermutlich um Haferbrei zu kochen. Richard watschelte näher an den Kocher heran und hielt die Hände über den Topf, um etwas von

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