Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
ankommen wie ich.«
    »Wir sehen uns dort«, war alles, was Richard herausbrachte.
    »Ich freu mich drauf.«
    Richard umarmte Chet und versuchte dabei, behutsam zu sein, doch Chet legte ihm einen Arm um den Nacken und zog ihn so fest an sich, dass er ihm die Mine gegen die Brust presste und seine blutigen Bartstoppeln ihn im Gesicht kratzten. Dann ließ er ihn los. Richard drehte sich weg und bewegte sich in Richtung Süden. Sein Blick war von Tränen verschleiert, und er musste praktisch auf Händen und Knien gehen, um nicht an den überall verstreuten Steinen mit dem Fuß umzuknicken.
    Er wusste, dass Chet recht hatte, was die Reichweite des Scharfschützengewehrs anging, deshalb gebot ihm sein Instinkt als Erstes, aus der Sicht- und Visierlinie herauszukommen. Das war recht einfach dadurch zu bewerkstelligen, dass er sich das zerklüftete Gelände und vereinzelte Grüppchen sich ins Gestein krallender Bäume zunutze machte. Ungehindert bewegen würde er sich allerdings erst wieder können, wenn er den Waldrand erreicht hatte, der einen knappen Kilometer hangabwärts lag. Auf dem Weg hinauf zu Chet war er müde das unebene und mit Felsblöcken übersäte Gelände hinaufgetrottet und -gekraxelt, und diverse Muskeln hatten den ganzen Weg über protestiert, da sie auf der Wanderung des Vortags schon genug mitgemacht hatten. Er hatte einen etwas mäandernden Kurs zwischen Feldern von schmelzendem Schnee eingeschlagen. Jetzt schien ihm, dass diese Schneefelder ihm einen schnellen Weg hinunter boten. Schnell und ein wenig gefährlich. Doch nun, da er sich von Chet verabschiedet hatte, verspürte er eine fast schon panische Notwendigkeit, sich in Richtung Süden zu bewegen, Jake zu warnen und unterwegs vielleicht wieder mit Zula zusammenzutreffen. Und so schob er sich im Krebsgang bis an den Rand eines großen Schneefeldes, das bis zum Waldrand hin abfiel. Er verlor fast sofort den Halt. Anstatt sich jedoch auf den Hintern plumpsen zu lassen, beugte er sich vorsichtig nach vorn, sodass er auf den Stiefelsohlen hangabwärts glitt, eine Art Schneerutschen im Stehen. Im Grunde fuhr er Ski ohne Skier. Das war, wenn Hang und allgemeine Bedingungen es zuließen, eine durchaus verbreitete Praxis, und sein Engagement in der Catski-Industrie hatte ihm viele Gelegenheiten zum Üben geboten. Er legte die Entfernung bis zur Baumlinie in einem Bruchteil der Zeit zurück, die er gebraucht hätte, um sich von Fels zu Fels einen Weg nach unten zu suchen. Unterwegs stürzte er dreimal. Der letzte Sturz war ein absichtliches Eintauchen in eine Schneewehe, um seine Geschwindigkeit abzubremsen, ehe er gegen die Bäume knallte.
    Die Schneewehe war weich und wies nun eine Richard-förmige Vertiefung auf, die seinen müden, mitgenommenen Körper auf eine Weise umfing, die äußerst komfortabel war. Die Kälte hatte noch nicht begonnen, seine Kleidung zu durchdringen. Er drehte den Kopf und vergewisserte sich, dass die Dschihadisten mit den Waffen ihn nicht sehen konnten.
    Er war versucht, einfach liegen zu bleiben und ein Nickerchen zu machen. Er stopfte sich eine Handvoll Schnee in den Mund, kaute und schluckte ihn. Sein Herz hatte während der Rutschpartie sehr schnell geschlagen, und er fand, dass es nichts schadete, sich an dieser geschützten Stelle ein paar Augenblicke lang zu entspannen, seinem Körper eine kleine Rast zu gönnen, seinen Puls sich etwas beruhigen zu lassen.
    Was dieser nicht zu tun schien. Richard spürte ein stetiges Pochen in seiner Brust und fragte sich, ob sein Herz nun doch unter irgendeiner Arrhythmie litt.
    Aber das hier schien das genaue Gegenteil zu sein, da es nichts als Rhythmus hatte. In seiner Vollkommenheit fast mechanisch war. Er drückte sich eine Hand unter der linken Brustwarze an den Körper und stellte fest, dass dieses Gefühl des Schlagens nichts mit seinem Herzen zu tun hatte.
    Es kam von außerhalb seines Körpers.
    Es war in der Luft überall um ihn herum.
    Es war ein Hubschrauber.
    Er rappelte sich auf und wankte mit den Armen winkend ins Freie.
    Die Berge, die nun die Windschutzscheibe füllten und sich aus dem flachen Tal bis in eine Höhe irgendwo über ihren Köpfen erhoben, sahen für Seamus vertraut aus. Nicht, weil er jemals hier gewesen wäre – das war er nicht –, sondern weil er überall auf der Welt in solchen Gebirgen gewesen war. Es war die Art von Gebirge, in dem sich für ihr Leben gern Aufständische aufhielten.
    Aufständischen lag nichts an spektakulären, schneebedeckten

Weitere Kostenlose Bücher