Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
bis in die Wurzeln erschüttert wurden. Weil er sie fest zusammenbiss, knallten sie nicht gegeneinander, und er biss sich nicht die Zunge ab; er hoffte, dass das auch für die anderen galt.
    Der Hubschrauber rammte die Nase in den Schnee und begann wie ein großer, außer Kontrolle geratener Schlitten bergab zu rutschen. Direkt vor ihnen waren Bäume. Vor den Bäumen stand – genau wie Yuxia ihnen begreiflich zu machen versucht hatte – Richard Forthrast. Alias Dodge.
    Er machte seinem Spitznamen alle Ehre und wich aus.
    Die Bäume nicht.
    Die zehn bis fünfzehn Sekunden zwischen dem Auftauchen des Hubschraubers am Himmel und dem Moment, in dem er nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo Richard sich zu Boden geworfen hatte, zwischen den Bäumen zum Stehen kam, boten diesem eine ununterbrochene Abfolge nie zuvor erlebter Empfindungen, die er zu anderen Zeiten noch mehrere Wochen lang erforscht hätte, um sich einen Reim darauf zu machen. Irgendetwas im modernen Verstand wollte einfach nicht aufhören zu sagen: Wenn ich das bloß auf Video festgehalten hätte oder Das wird der coolste Blog-Eintrag aller Zeiten! Abgesehen davon wäre er gern mindestens noch ein paar Minuten lang einfach nur dagelegen und hätte sich gefragt, ob das alles wirklich passiert war.
    Hinter der gesprungenen und gesplitterten Windschutzscheibe des Hubschraubers regten sich Leute. Auf einen Blick schätzte er zwei. Bei genauerem Hinsehen drei: Hinten war noch eine kleinere Person, eine Frau. Der Pilot schien bewusstlos zu sein oder jedenfalls nicht bereit, sich zu bewegen. Der Passagier neben ihm war ein schlaksiger Mann mit rötlich blonden Haaren und einem Bart, und er zappelte herum wie eine Spinne in einer Badewanne, offenbar um sich aus diversen Verwicklungen zu befreien, während ihn von hinten die Person auf dem Rücksitz bearbeitete, weil sie erst herauskam, wenn er draußen war. Und sie – die Stimme, die seiner Vermutung nach chinesisch sprach, war eindeutig die einer Frau – wollte unbedingt hinaus. Der Mann steckte von Kopf bis Fuß in Tarnkleidung, was darauf schließen ließ, dass er hier heraufgeflogen war um zu jagen. Dafür war es zwar die falsche Jahreszeit, aber vielleicht war er ja ein Wilderer, der eigens in dieses Gebiet gekommen war, um Wildhütern aus dem Weg zu gehen.
    Richard schaute den Hang hinauf, um festzustellen, ob der Dschihadist mit dem Scharfschützengewehr schon in Sicht gekommen war. Entweder war das noch nicht der Fall, oder er achtete als typischer Scharfschütze darauf, nicht gesehen zu werden. Jedenfalls würde er sie bald genug im Visier haben, und Richard wollte die Neuankömmlinge darauf aufmerksam machen und sie aus dem Hubschrauber befreien. Er rappelte sich hoch und stapfte durch Schnee und Unterholz auf die rechte Seite der abgestürzten Maschine zu – nur um von der Mündung einer Pistole begrüßt zu werden, die wie durch Zauberei in der rechten Hand des Passagiers aufgetaucht war und genau auf ihn zeigte.
    »Okay«, sagte Richard und hielt die Hände deutlich sichtbar vom Körper weg, »wenn ich das gerade erlebt hätte, wäre ich auch ein bisschen nervös.«
    »Es ist nicht so sehr das«, sagte der Passagier, »sondern die Mossberg 500 am taktischen Tragegurt.« Er wies mit dem Kinn auf besagte Waffe, die an Richards Schulter hing.
    »Verständlich«, räumte Richard ein.
    »Sie sind Richard Forthrast«, sagte der Passagier und senkte die Mündung der Pistole. Dann wurde er von mehreren kräftigen Tritten gegen die Rückenlehne seines Sitzes abgelenkt.
    »T’Rain-Spieler?«, fragte Dodge.
    »Ja, schon. Aber das hier ist mehr als nur ein zufälliges Fantreffen. Wir haben Informationen über Ihre Nichte. Oder vielmehr, sie hat welche.« Er wies mit dem Kinn nach hinten. »Ich habe sie nie kennengelernt, aber was ich so höre, ist sie eine tolle junge Lady.«
    »Ich habe sie erst vor einer Stunde gesehen.«
    Das Treten und Zappeln hörte auf. Über die Rückenlehne lugte ein Gesicht.
    »Sie ist am Leben?«, fragte die junge Asiatin.
    Aus dem Hubschrauber herauszukommen erforderte einiges an Arbeit mit dem Messer, da Teile der Instrumententafel nach oben gedrückt worden waren und scharfe Blechkanten sich in Sicherheitsgurten und Tarnkleidung verhakt hatten. Doch irgendwann befreiten sich der Mann, der seinen Namen mit Seamus angab, und die Frau, Yuxia, und gingen um den Hubschrauber herum auf die andere Seite, um nach dem Piloten zu sehen. Er war mittlerweile wach. Konditioniert durch

Weitere Kostenlose Bücher