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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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aber er wollte das nicht weiter aufbauschen. Er war immer noch so erstaunt von allem, was sich in den wenigen Minuten abgespielt hatte, seit er vom Lagerplatz weggehoppelt war, um dem Ruf der Natur zu folgen, dass er wenig anderes tun konnte, als verblüfft dazustehen und auf den Herzstillstand zu warten, als müsste das die unvermeidliche Folge sein. Er bettete Zulas Kopf in seine Armbeuge, drückte ihn fest an seine Brust, stellte die Füße weit auseinander und atmete.
    Sie beruhigte sich als Erste. Er hörte gedämpfte Geräusche, und ihm ging auf, dass sie zu reden versuchte. Er lockerte seinen Griff, sah, wie ihr Gesicht zu ihm aufblickte. Ein Wunder. Für den Rest seines Lebens würde er es jedes Mal, wenn er dieses Gesicht sah, ein Wunder nennen.
    Ihre Lippen bewegten sich.
    »Was?«, sagte er.
    »Chet liegt oberhalb des Wasserfalls«, sagte sie. »Er ist schwer verletzt.«
    »Mist«, sagte Richard. »Du weißt, wir müssen rüber nach Prohibition Crick und Jake warnen.«
    »Ja«, sagte Zula. »Das weiß ich. Ich sag ja bloß.« In ihrer Stimme lag ein Anflug von Furiose-Musen-hafter Schockiertheit darüber, dass Dodge auch nur in Erwägung zog, nicht zurückzukehren und nach Chet zu sehen.
    »Haben diese Scheißkerle ihn angeschossen?«, fragte Richard und ruckte den Kopf in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Andere Scheißkerle«, sagte sie. »Aber sie gehören alle zu derselben Gruppe, wie du vielleicht erraten hast.« Sie fügte hinzu: »Ich bin mir offen gesagt nicht mal sicher, ob Chet noch lebt. Er hat ziemlich schlecht ausgesehen.«
    »Meinst du, du findest von hier aus den Weg zu Jake?«
    Das haute sie eine Sekunde lang um. »Du meinst, wir sollen uns trennen? Ich soll zu Jake vorauslaufen, während du umkehrst und nachsiehst, wie es Chet geht?«
    »Nur so ein Gedanke. Ich kenne eine Abkürzung. Ich bin im Handumdrehen bei Chet.«
    »Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit«, gab sie zu und machte dabei ein Gesicht, als würde sie gleich wieder zu weinen anfangen. Eine ganz andere Art von Weinen. Der Weinanfall eben war ein Herauslassen schrecklicher aufgestauter Emotionen gewesen. Der kommende war Traurigkeit darüber, dass sie so bald wieder auf sich allein gestellt sein würde.
    »Das Einzige ist«, sagte Zula und brach ab, offenbar weil ihr peinlich war, was sie gerade hatte äußern wollen.
    »Ich muss der Familie Bescheid sagen.«
    »Ja.«
    »Ich muss erzählen, dass du Xiamen überlebt hast, dass du überlebt hast, was immer du in den letzten Wochen durchgemacht hast, und dass du allein losgezogen bist, um die anderen zu warnen.«
    »Ja«, sagte sie. »Und das heißt, du musst überleben.«
    »Ich muss überleben«, verbesserte er sie, »wenn du nicht überlebst.«
    »Das stimmt«, sagte sie, als hätte er in einer geschäftlichen Besprechung ein stichhaltiges Argument vorgebracht.
    »Die Kehrseite ist …«
    » Ich muss überleben, wenn du nicht überlebst«, sagte sie. »Aber du überlebst schon. Das tust du immer.«
    »Niemand tut das immer«, verbesserte er sie. »Aber ich werde mir alle Mühe geben, denn ich weiß, nur wenn ich überlebe, werde ich das Vergnügen und die Ehre haben, der Welt deine Geschichte zu erzählen.«
    »So toll ist sie nun auch wieder nicht«, sagte sie verlegen.
    »Quatsch. Hey, pass auf. Chet liegt im Sterben. Die Scheißterroristen sind unterwegs zu Jake. Wir müssen diesen Plan umsetzen. Auch wenn das blöd ist und niemals so wäre, wenn es in der Welt gut und gerecht zuginge. Einverstanden?«
    »Ja.« Sie hob eine behandschuhte Hand, den Handteller nach vorn gerichtet.
    Er ergriff sie. Einige Augenblicke lang drückten sie sie fest. »Für mich warst du immer eine Art Heldengestalt«, sagte er ihr.
    »Für mich warst du immer mein … Onkel«, antwortete sie.
    »Ist mir eine Ehre.«
    »Bis bald.«
    »Schwing die Hufe«, sagte er. »Und denk dran, wenn du bloß in der Nähe bist und dann in die Luft schießt, bis das Magazin leer ist, reicht das schon, um Jake und die anderen Bekloppten in Alarmstufe Rot zu versetzen. Dazu braucht es nicht viel.«
    »Geht klar.« Und sie wandte ihm den Rücken zu und setzte sich in Bewegung. Gleich darauf verfiel sie in Laufschritt.
    »Inzwischen ist das wohl offensichtlich«, rief er ihr nach, »aber ich liebe dich.«
    Sie drehte den Kopf und warf ihm über die Schulter einen schüchternen Blick zu, dann widmete sie sich wieder ihrer Aufgabe.
    Chet war schon aus einem knappen Kilometer Entfernung zu sehen: Er

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