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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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und seine Leber war herausgerissen worden. Die schiere Unheimlichkeit des Schauspiels hatte sehr viel beklemmender auf ihn gewirkt als die Leiche von Zakir, der zwar auch auf äußerst blutige, aber sehr viel konventionellere Weise gestorben war.
    Von dort aus waren sie zu ihrem Lagerplatz zurückmarschiert, dabei aber immer auf dem Pfad geblieben, um zu verhindern, dass der Mann auf dem Motorrad umkehrte und aus dem Tal entkam. Ershut und Jahandar hatten sich abgewechselt: Einer hatte den Pfad bewacht, damit der andere zum Lagerplatz hinaufstapfen und alles zusammensuchen konnte, was er brauchte, um die letzte Etappe der Reise hinter sich zu bringen. Dann waren sie talaufwärts marschiert und der Spur des Motorrades gefolgt, die ab und zu von Blutstropfen getüpfelt war. Das hatte Jahandar mit großer Zufriedenheit erfüllt, denn er war überzeugt gewesen, dass er den Motorradfahrer mit einem Schuss getroffen hatte.
    Den Kamm zu durchqueren hatte sich als unmöglich erwiesen, da ein Motorradschloss am Tor den Weg durch die Stollen versperrt hatte und Jahandars Versuche, es durchzuschießen, erfolglos geblieben waren. Aber nur ein weichlicher, korrupter Ungläubiger würde sich einbilden, dass das wirklich ein Hindernis für zwei Männer wie Ershut und Jahandar darstellte. Sie hatten sich aus der Mine zurückgezogen, den Kamm einfach überklettert, in der Nähe des Gipfels kampiert, von wo aus sie einen klaren Blick in alle Richtungen hatten, um dann südwärts weiterzumarschieren, sobald es hell geworden war. Ershut hatte schlecht geschlafen, weil er an Sayed oben auf diesem Baum hatte denken müssen und sich gefragt hatte, wer oder was für diese Gräueltat verantwortlich war. Ershut war stämmig und anomal stark, und doch bezweifelte er, dass er den schlaffen Körper von Sayed so hoch auf einen Baum, dem es an passenden Seitenästen fehlte, hätte hieven können. Die Rinde hatte tiefe, von vier parallelen Krallen gekerbte Furchen aufgewiesen, die nach Meinung von Ershut von einem Raubtier stammten, das seine Beute in diese Astgabel geklemmt hatte, um sie von Schakalen – oder was auch immer für schakalartige Tiere in diesen Bergen lebten – fernzuhalten. Jahandar spottete nur über diese Theorie. Seiner Überzeugung nach war dies das Werk eines Menschen gewesen, der versuchte, ihnen dadurch Angst einzujagen, dass er Sayeds Körper verstümmelt und an einer Stelle platziert hatte, wo sie ihn zwangsläufig bemerken mussten.
    Jedenfalls hatten sie unruhig geschlafen und ihre Waffen griffbereit gehalten. Während seiner Wache war Ershut überzeugt gewesen, etwas zu spüren, was um das Lager herumschlich, und einmal hatte er den Strahl seiner Taschenlampe um sich herumwandern lassen und war sich sicher gewesen, dass er für den Bruchteil einer Sekunde ein paar glühende Augen aus der Dunkelheit hatte leuchten sehen. Doch als er den Strahl zurückbewegt hatte, waren sie bereits verschwunden.
    Es wäre also durchaus sinnvoll gewesen, wenn sie das Gelände hinter sich scharf im Auge behalten hätten, während sie im frühmorgendlichen Licht von der Kammlinie abstiegen. Aber zweierlei lenkte ihre Aufmerksamkeit nach vorn. Zum einen eine Salve von Schüssen, die von den Talwänden um sie herum widerhallte, kurz nachdem sie aufgebrochen waren. Und zum anderen ein Mann, der weit unterhalb von ihnen auf einem Felsblock lauerte und ab und zu für wenige Augenblicke sichtbar wurde, wenn er sich rührte und mit einem Fernglas über dessen Rand schaute. Jahandar nahm ihn gelegentlich durch das Zielfernrohr seines Gewehrs ins Visier und berichtete, dass er nicht bewaffnet zu sein schien. Er war betrunken oder sonst wie beeinträchtigt, lag immer wieder längere Zeit still und tappte dann unsicher herum. Jahandar hätte eine Scharfschützenposition beziehen, auf die Gelegenheit zu einem guten Schuss warten und den Mann erledigen können, bevor sie in seine Nähe kamen, aber der Mann wirkte so hilflos, dass es keinen zwingenden Grund dazu zu geben schien. Vielleicht konnten sie Informationen aus ihm herausholen, wenn sie bis auf seine Höhe abgestiegen waren.
    Die Diskussion darüber fand ein Ende durch den Anflug des Hubschraubers und alles, was passierte, nachdem Jahandar darauf geschossen hatte. Zu ihrer beträchtlichen Enttäuschung glitt er aus ihrem direkten Blickfeld, sodass es ihnen nicht möglich war festzustellen, ob es Überlebende gab, oder auf sie zu schießen. Dafür würden sie zuerst ein ganzes Stück weit

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