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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ging ihr Blick ziemlich genau nach Westen. Rechts von ihr, einige Kilometer entfernt, lag der Kamm, den sie und Chet gestern in den alten Bergwerksstollen durchquert hatten. Links zog sich ein langer, sanft geschwungener Schutthang über eine Entfernung von mehreren Kilometern bis zu einem langen Kamm hin, der südwärts aus dem Berg vorsprang. Dank Richards Beschreibung wusste sie, dass sie, wenn sie diesen Hang querte und den Kamm überkletterte, ins Tal des Prohibition Crick absteigen und Jakes Haus finden würde.
    Alle diese Eindrücke sammelte sie, während sie Olivia mit erschöpften, schwankenden Schritten über die Oberseite des Felsens folgte, auf den vorspringenden Rand zu, von dem aus Sokolow auf die Dschihadisten schoss. Je weiter Olivia ging, desto mehr neigte sie dazu, den Kopf einzuziehen, dann sich zu ducken, dann zu robben. Zula, die derart ineffektive Formen der Fortbewegung gründlich satt hatte, sperrte sich dagegen, weiterzugehen. Sie rückte langsam bis zu dem Punkt vor, an dem sie auf allen vieren hätte weiterkriechen müssen, blieb dann stehen, hockte sich auf die Fersen und streckte ihre arg mitgenommenen Oberschenkel- und Wadenmuskeln. Etwa zehn Meter entfernt konnte sie die Sohlen von Sokolows Stiefeln – Hacken nach oben, Fußspitzen nach unten – sehen, während er ausgestreckt am Rand des Felsvorsprungs lag und durch das Zielfernrohr eines mit allen Schikanen ausgestatteten AR -15-Gewehrs spähte, das dem, das Peter in seinem Safe aufbewahrt hatte, merkwürdig ähnlich sah. Olivia lag neben ihm auf der Seite und sagte ihm etwas ins Ohr, und er nickte und gab ihr kurze Bemerkungen zur Antwort. Irgendetwas an Olivias Körpersprache – die fast völlige Entspanntheit, mit der sie neben ihm lag – verriet Zula, dass sie so etwas wie einen intimen Moment miterlebte, und das war ihr peinlich. Aber nach wenigen Momenten begann sich Olivia rückwärts vom Rand des Vorsprungs wegzuschieben, und Sokolow drehte den Kopf und schaute mit seinen blauen Augen nach hinten zu Zula. Ein Amerikaner hätte an dieser Stelle irgendeine sentimentale Geste gemacht, das Ganze verkitscht, aber Sokolow begnügte sich mit dem allerwinzigsten Nicken und der Andeutung eines Augenzwinkerns. Zula reagierte, indem sie die Hand hob und die Finger zur Andeutung eines Winkens bewegte. Das war mehr als genug für Sokolow, der den Kopf herumwarf und sich wieder seiner Beschäftigung widmete.
    Olivia führte sie zu einer Stelle, wo sie und Sokolow zwei Mountainbikes versteckt hatten. Sie waren mit Ausrüstung beladen, die jetzt zum großen Teil irrelevant war – oder Sokolow vielleicht von größerem Nutzen als ihnen. Das alles nahm Olivia herunter und ließ es auf dem Boden liegen. Sie hatten reichlich Proviant und Wasser mitgebracht, von dem ein Gutteil in Zulas Mund wanderte, während Olivia den Rest durchsah. Ein Erstehilfekasten enthielt ein paar rezeptfreie Schmerztabletten, von denen Zula mehr als die empfohlene Dosis konsumierte. Olivia half ihr, die Höhe ihrer Sattelstütze einzustellen – offenbar würde sie das Fahrrad benutzen, mit dem Sokolow gekommen war – und fuhr ihr auf dem vorspringenden Felssporn ein kurzes Stück weit in Richtung Berggipfel voraus. Nach etwa einer Minute erreichten sie eine Stelle, wo sie auf der bloßen Andeutung eines Pfades abfahren konnten, der waagerecht über den Schutthang in die Richtung führte, in die sie wollten.
    Die Überquerung kam ihnen endlos vor. Belebt wurde sie zu Beginn von einigen Schüssen, die von weit unten abgeben wurden und offenbar ihnen galten. Wie es schien, hielten sich die Dschihadisten vorsichtig südwärts und versuchten, Sokolows Position entweder auszuweichen oder sie seitlich zu umgehen, indem sie sich durch den Wald bewegten. Ein aufgegebenes Bergarbeitercamp am Fuß des Hangs sah so aus, als würde es den Dschihadisten reichlich Deckung bieten, wenn sie es denn erreichen konnten. Aber Olivia und Zula waren außer Reichweite, und Sokolow behielt seine Taktik bei, jeden aufs Korn zu nehmen, der auf sie schoss, und so hatte Zula binnen weniger Minuten aufgehört, sich wegen bewaffneter Männer Sorgen zu machen, und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Projekt, einfach die nächsten ein, zwei Stunden zu überstehen. Manchmal konnten sie die Räder im niedrigsten Gang – der wirklich sehr niedrig war – fahren, größtenteils aber war es effektiver, die Maschinen zu schieben oder gar zu tragen. Olivia beharrte darauf, dass es sich lohnte,

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