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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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das Geraschel von Kleidung. Dann das in der klaren, ruhigen Luft verblüffend überdeutliche Geräusch, mit dem der Hahn eines Revolvers gespannt wurde und einrastete.
    Wieso wechselte Jahandar zu einer Faustfeuerwaffe über?
    Weil er gesehen hatte, wie Yuxia gestikulierte, um jemanden weiter unten auf sich aufmerksam zu machen. Daher wusste er, dass hier unten jemand versteckt sein musste. Auf ihn wartete. Und das naheliegende Versteck war der Wurzelballen nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo Jahandar stand. Bei dieser Art von Kampf würde ihm das Gewehr nichts nützen.
    Jetzt langsames, kaum zu hörendes Rascheln, während Jahandar den Pfad verließ, in das Laubwerk eintauchte und nach einer Möglichkeit suchte, wie er Richard seitlich umgehen konnte.
    Richard hatte die Flinte hundertmal überprüft, um sich davon zu überzeugen, dass sich eine Patrone im Patronenlager befand, und er zwang sich, es nicht noch einmal zu tun, da das ein Geräusch machen würde. Er senkte den Blick auf den Sicherungshebel, um sich zu vergewissern, dass der rote Punkt zu sehen war. Die Waffe war schussbereit.
    Er hatte sich rückwärts in eine Höhlung zwischen den Wurzeln des toten Baums geschmiegt, vielleicht nicht die beste Lage, da sein Blickfeld und seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren. Während er überlegte, wie er diesen Zustand verbessern konnte, ohne umgebracht zu werden, fiel sein Blick auf einen etwa baseballgroßen, runden Stein, der sich vor Hunderten von Jahren im Wurzelwerk dieses Baums verkeilt hatte und nun aus der klumpigen Erde neben Richards Knie hervorstand. Er erinnerte sich an einen Trick, den er als Junge beim Versteckspielen mit John in der Schlucht des Farmbachs angewandt hatte, und handelte ohne zu überlegen. Bis zu diesem Punkt hatte er psychologisch in einem Zustand zäher Entschlusslosigkeit festgesteckt. Doch jetzt griff er einfach mit der linken Hand nach unten, fand den Stein, löste ihn aus seinem Erdbett und warf ihn in ein Gesträuch etwa fünf Meter rechts von ihm. Er flog lautlos und wahrscheinlich unsichtbar, raschelte dann mit plötzlichem, lautem Geräusch durchs Gebüsch und landete auf dem Boden. Jahandar reagierte sofort, schoss darauf und spannte gleich wieder. Das verriet seine Position: zu weit rechts von Richard, als dass dieser zum Schuss kommen konnte, ohne sich weiter von dem Wurzelballen wegzubewegen. Er schätzte, dass es jetzt ums Ganze ging, stieß sich mit dem Hintern von dem Wurzelwerk ab und drehte sich auf dem fest aufgesetzten rechten Fuß, während der linke wie eine Kompassnadel herumschwang, die einen Neunziggradbogen beschreibt. Zugleich hob er die Flinte, brachte Lauf und Korn auf eine Linie mit seinem Auge und fragte sich, wann zum Teufel Jahandar in sein Blickfeld kommen würde. Schließlich sah er ihn aus dem Augenwinkel, und ihm wurde klar, dass er sich nicht weit genug gedreht hatte; er holte noch einmal aus der Hüfte Schwung. Sein linker Fuß trat etwas früher wieder auf, als ihm lieb war; er versuchte, das Knie anzuziehen, den Auftritt zu verzögern, sich noch etwas weiter zu drehen, doch das Ergebnis war, dass der Fuß sich an einer Wurzel verhakte und kräftig gedreht wurde. Richard fiel, vollkommen aus dem Gleichgewicht, nach links, noch immer ohne festen Stand mit dem linken Fuß, der hart und unkontrolliert auf dem Boden aufkam. Der war an dieser Stelle rutschig und uneben, sodass sein Fuß sich auf eine Weise verdrehte, die nicht vorgesehen war. Noch spürte er keinen Schmerz. Für einen Sekundenbruchteil hatte er den Blick von Jahandar abgewandt. Jetzt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Visier zu. Jahandar war verschwunden. Eine Art Hechtsprung mit anschließendem Abrollen hatte ihn auf den Pfad zurückbefördert. Richard war versucht, blindlings zu schießen, ließ aber eingedenk der begrenzten Anzahl von Patronen im Magazin den Finger vom Abzug. Aufklärung durch Feuer würde bei ihm nicht funktionieren.
    Auf den Boden runterzugehen schien eine gute Idee zu sein, also ließ er sich plumpsen, was ohnehin schon von selbst geschah: Sein Knöchel war übel in Mitleidenschaft gezogen worden, und der erste Stich von Schmerz hatte es gerade das Bein hinauf bis in sein Gehirn geschafft. Er nahm die linke Hand von der Flinte und ließ den Lauf einige Augenblicke lang nach oben zeigen, während er sich auf den Hintern setzte und mit der Linken versuchte, den Sturz abzufangen.
    Dann blickte er auf und sah Jahandar, der ihn aus weniger als

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