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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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erwies sich als falsch. Wenn der Quad sich bewegte, dann war er viel schneller, als sie laufen konnten, aber Jake schien unmäßig viel Zeit darauf verwenden zu müssen, von Hindernissen freizukommen oder Gefällstrecken zu umgehen, die zu steil waren, als dass er sie hätte überwinden können. Immer war das Motorengeräusch ein kurzes Stück vor ihnen zu hören und wurde nur manchmal von Schüssen übertönt. Aufgrund irgendeines sonderbaren, unpassenden Familienkonkurrenz-Instinkts wollte Zula ihn unbedingt ein- und überholen. Aber bevor das geschah, kam schon die Hütte in Sicht, deren grünes Wellblechdach in die Wipfel der umliegenden Bäume eingebettet war, und dann ging es nur noch darum, so schnell und so direkt wie möglich dorthin zu kommen.
    Jake und seine Familie hatten den Wald im Umkreis von hundert Metern durchkämmt, sämtliches kleine, buschige Unterholz entfernt und die toten Äste weggeschnitten, die wie Leitersprossen aus den Stämmen ausgewachsener Koniferen ragten. Angeblich war das eine Maßnahme gegen Waldbrände; sie würde verhindern, dass Flammen durch die trockene Unterschicht rasten und das Haus zerstörten. Sie hatte den Nebeneffekt, die Sichtweite stark zu erhöhen. In den Naturwäldern dieser Gegend konnte man wegen des dichten Bewuchses nicht weiter als ein paar Dutzend Meter sehen, doch von den Fenstern von Jakes Hütte aus reichte der Blick bis an den Rand der Zone, die sie angelegt hatten. Aus diesem Grund hatte Zula den Verdacht, dass es sich auch um eine taktische Maßnahme handelte, die es Leuten erschwerte, sich durch den Wald an sie heranzuschleichen. Worin auch immer ihr Zweck bestand, Ergebnis war, dass Olivia und Zula, als die in diese Zone hineinstürmten, mit einem Mal klare Sicht bis zur Rückseite der Hütte hatten, wo Jake gerade vom Quad gesprungen war. Er steuerte direkt die Kellertür an, ein Paar schwerer Stahlluken, die an einem abgeschrägten Rahmen aus Stahlbeton angebracht waren. Zula sah zu, wie diese Tür aufging und Elizabeth, die zusätzlich zu ihrer üblichen halbautomatischen Glock noch eine Flinte trug, herauskam, ihren Mann umarmte und ihm einen Kuss gab.
    Aber es war keine Wiedervereinigung der ausführlichen, liebevollen Art, denn ihre nächste Handlung bestand darin, dass sie Jakes Gesicht zwischen beide Hände nahm und ihm etwas sagte, das allem Anschein nach wichtig war. Beim Reden drehte sie den Kopf angelegentlich in Richtung Vorderseite der Hütte.
    Jake nickte, gab Elizabeth einen Kuss und trat zurück. Elizabeth ging rückwärts die Treppe hinunter und klappte die Türflügel über sich zu. Zula, die inzwischen keine fünfzig Schritt entfernt zwischen den Bäumen hindurchsprintete, hätte am liebsten Nein, warte auf uns! gerufen. Aber sie war viel zu sehr außer Atem, um andere Geräusche als ein Keuchen von sich zu geben, und mit Elizabeth und den Jungen in einem Bunker festzusitzen erschien ihr bei näherem Nachdenken auch nicht unbedingt so reizvoll.
    Unterdessen hatte Jake sein Gewehr von der Schulter genommen und durchgeladen und war zu einer Art von Bewegung übergegangen, die er in einem Seminar für taktisches Gefechtsschießen oder durch Anschauen von Actionfilmen gelernt haben musste. Sie lief darauf hinaus, dass er immer in die Richtung zielte, in die er schaute, und um Ecken ging er in aller Regel sehr vorsichtig.
    Zula schaffte es, »Ich komme von hinten auf dich zu, Onkel Jake!« zu rufen, denn etwas an seiner Körpersprache legte nahe, dass er es vielleicht nicht sehr freundlich aufnähme, überrascht zu werden.
    Er drehte sich um und bedeutete ihr mit einer Geste, still zu sein, dann wagte er sich um die Ecke des Gebäudes und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Zula versuchte, daraus schlau zu werden. Unmengen bewaffneter Schurken vor der Hütte würden erfordern, dass Jake sich zu seiner Familie in den Bunker begab und Zula und Olivia mitnahm. Was auch immer sich vorn befand, konnte also nicht so schlimm sein.
    »Ich will sehen, was dort ist«, sagte Zula, verlangsamte ihren Schritt, bewegte sich zur Seite und schlug einen weiten Bogen um dieselbe Seite der Hütte, an der Jake entlangschlich. »Vielleicht kann ich ja helfen.« Sie nahm das Gewehr von der Schulter.
    »Kann ich mich anschließen?«, sagte Olivia unter keuchendem Luftholen.
    »Natürlich.« Olivia schien das ohnehin tun zu wollen.
    Der Boden war uneben, die Visierlinien nicht nur von Baumstämmen, sondern auch von Brennholzstapeln und Nebengebäuden unterbrochen.

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