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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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angefangen zu nicken, als wüssten sie das alles, was ihn ermutigte. »Heute ist es in Ordnung. Es ist total modern, mit einem hohen Lebensstandard. In den Neunzigern dagegen, als ich noch ein Teenager war, da lag die Wirtschaft am Boden – das kommunistische System war wie ein altes Stalindenkmal gesprengt worden, aber bis ein neues System geschaffen war, hat es ein paar Jahre gedauert. Schlimme Arbeitslosigkeit in dieser Zeit, Inflation, Armut und so weiter. Mein Vater war Lehrer. Überqualifiziert dafür. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls gab es in unserer Familie wenig Geld, und die einzige Möglichkeit, welches zu verdienen, bestand für uns darin, unser Gehirn zu benutzen. Zufällig war ich nicht der Schlaue. Das ist mein älterer Bruder.«
    »Wie verdient er seinen Lebensunterhalt?«, fragte Zula.
    »Bartos hat eine Postdoc-Stelle in Topologie an der UCLA .«
    »Oh.« Zula sah Peter an und erklärte: »Das ist eine Art Mathematik.«
    »Danke«, blaffte Peter.
    Csongor fuhr fort: »Ich wusste aber, dass ich nicht so bin wie Bartos, und deshalb habe ich nach anderen Wegen Ausschau gehalten, mithilfe meines Gehirns meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Lehrer in meiner Akademie wollten immer nur, dass ich in der Eishockeyschulmannschaft spielte. Ich habe den Unterricht vernachlässigt und mir selbst das Programmieren von Computern beigebracht. Und dann habe ich plötzlich auf diese Weise Geld verdient. Als es mit der Wirtschaft bergauf ging, wurden überall Programmierer gesucht. Vor allem in der Lokalisierung.«
    »Was heißt Lokalisierung?«, fragte Zula. Mit einem Seufzer gab Peter ihr zu verstehen, dass das eine dumme Frage war.
    »Man übersetzt fremde Software ins Ungarische und sorgt dafür, dass alles auch im speziellen Sprach- und Kulturraum Ungarns funktioniert«, erläuterte Csongor, und Zula glaubte in der Art, wie er hier in aller Ruhe Dinge erklärte, flüchtig seinen Vater, den Lehrer, erkennen zu können. »Zum Beispiel ist die ungarische Währung wegen der Inflation in ihrem Wert gemindert.« Allmählich in Fahrt geratend, holte er eine Brieftasche hervor und entnahm ihr ein Bündel Geldscheine von der Magyar Nemzeti Bank, auf denen Stiche von Zula völlig unbekannten Männern mit verrückten Hüten und buschigen Schnauzbärten zu sehen waren. Die Nennwerte waren enorm hoch: Der kleinste belief sich auf 1000, und manche von ihnen waren fünfstellig. »Wenn Sie also irgendeine unbedeutende, im Einzelhandel verwendete App, sagen wir, für eine Registrierkasse, haben, kann es sein, dass ausländische Software sich nicht eignet, weil sie ein Format verlangt, das ein Dezimalkomma, gefolgt von irgendeiner Cent-Zahl aufweist. Wir haben aber weder ein Dezimalkomma, noch Cent, nur ganze Zahlen. Also ist ein geringfügiges Umschreiben der Software nötig. So etwas habe ich für Einzelhändler gemacht.«
    »Was zu Kreditkartenlesegeräten führte?«, sagte Peter, der endlich etwas Geduld bewies.
    »Genau. In Zeiten des Warschauer Paktes hatten Einzelhändler keine Kreditkartenleser, aber als die Wirtschaft in den späten Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts in Schwung kam, musste plötzlich jeder einen haben, und deshalb hatte ich, als die Leute erfuhren, dass ich solche Geräte programmieren konnte, viel zu tun. Mein Vater war an zu viel Zigaretten gestorben, und meine Mutter hatte kein großes Einkommen, sodass ich das Geld verdient habe, um Bartos die Schule zu finanzieren und so weiter. Alles prima. Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Sehen Sie, der letzte sowjetische Soldat verließ Ungarn im Jahr 1991. Es gab aber andere Russen, die während des Kalten Krieges gekommen waren und etwas länger brauchten, bis sie wieder weg waren.«
    »Diese Typen da«, sagte Zula und neigte den Kopf in Richtung des benachbarten Flugzeugs.
    »Die Mafia, ja«, sagte Csongor. »Stufe 1 der neuen Wirtschaft war also, dass alles sich massiv verschlechterte. In Stufe 2 wurde die Situation besser und jeder bekam eine Kreditkarte. Und Stufe 3 …«
    »Stufe 3 war der Kreditkartenbetrug«, sagte Peter.
    »Ja, und der wurde auf verschiedene Arten versucht. Manche besser als andere. Die beste Art ist folgende: Ein Kellner in einem Restaurant hat einen kleinen Kreditkartenleser in seiner Tasche. Der Gast möchte seine Rechnung bezahlen. Dazu händigt er dem Kellner seine Kreditkarte aus. Der nimmt sie mit nach hinten an einen Platz, wo er unbeobachtet ist, und zieht sie zur Zahlung der Rechnung durch. So

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