Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
heißt, über Dinge, die in der realen Welt passierten, und deshalb wurden solche Wendungen immer mit Artikeln verlinkt, die nicht in der Gazette erschienen und in einer Art hausinternem Kurznachrichtenjargon verfasst waren, der Richard immer deprimierte, wenn er sich hindurchklickte.
    In diesem Fall lieferte die erläuternde Kurzmitteilung die Information, dass das Torgai-Vorgebirge das Revier einer Bande war, die sich Da G Shou nannte, vermutlich eine gestutzte Form von Da G[old] Shou, »Goldmacher«, wobei die Verkürzung von »Gold« auf »G« sich entweder dem Einfluss des Gangsta Rap verdankte oder weil es leichter zu tippen war. Schon seit Jahren hatte sie in der Gegend das Sagen. Alles ganz normal. Kleine Enklaven wie diese gab es viele. In den Regeln stand nichts, was eine hinreichend engagierte und gut organisierte Gruppe von Spielern daran hinderte, einen bestimmten Streifen Land zu erobern und zu kontrollieren. Das »Fleisch« war wegen REAMDE da, der schon seit einigen Wochen im Hintergrund existiert hatte, jedoch erst unlängst wie eine Flipperkugel im Knick seiner exponentiellen Wachstumskurve steil nach oben geschnellt war und für ungefähr zwölf Stunden den Eindruck vermittelt hatte, als könnte er die gesamte Rechenleistung des Universums restlos an sich reißen, bis er aufgrund seines eigenen Umfangs und seines raschen Wachstums mit den verschiedenen Reibungskräften in der realen Welt kollidiert war, die scheinbar exponentielle Phänomene immer heimsuchten und deren Eishockeyschlägerkurven zu trägen s-förmigen Diagrammen verbogen. Was nicht heißen sollte, dass das nicht immer noch ein sehr ernstes Problem war und dass nicht Scharen von Programmierern und Systemadministratoren ihm in Achtzehnstundenschichten von allen Seiten zu Leibe rückten. Dennoch war es nicht im Begriff, die Welt zu übernehmen noch, die ganze Firma zum Stillstand zu bringen, und in der Zwischenzeit waren Tausende von Charakteren dabei, Erfahrungspunkte zu sammeln, indem sie sich in Goodman Bustles Kneipe gegenseitig erschlugen.
    Corvallis Kawasaki holte ihn auf dem Vorfeld des Renton Airports ab. Er fuhr den unvermeidlichen Prius. »Ich hätte eine verdammte Lincoln-Limousine haben können«, beschwerte sich Richard, als er sich auf dessen Beifahrersitz quetschte.
    »Wollte dich nur ein bisschen vollquatschen«, erklärte C-plus, der hektisch an dem Intervallschalter für den Scheibenwischer herumhantierte, den er in diese kaum erreichbare, in Seattle immer so schwer zu findende Einstellung bringen wollte, in der die Wischanlage die Windschutzscheibe sauber hielt, ohne ratternde Wischerblätter über trockenes Glas zu ziehen. Sie starrten geradewegs die Piste an der südlichen Bucht des mit Schaumkronen gesprenkelten Lake Washington hinunter. Es war eine holprige Landung gewesen, und Richard fühlte sich etwas klamm.
    Corvallis, Sohn eines japanisch-amerikanischen Professors für Kognitionswissenschaft und einer indischen Biotechnologieforscherin, von seiner Sozialisation her dennoch ein reines Oregongewächs, war in der Stadt aufgewachsen, deren Namen er trug. Niemand in der Firma wusste genau, womit er sein Geld verdiente. Sich den Laden ohne ihn vorzustellen war jedoch fast unmöglich. Er legte bei dem Prius den Gang ein oder wie immer man es nannte, wenn man den Hebel bewegte, der ihn ins Rollen brachte, und fuhr in sicherer und vernünftiger Geschwindigkeit zwischen den parkenden Flugzeugen hindurch, die an ihren Verzurrseilen tropften und schaukelten, durch ein Tor hinaus und auf etwas, was wie eine richtige Straße aussah. »Ich weiß, dass du morgen Devin triffst und kaum was anderes im Kopf hast als den Kork.«
    Er hielt kurz inne, bevor er »Kork« sagte, und tat es dann auf eine komische Weise, mit einem langen vokalisierten R.
    »Kork?«, wiederholte Richard.
    »K-O-A-K«, erklärte C-plus, »der Koalitionskrieg.«
    »Nennen die coolen Kids ihn jetzt so?«
    »Ja. Wobei ich vermute, dass es in E-Mails besser funktioniert als im Gespräch. Wie dem auch sei, ich weiß, dass du dich gleich darauf vorbereiten wirst, aber du musst auch wissen, dass sich gerade ein paar interessante technisch-juristische Probleme rund um REAMDE auftun.«
    »Ach du je, das klingt ja nach genau den Schwierigkeiten, denen ich entgehen wollte, als ich zurückgetreten bin.«
    »Ich glaube nicht, dass du wirklich zurückgetreten bist«, widersprach Corvallis ihm sanft. »Ich meine, gerade bist du von Elphinstone hergeflogen, morgen

Weitere Kostenlose Bücher