Ersehnt
übergeben würde? Grauenvolle Visionen haben würde wie gewöhnlich? Würde ich diesen Sternenregen aus Licht sehen und diese Kraft in mir spüren, die Magie als etwas Sinnvolles und Nützliches erscheinen ließ, zumindest bis ich anfing zu würgen? Die Dunkelheit lastete dick und kalt auf mir. Ich schlang mir den Schal enger um den Hals und hoffte, dass ich meinen Entschluss, die Daunenjacke am Haken hängen zu lassen, nicht bereuen würde.
»Ich bin gespannt, ob der Zirkel dieses Jahr so gut wird wie der letzte«, sagte Rachel.
»Was war denn letztes Jahr so gut?«, wollte ich wissen. Rachel sah mich ernst an. »Wir haben Marshmallows gebraten.« Ich grinste und Charles kicherte. Auch über Rachels Gesicht. huschte der Anflug eines Lächelns und dann erreichten wir die Lichtung, auf der Solis das Feuer schon entfacht hatte.
»Willkommen«, sagte River, als wir unsere Schuhe auszogen. »Willkommen.«
Zu zwölft standen wir ums Feuer herum und sahen gebannt zu, wie die Flammen das trockene Holz verzehrten.
Sie krochen unauffällig an den Rändern entlang wie Katzen, um sich dann plötzlich auf die Scheite zu stürzen und sie zu verschlingen. Es war, wie ich schon geahnt hatte, eiskalt hier draußen. Ich streckte meine Hände der Wärme entgegen, zitterte aber trotzdem vor Kälte, jedoch auch, weil mich das Feuer wieder an meine grauenvolle Incy-Vision erinnerte. Das fing ja gut an.
»Du wirst es nach einer Weile nicht mehr spüren«, sagte Anne und wiederholte damit, was Brynne mir bereits versichert hatte.
Ich nickte, obwohl ich überzeugt war, dass meine nackten Füße mittlerweile blau gefroren sein mussten. Wahrscheinlich würde ich ein paar Zehen durch Erfrierung verlieren. Jetzt brauchte ich nur noch eine laufende Nase und mein Elend wäre komplett.
»Und hier sind wir«, sagte River und lächelte uns an. »Das Ende eines weiteren Jahres. Die Geburt des nächsten Jahres in unserem Leben. Morgen beginnt ein neuer Tag, ein neues Kapitel,' ein neuer Anfang.« Mir war so, als würde sie mich bei diesen Worten ansehen, aber da die Hitze des Feuers die Luft verzerrte, war das schwer zu sagen.
»Dieser Zirkel wird in erster Linie zeremoniell sein«, fuhr River fort. »Wir werden darüber meditieren, was das neue Jahr für uns persönlich bedeutet. Und dann, auf dem Höhepunkt unserer Energie, werden wir etwas freisetzen, das wir nicht länger brauchen. In den vergangenen Jahren habe ich mich von dem Bedürfnis, die Dinge kontrollieren zu müssen, ebenso frei gemacht wie von meiner Sucht nach dunkler Schokolade.«
Schmunzeln ringsum.
»Aber natürlich ist in jedem von euch etwas, das ihr nicht mehr braucht, etwas, das euch zurückhält. Manche von euch wissen schon, was sie freisetzen wollen, aber es macht nichts, wenn euch jetzt noch nicht ganz klar ist, was es sein soll. Wenn es so weit ist, werdet ihr es wissen. Und - sind wir alle bereit? «
Nein. Wir sollten den Unsinn lassen und einen heißen Tee trinken.
Dieser spezielle Neujahrswunsch wurde mir nicht erfüllt. Stattdessen streckten wir die Hände aus, alle mit dem Daumen nach links, sodass sie perfekt mit denen unserer Nachbarn zusammenpassten, als wir uns alle an den Händen fassten. Ich war zwischen Rachel und Charles. River stand mir gegenüber und neben ihr Seine Lordschaft. Er sah umwerfend aus in der bernsteinfarbenen Robe, unter der er vermutlich gar nichts trug.
Rachel warf mir einen Blick zu. »Hast du was gesagt? Oder dir den Zeh gestoßen?«
»Nein.« Ich musste mir echt abgewöhnen, jedes Mal zu winseln, wenn ich ihn sah.
River begann mit ihrem Gesang, einer Einladung an die Magie, zum Spielen zu kommen. Nein, spielen war nicht das richtige Wort - dafür hatte ich zu oft ihre zerstörerische Kraft erlebt. Eine Einladung ... zu einer Unterhaltung. Das traf es eher.
Wir gingen im Uhrzeigersinn ums Feuer herum und nach der zweiten Umrundung stellte ich fest, dass ich meine Füße wieder spürte, den kalten Boden und die verstreuten Blätter fühlen konnte. Bei der nächsten Runde war mir nicht mehr kalt und ich spürte dieses komische Gefühl in der Brust, das mir anzeigte, dass sich die Magie in mir und um mich herum aufbaute. Ich fing an, mein eigenes Lied zu singen.
Ich hatte Solis gefragt, ob ich ein formelleres oder traditionelleres Lied lernen sollte, um die Magie zu rufen, aber er hatte.gesagt, dass man es nicht lernen könne. Es kam aus einem und es war egal, aus welcher
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