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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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spüren, wenn sie auf mich zukam oder vor meiner Tür stand. In einem Raum, in dem Magie praktiziert worden war, fühlte sich die Luft lebendig an, irgendwie aufgeladen. So hatte ich auch gespürt, wie die dunklen alten Mächte von meinem Tarak-Sin aufgestiegen waren wie Rauch von einem Räucherstäbchen. All diese Sinne waren während meines kurzen Aufenthaltes in River's Edge erwacht und geschärft worden. Und ich traute ihnen. »Okay, sagen wir, sie hat eine Pille eingeworfen«, sagte ich und legte meine Perlenohrringe an. Das Deckenlicht ließ meinen Smaragdring aufblitzen, als ich den Clip schloss. Incy lehnte am Türrahmen des Badezimmers und betrachtete mich gutmütig. In der Hose von John Varvatos und dem gestreiften Fischerpulli sah er todschick aus. »Das erklärt aber nicht, wieso du so ausgesehen hast. Es sah aus, als wärst du … voller Magie, voller Energie.«
    Innocencio lächelte unbefangen, trat hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern. Wir sahen einander im Spiegel an. »Ich danke dir, Darling. Du schmeichelst mir. Ich wünschte, es wäre wirklich so gewesen, aber vermutlich war es nur der Whisky, den ich mir reingekippt habe, verbunden mit der miesen Belüftung in dieser Galerie. Ich fand, dass dort eine ganze Menge Leute ziemlich glühend und abgehoben ausgesehen haben, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Was für eine raffinierte Erklärung - die ich in der Vergangenheit natürlich sofort akzeptiert hätte, wenn ich ihn da überhaupt infrage gestellt hätte, was ich nie getan hatte. Ich machte den Mund auf, aber er beugte sich vor, legte mir eine Hand um den Hals und drückte einen Finger sanft auf meine Lippen. »Nas. Machst du dir Sorgen um mich?«, fragte er liebevoll. »So wie ich mich um dich gesorgt habe?« Er sah mir in die Augen und ich konnte dort ohne jeden Zweifel seine Liebe schimmern sehen. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet, wie sehr ich das vermisst habe. Du sorgst dich um mich. Du willst nicht, dass ich in Schwierigkeiten gerate. Du willst, dass ich - wie soll ich es ausdrücken - ein besserer Mensch werde. Richtig?«
    Ich atmete aus. »Ja, ich denke schon.« Mich verwirrte die plötzliche Wendung, die unser Gespräch genommen hatte. »Ich danke dir.« Er drückte mir einen Kuss auf meine nackte Schulter. »Mit dir an meiner Seite werde ich der Beste sein, der ich sein kann. Das weiß ich genau. Und jetzt, wo du wieder da bist, hältst du mich in der Spur. Weil ich dir etwas bedeute.« Bei diesem Gedanken sah er tatsächlich glücklich aus.
    »Natürlich tust du das. Das weißt du doch«, sagte ich, hatte dabei aber den Eindruck, dass wir irgendwie vomThema abgekommen waren. Was ich eigentlich sagen wollte ...
    »Don't worry, be happy«, sagte er und zitierte damit den Titel eines alten Songs. Er drückte noch einmal meine Schultern und lächelte mich freudig an. Dann stieß er meine Schlafzimmertür auf. »Alle fertig?«, rief er in die Runde. Ich betrachtete mich im Spiegel und wusste nicht, was ich denken sollte. Das war nicht so gelaufen, wie ich es geplant hatte. Wie hatte er meine Bedenken so locker zerstreuen können? Ich bedachte die Nas im Spiegel mit einem Kopf;schütteln. Dann schnappte ich mir meine Kaschmirstola und folgte Incy ins Wohnzimmer der Suite.
    Die Gang war vollzählig anwesend; alle hatten sich fürs Ausgehen aufgebrezelt - außer Stratton. Er trug Jeans und ein altes Sweatshirt und sein dickes braunes Haar sah in seiner zerzausten Art zum Anbeißen aus.
    »Kommst du nicht mit?«, fragte ich.
    »Nee«, sagte er. »Heute Abend ist ein Spiel. Playoff-Runde. Ich gehe die Straße runter und sehe es mir bei Paddy's an. Danach suche ich mir einen, der mich nach Hause trägt. Amüsiert euch.« Er grinste und tat so, als würde er auf die Tür der Suite zutänzeln.
    Ich musste lachen. Er war wie ein großer, gut aussehender Bär, vor allem verglichen mit der schlanken Statur von Incy und Boz. Es war eine Erleichterung, hier bei den anderen zu sein und nicht mehr diese schwierige Unterhaltung mit Incy zu führen. »Stratton, der Sportfan - unfassbar, Mann«, stichelte ich.
    Er tänzelte rückwärts aus der Suite und wir hörten ihn auf dem Flur singen.
    »Seit wann steht er denn auf Basketball?«, fragte ich.
    »Mein Gott, sogar ich weiß, dass es Football ist«, zog mich Cicely auf und steckte sich eine Zigarette an.
    »Das ist echt verrückt. Er ist seit Kurzem

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