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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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da.«
    Ein Windstoß ließ den Wagen seitlich ausbrechen. Der Fahrer fluchte. Vor ihnen knackte und zischte das Radio. Der jüngere der beiden Konstabler, Bob Garth, grinste Joe an, das Gesicht grau vor Erschöpfung. Er war seit achtundvierzig Stunden im Dienst. »Und glauben Sie, daß Ihr Geist auf uns warten wird?«
    Joe hatte ihnen die ganze Geschichte erzählt, so weit er sie kannte. Sie wurde von den beiden Polizisten mit höflichem Schweigen aufgenommen. Der Arzt, ein alter Freund der Farnboroughs, war mitteilsamer. »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, Joe, dann würde ich ihnen empfehlen, dich pusten zu lassen. Solch einen Quatsch habe ich noch nie gehört. Die Einsamkeit ist euch allen auf das Gemüt geschlagen.«
    »Ich habe schon früher Geschichten über die Redall-Bucht gehört«, warf Bob Garth ein. »Viele der Einheimischen glauben, daß es da spukt. Der Schwarze Hund geht dort zwar angeblich nicht um, aber dafür sollen da sonst alle möglichen unheimlichen Dinge passieren. Keiner von ihnen würde im Dunkeln runter zum Sumpf oder an den Strand gehen. Als ich neulich nacht hier war, kam es mir auch merkwürdig vor. Irgendwas war faul an der Sache da unten beim Cottage.«
    »Die Gespenster, vor denen die Einheimischen Angst haben, sind von den Schmugglern erfunden worden, um die Zollfahnder fernzuhalten«, warf der Mann am Steuer ein. Mat Larkin hatte sein Leben lang in der Gegend gewohnt. »Man kann kein Wort von dem glauben, was so erzählt wird.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Joe klang nicht sehr überzeugt. Auch er war hier geboren und aufgewachsen.
    »Fast da.« Mat steuerte den Land Rover fachmännisch durch eine rutschige Kurve. Das Räder schlingerten und bespritzten die Büsche mit braunweißem Schlamm.
    Alle vier Männer lugten erst einmal durch die Windschutzscheibe auf das Farmhaus, als sie davor anhielten. Dann stiegen sie aus. Sowohl Joe als auch der Arzt blieben instinktiv ein wenig zurück und ließen die beiden Polizisten vorgehen. Ein Gesicht am Fenster zeigte ihnen, daß sie gesehen worden waren. Sekunden später ging die Haustür auf.
    »Kommt rein. Schnell! Um Gottes willen, seht doch bloß! Er hat versucht, auch Susie zu kriegen!« Cissy, am Rande der Hysterie, packte den Arm des Arztes.
    Joe stand gelähmt vor Angst da und sah zu, wie Hai Jamieson sich hinkniete und dem Mädchen den Puls fühlte. Er zog ihr Augenlid hoch und betrachtete das Auge, dann legte er ihr die Hand auf die Stirn. »Sie schläft«, kommentierte er knapp. »Tief und fest.« Als er sich Alison zuwandte, legte er die Stirn in Falten. Dieses Mal dauerte die Untersuchung länger. Er blickte Diana an. »Ihre Temperatur ist sehr niedrig, und ihr Puls ist schwach. Sie leidet unter Erschöpfung. Sie sollten beide ins Krankenhaus. œ Großer Gott! Was war das?«
    Der Knall im ersten Stock war lauter als alle vorherigen. Sie sahen sich gegenseitig an. Greg deutete auf die Treppe. »Da rauf«, sagte er schwach.
    Die Polizisten blickten sich nervös an und verschwanden dann. Die anderen hörten ihre Schritte, als sie die Treppe hinauf und den Flur entlangstapften.
    Ein paar Minuten später kamen sie zurück. »Nichts.« Bob Garth setzte sich an den Küchentisch und holte sein Notizbuch aus der Tasche. Je früher sie die Aussagen aufgenommen hatten, desto eher konnten sie hier wieder weg. Mit einem Zittern hob er den Kopf. Es ging hier irgend etwas Abscheuliches vor. Er konnte es spüren.
    Kate sprach als erste mit ihm. So ruhig wie möglich berichtete sie alles, was seit ihrer Ankunft im Cottage passiert war. Während sie sprach, beobachtete sie, wie der Arzt Gregs Fuß untersuchte, ihn neu bandagierte und offensichtlich zufrieden nickte. Cissy war die nächste.
    »Und sie haben diese Gestalt tatsächlich gesehen?« Bob schlug die Seite in seinem Notizbuch um. Sein Mund war trocken geworden. »Sie sind Schriftstellerin, Miss Kennedy. Sind Sie sicher, daß Sie sich einiges von dem nicht nur eingebildet haben?«
    »Nein, hat sie verdammt nochmal nicht!« fuhr Greg dazwischen. »Sie haben diesen Knall doch auch gehört! Haben Sie sich das etwa eingebildet?«
    »Ich glaube«, warf Hai Jamieson ein, »daß das im Moment alles zweitrangig ist.« Er richtete sich mit einem erschöpften Seufzen auf. »Wir müssen diese Leute hier erst einmal ins Krankenhaus bringen. Cissy muß geröntgt werden, bei Alison sollte man eine Computertomographie machen lassen, meiner Meinung nach so bald wie möglich. Beide Mädchen müssen

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