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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Scheunentür auf, schloß den Peugeot auf und durchwühlte das Handschuhfach. Da war sie. Um sie zu testen, leuchtete sie in die Dachsparren œ sie funktionierte. Beruhigt schloß sie den Wagen wieder ab und machte sich entschlossenen Schritts auf den Weg durch den Wald.
    Der Weg verlief ein paar hundert Meter lang geradeaus, machte dann eine Kurve nach Osten und wurde immer enger, bis nur noch Platz für die Radspuren des Land Rover blieb. Es war sehr rutschig, und sie brauchte die Taschenlampe, um zu sehen, wo sie im Matsch die Füße hinsetzen konnte. Alles war still. Es wehte kein Wind, und die Bäume schwiegen. In einiger Entfernung hörte sie das Tremolo eines Brachvogels aus den Sümpfen. Das Geräusch fand in der hereinbrechenden Dunkelheit ein Echo und wurde mit dem Schrei einer Eule beantwortet. Sie klammerte sich fester an ihre Tasche, die Augen auf den Weg geheftet.
    Mögen die Götter dich bis in alle Ewigkeit verfluchen, Marcus Severus Secundus, und deinen fauligen Körper und deine verdorbene Seele richten für das, was du heute hier getan hast…
    Der Wald war noch immer still, die Bäume reglos. Die Worte aber, deutlich und klar wie von einer Ansagerin der BBC, klangen in ihrem Kopf nach. Kate hielt urplötzlich an, glänzenden Schweiß auf der Haut, das Herz hämmerte in den Ohren. Sie starrte um sich, schaute angestrengt in die Finsternis zwischen den hohen Baumstämmen, roch das verrottende Holz und die feuchte, dunkle Erde.
    Dummkopf. Die Dunkelheit und die Stille nach dem Videodrama im Museum hatten dafür gesorgt, daß ihre Einbildungskraft Überstunden machte, das war alles. Sie ging weiter, dieses Mal ein bißchen schneller, die Hand so fest um die Taschenlampe geklammert, daß ihre Finger taub wurden.
    Als endlich das Cottage in Sicht kam, war sie ganz außer Atem. Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, sperrte die Tür auf, ging hinein und knipste das Licht an. Dann stellte sie ihre Einkaufstasche auf dem Küchentisch ab, rannte nach oben und packte einen der leeren Kartons im zweiten Schlafzimmer. Mit diesem Karton in den Händen ging sie wieder hinaus und auf den Holzschuppen zu. Bevor sie irgend etwas anderes unternahm und ehe sie völlig die Nerven verlor, würde sie sich schnell noch einen Vorrat an Brennholz ins Haus holen.
    Sie leuchtete mit der Lampe in der kleinen Hütte herum, stapelte einige Scheite in ihren Karton, dazu einen großen Haufen Anzündhölzer. Die Hütte war aufgeräumt, die Reihen mit Scheiten unberührt unter den Spinnweben mit Ausnahme einiger weniger, die am Ende des Stapels heruntergefallen waren, der Spaten lehnte wie zuvor in der Ecke. Mit einem letzten Blick zurück machte sie die Taschenlampe aus und steckte sie wieder in die Tasche. Sie brauchte beide Hände für den vollen Karton. Ächzend wuchtete sie ihn hoch und kämpfte sich hinaus in den kalten Garten, im Bewußtsein der drohenden Bäume, die bis an die Vorderseite des Cottage heranreichten. Mit dem vollen Karton konnte sie unmöglich laufen. Dennoch ging sie, so schnell sie konnte, zurück in das Haus und ließ dort alles in der Diele auf den Boden fallen. Im Umdrehen warf sie die Tür zu und schob den Riegel vor.
    In Sicherheit. Sie schloß die Augen und lachte, allein, wie sie war, still vor sich hin, verlegen über ihre eigene Dummheit. Sie hob den Karton wieder an, trug ihn ins Wohnzimmer und stellte ihn neben den Ofen. Dann zog sie die Vorhänge zu, ging in die Küche und setzte Wasser auf. Während sie darauf wartete, daß es kochte, läutete das Telefon.
    »Hallo Kate. Ich wollte nur fragen, ob alles in Ordnung ist.« Es war Roger Lindsey. »Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs, und da habe ich gedacht, ich rufe mal kurz an, ob Sie auch alles haben, was Sie brauchen.«
    »Danke. Alles in Ordnung.« Sie holte tief Luft, überrascht darüber, wie froh sie war, den Klang seiner Stimme zu hören. »Ich bin vorhin bei Ihnen vorbeigekommen, um mein Auto wieder unterzustellen, und da habe ich gesehen, daß Sie nicht da waren.«
    »Wir waren bei Freunden in Woodbridge zum Mittagessen.
    Nette Leute. Sie haben Ihr Buch gelesen.«
    »Wirklich nette Leute.« Sie lächelte ironisch. »Roger, sagen Sie, wie kriege ich dieses Holzofending dazu, daß es über Nacht anbleibt?«
    Sie hörte einen ungeduldigen Ausruf. »Hat Greg es Ihnen nicht gezeigt? Das tut mir leid. An die Dinger muß man sich gewöhnen, aber wenn Sie‘s erst mal raus haben, können sie ihn monatelang brennen lassen, und er

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