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Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schröder
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besser lernen, sondern weil sie verhindern wollen, dass das Lehrbuch immer dicker wird?“, rief sie empört.
    Ihre Mutter nickte. „Es wird ja nicht nur dicker, sondern auch schwerer“, erklärte sie. „So schwer, dass es bald kaum mehr einer tragen kann.“
     
    In dieser Nacht bekam Mirinda kein Auge zu. Unentwegt gingen ihr die Worte ihrer Mutter durch den Kopf. Was war an superdicken und superschweren
Hexenlehrbüchern eigentlich so schlimm? War es denn wirklich nötig, dass jedes Hexenkind jeden einzelnen Spruch, jedes Rezept und jeden Fluch auswendig konnte? Bei der vielen Lernerei blieb ja kaum noch Zeit für eigene Erfindungen. Kein Wunder, dass ihre Klassenkameradinnen so wenig Fantasie hatten!
     
    Mirinda schäumte vor Wut.
    Sie schlug die Zähne in ihr Kopfkissen
    und biss fünf Löcher in den Bezug.
    Jetzt passte er ganz toll zur Bettdecke.
    Gruaaah!

    Noch lieber hätte Mirinda natürlich Ludmilla Lunaris gründlich ihre Meinung gegeigt. Ob dafür allerdings ausgerechnet der Tag der Halbjahresprüfung der richtige Zeitpunkt war? - Wohl eher nicht.
    Aber irgendetwas musste sie unternehmen, sonst würde sie noch ganz und gar verrückt werden. Mirinda zermarterte sich das Gehirn, aber es streiften immer nur Zauberspruchfetzen und Verwunschtrunkrezeptteile hindurch und blockierten so jede Idee. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Vielleicht sollte sie einfach in Ruhe die Prüfung abwarten. Und vielleicht hatte sie ja Glück und es ergab sich von ganz alleine etwas.

     
    Mirinda gähnte.
    Auf einmal war sie schrecklich müde.
    Sie sank in den Schlaf
    und wurde ganz plötzlich und viel zu schnell
    wieder herausgerissen.
     
    „Aufstehen!“, rief ihre Mutter. „Du hast nur noch fünf Minuten.“
    Augenblicklich saß Mirinda kerzengerade im Bett. Fünf Minuten? Es war völlig unmöglich, das zu schaffen.
    „Du musst mir deinen Besen leihen, Mama“, sagte sie, während sie sich eilig ankleidete und nach ihrer Brille auf dem Nachtschränkchen tastete.
    Doraxa schüttelte den Kopf. „Du weißt genau, dass du nicht auf dem Besen reiten darfst“, erwiderte sie. „Frau Lunaris hat es ausdrücklich verboten. Zweimal bist du nun schon abgestürzt …“
    „Ja, ja, ja“, fuhr Mirinda ungeduldig dazwischen. Ein drittes Mal würde sie ebenso wie eine versiebte Prüfung auf der Stelle in Zauberer Hallufix’ schreckliche Schule verbannen. Doch was hatte sie für eine Wahl? Wenn Mirinda zu spät kam, brauchte sie gar nicht erst zur Prüfung antreten. Sie könnte sich also auch gleich
zum Besenbahnhof begeben und ihre Reise auf dem Omnibusbesen zur Zauberschule antreten.
     
    Das musste auch Doraxa einsehen.
    „Also gut“, gab sie nach.
    „Aber bitte flieg vorsichtig.“
     
    Natürlich tat Mirinda das nicht. Sie flog immer waghalsig, sauste blitzschnell durch enge Gassen, in Schräglage unter Brücken hindurch und kopfüber um Schornsteine und Kirchtürme herum. Normalerweise baute sie hier und da noch eine schwindelerregende Schraube oder einen rasanten Dreifachsalto ein, doch heute verzichtete sie darauf. Denn heute hatte Mirinda es wirklich eilig.

    Sie sprang auf Mamas Besen, schoss hoch in die Luft hinauf und raste haarscharf über die Köpfe der Leute hinweg und auf schnurgeradem Weg zur Hexenschule. Dort stellte sie den Besen in eine Nische und hastete in ihren Klassenraum.
     
    Natürlich waren alle schon da.
    Auch ihre Lehrerin, Ludmilla Lunaris.
    „Du bist zu spät!“, schimpfte sie.
    „Nein, ich bin auf den Punkt genau“,
    erwiderte Mirinda.
    Und damit hatte sie recht.
     
    Doch das interessierte ihre Lehrerin nicht. Zur Strafe teilte sie Mirinda als Letzte für die Prüfung ein. Nur den Aufsatz über die Regeln des Hexendaseins und die dazugehörigen Fragen zum Ankreuzen durfte sie sofort in Angriff nehmen.
    Mirinda holte ihre Feder heraus und kitzelte sich damit in den Nasenlöchern herum, damit ihr Gehirn noch ein wenig besser in Schwung kam. Die Regeln des Hexendaseins kannte Mirinda durchaus, denn
die hatte sie bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Hexen durften nicht prahlen und niemals in der Öffentlichkeit zaubern, denn eine Hexe zu sein, war eine ziemlich geheime Angelegenheit.
     
    Mirinda zog die Feder aus der Nase
    und begann zu schreiben.
    In einer halben Stunde
    war sie mit allem fertig.
     
    Sie gab den Aufsatz ab und Ludmilla Lunaris schickte sie auf den Gang hinaus, wo sie sich auf einen der vielen Schemel setzen und auf ihre mündliche Prüfung warten musste.
    Das ist

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