Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Schatzinsel - Nahrgang, F: Erst ich ein Stück, dann du! Klassiker - Die Sc
meiner Leine, die er um seinen Bauch verknotet hatte. Doch noch ehe er den ersten Knoten lösen konnte, rief jemand: „Ergib dich, du Schurke!“
Es waren keine Gespenster, die uns erschienen, sondern Gray, der Doktor und Ben Gunn. Mit gezogenen Waffen kamen sie aus ihrem Versteck.
Als der Doktor mich entdeckte, rief er mit einer Mischung aus Erleichterung und Zorn: „Da ist ja der Ausreißer!“
„Seid nicht zu streng mit dem Jungen!“, ergriff John Silver meine Partei, als wären wir alte Verbündete. „Jim hat uns allen einen großen Dienst erwiesen.“ Freundschaftlich legte er mir den Arm auf die Schulter und forderte: „Los, erzähl’s ihnen!“
„Was hast du uns zu sagen, Jim?“, wollte der Doktor wissen.
Da berichtete ich, wie ich die HISPANIOLA in Sicherheit gebracht hatte.
Der Doktor schüttelte den Kopf und sagte: „Jim, Jim, du bist ein Glückspilz! Trotzdem werde ich nicht noch
einmal mit dir zur See fahren, denn selbst so viel Glück ist irgendwann einmal aufgebraucht.“
Wir liefen zu den Booten, die die Piraten zurückgelassen hatten. John Silver schloss sich uns ganz selbstverständlich an. Unterwegs erzählte der Doktor, was inzwischen geschehen war. Der Held dieser Geschichte war Ben Gunn.
Bei seinen vielen, langen Wanderungen über die Insel hatte Ben Gunn Flints Schatz gefunden. Er hatte ihn ausgegraben und in seiner Höhle am anderen Ende
der Insel versteckt. Dieses Geheimnis hatte er dem Doktor anvertraut. Der hatte noch am selben Abend mit den Piraten verhandelt und ihnen das Blockhaus und die Karte für freies Geleit angeboten.
„Da habt Ihr mich ja ganz schön reingelegt“, sagte Silver, aber er lachte dabei, als sei alles nur ein großer Spaß.
Wir ruderten um die Insel bis zur Nordeinfahrt. Dort hatte die Flut die HISPANIOLA gehoben. So konnten wir sie schnell wieder flottmachen und mit einem neuen Anker sichern.
In Ben Gunns Höhle warteten die anderen schon auf uns. Als der Kapitän John Silver sah, fragte er überrascht: „Was wollt Ihr hier, Mann?“
John Silver salutierte und antwortete: „Melde mich zum Dienst zurück, Sir.“
Am nächsten Tag verstauten wir
den riesigen Schatz im Laderaum
der HISPANIOLA.
Wir ließen einige Vorräte, Werkzeug
und Arznei für die Piraten zurück
und lichteten den Anker.
Ben Gunn war außer sich vor Freude, der schrecklichen Insel endlich den Rücken kehren zu können. Und auch ich war froh, als der letzte hohe Felsen im blauen Meer versunken war.
John Silver trat mit uns die Rückreise an, obwohl der Lord ihn gewarnt hatte, er werde ihn in England sofort einem Richter übergeben.
Doch dazu kam es nicht. Denn im ersten Hafen, den wir anliefen, um Wasser und frische Verpflegung an Bord zu nehmen, stahl sich der Schiffskoch heimlich davon. Einen der Geldsäcke ließ er dabei mitgehen. Doch das war es uns allen wert, ihn endlich los zu sein.
Wir erreichten Bristol einige Wochen später. Jeder bekam einen reichlichen Anteil vom Schatz. Meine Mutter war überglücklich, als sie mich wieder in die Arme schließen konnte.
In unserem alten Gasthof führen wir nun ein sorgenfreies Leben, und keine zehn Pferde könnten mich wieder auf diese schreckliche Insel bringen.
Nachts höre ich manchmal
Kapitän Flint, wie er
mit zittriger Stimme singt:
„Fünfzehn Mann auf der Kiste
des Toten – jo-ho-ho,
und eine Flasche mit Rum!“
Dann schrecke ich aus dem Schlaf und bin froh, dass es nur ein Traum gewesen ist.
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1. Auflage 2011
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