Erst zur Party dann ins Bett
sich vor langer Zeit innerlich abgekapselt. Er arbeitete hart daran, um den Eindruck zu erwecken, er sei offen und gesellig, aber die Wahrheit war, dass er sich allein am sichersten fühlte. Und am behaglichsten, wenn er in seiner dunklen Höhle war. Wieso empfand er dann plötzlich das Bedürfnis, Corrine dorthin mitzunehmen?
Es gab vielleicht drei Momente in seinem Leben, in denen er derart intensiv empfunden hatte, seit er das Trinken aufgegeben hatte. Das erste Mal war gewesen, als Roger gestorben war. Das zweite Mal, als er mit Angelica „Corporate Spouses” gegründet hatte. Und heute Abend mit Corrine in seinen Armen hatte er es auch wieder gespürt.
Etwas in ihm erschauerte. Er musste fort von ihr, weil er sich bei ihr zu verwundbar fühlte.
Und es gab keine Fluchtmöglichkeit. Corrine murmelte irgendetwas Zärtliches, und es wider-strebte ihm, ihre Umarmung zu beenden und zu gehen.
Aber er musste es tun. Sanft hob er sie von sich, und sie lächelte ihn schüchtern an. Die Anspannung, die sein ständiger Begleiter war, verstärkte sich. Abrupt erhob er sich, hob seine Hose auf und streifte sie sich über, ohne einen Gedanken an seinen Slip zu verschwenden.
Corrines Lächeln verblasste, und sie griff nach einer Decke, die auf einem Sessel lag, und hüllte sich darin ein. Sie sah unglaublich klein aus, als sie ihm so gegenüberstand, ihr dichtes blondes Haar zerzaust, ihre grauen Augen zum ersten Mal nicht mit kühlem Ausdruck, sondern fragend und voller Verlangen. Ihr Mund war noch geschwollen von seinen Küssen, ihre Haut gerötet von ihrer lustvollen Ekstase.
Sie jetzt zu verlassen war das Letzte, was er wollte. Auch sein Körper sehnte sich nach mehr, viel mehr. Er wollte sie wieder und wieder in Besitz nehmen, bis sie ganz sein geworden war und er all ihre Geheimnisse enträtselt hatte.
Sein Kopf war erfüllt von widerstreitenden Gedanken. Er wollte bleiben. Verdammt, sein Körper schrie geradezu danach, zu bleiben. Kent sehnte sich danach, sie auf die Arme zu nehmen, sie zu ihrem Bett zu tragen und sie auf jede nur denkbare Art und Weise zu lieben.
Er spürte, wie der Mann, für den er gehalten wurde, in Konflikt mit dem Mann geriet, der er tatsächlich war. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste.
„Kent?” ihre Stimme ließ eine Verwundbarkeit erkennen, die er nie bei Corrine erwartet hätte.
Er blickte auf zu ihr. Warum musste er immer die Menschen verletzen, die er schützen wollte? Wie oft würde er darin noch versagen müssen, bis er seine Lektion gelernt hatte?
„Bist du okay?” fragte sie.
Nein. Er war noch nie okay gewesen. Sein ganzes Leben lang war er davongelaufen, und zum ersten Mal war er jemandem begegnet, der in ihm den Wunsch weckte, zu bleiben. Aber er konnte und wollte jetzt nicht innehalten und sie in seine Welt mitnehmen. Sie verdiente etwas Besseres. Und sie wünschte sich ja auch einen besseren Mann als ihn. Von ihm wollte sie nur Sex. „Es geht mir gut.” „Du scheinst…”
„Ich bin okay. Hör zu, ich muss jetzt gehen.” Erging durch ihr Wohnzimmer und sammelte seine Kleidungsstücke auf, steckte Boxershorts, Socken und Krawatte in seine Taschen und schlüpfte in sein Hemd. „Du musst nicht gehen.” „Doch. Das muss ich.”
Sie folgte ihm zur Tür, und er wusste, sie wollte nicht, dass er schon ging. Und auch sein Körper drängte ihn dazu, zu bleiben. Zu bleiben und die Nacht mit ihr zu verbringen. Aber er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass es besser war, zu gehen.
„Ich ruf dich an”, sagte er. „Bemüh dich nicht.”
„Du bist diejenige, die eine Affäre wollte.” „Ich weiß. Aber ich wollte mich nicht wie ein Abenteuer für eine Nacht fühlen.”
Er drehte sich um, um sie anzusehen. Er konnte sehen, dass sie sich bemühte, ihre gewohnte distanzierte Miene aufzusetzen, aber sie war verunsichert. Beobachtete ihn, als wäre er ein gefährliches Tier. Und er fühlte sich auch gefährlich und außer Kontrolle.
„Dies ist kein Abenteuer für eine Nacht.” „Du hast Recht. Es ist mehr als ein Quickie.”
„Treib mich nicht zu weit. Ich versuche nur, zu tun, worum du mich gebeten hast.”
„Wann habe ich dich gebeten, mir das Gefühl zu geben, als hätte ich gerade das Feuer entdeckt, und dann wegzugehen?”
Er ließ sein Jackett fallen und ging zu ihr, nahm ihr Gesicht in seine Hände und schob sanft ihren Kopf zurück, um sie zu küssen. Er rechnete damit, dass sie passiv bleiben oder ihn gar zurückweisen würde,
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