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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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dicht dran. Und dann dachte ich mir noch, das Zuhören könnte heilsame Wirkung zeigen. Ich dachte, wenn ich irgendwas über Marcus erfahre, wäre ich nicht mehr so überdreht und angespannt seinetwegen. Der echte Marcus – im Gegensatz zu dem genialen, resozialisierten Rebellen, den ich mir in meinem hyperaktiven Hirn zusammengebastelt hatte – wäre ganz bestimmt enttäuschend. Und dann könnte ich endlich aufhören, mich so Tussi-mäßig aufzuführen, und mein Leben weiterleben.
    Und hier sind sie, so unkommentiert wie möglich, die
    10 Spitzeninfos, die ich über Marcus Flutie
herausgekriegt habe, indem ich mit einem Ohr
seine Gespräche mit Len Levy belauschte, während
mir das andere von Sara abgekaut wurde:
    10. Bei Marcus wurde schon in der Grundschule ADS und Hyperaktivität festgestellt. (Das erklärt auch, wieso er ständig in Bewegung ist. Dauernd wippt er mit dem Fuß, trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte, dreht an seiner Krawatte rum usw.) Er hält das für ein von faschistischen Hirndoktoren erfundenes Syndrom, mit dessen Hilfe jeder Funken Individualität ausgerottet und frühzeitig Konformität hergestellt werden soll.
    9. Marcus hält die Medikamente, die bei ADS verschrieben werden (Ritalin und dergleichen), für schlimmer als manche Drogen, vor allem Gras, Ecstasy und Pilze.
    8. Marcus musste als Teil seiner Bewährungs-Jugendstrafe in einem Altenheim Sozialdienst leisten. Als er die 200 Stunden rumhatte, hat er angefangen, dort zu arbeiten, weil er so gern »mit den alten Knackern abhängt«.
    7. Marcus bringt sich selbst Gitarre bei. Er hat sie sich nicht deshalb gekauft, weil er Rockstar werden will (mal ehrlich, Jungs wollen doch bloß Rockstar werden, um scharfe Bräute abzukriegen, und davon kriegt Marcus sowieso mehr als genug), sondern damit seine Hände was Sinnvolleres zu tun haben als Rauchen.
    6. Marcus versucht sich gerade das Rauchen abzugewöhnen. Das heißt das Tabakrauchen. Er glaubt, das wird schwieriger als bei allen illegalen Drogen zusammen, weil er von denen nie abhängig war. Er hat sie bloß aus Langeweile genommen, und inzwischen ist ihm klar, dass das nur an seiner mangelnden Phantasie lag.
    5. Marcus hat die halbformelle Garderobe mit Sakko und Krawatte gewählt, damit er mehr nach bravem Leistungsstufenschüler aussieht. (Und was könnte in einer Welt der Casual Fridays , wo Internet-Milliardäre sich wie Skate-Punks kleiden, auch subversiver sein?) Inzwischen macht er es, weil die Mädels drauf stehen.
    4. Marcus »hängt« momentan mit einer Senior-Schülerin namens Mia »ab«. Sie ist eins siebenundachtzig und damit das erste Mädchen, dem er geradewegs in die Augen schauenkann. Dadurch fällt es ihm viel schwerer, sie anzulügen, hat er festgestellt. Er hofft, deshalb wird er auch ihre Gefühle nicht verletzen, was er sonst bei allen Mädchen getan hat, mit denen er »abhängt«, aber nie absichtlich. Mia ist nicht besonders helle, hat aber einen lustigen Bernhardiner namens Bubba, mit dem Marcus gern spielt.
    3. Marcus ist jetzt viel allein. Als man ihn aus der Klinik in Middlebury entlassen hat, war ihm klar, dass er sich von allen absetzen muss, die ihn nur als Krispy Kreme kennen, also im Grunde von allen.
    2. Marcus hat oft mitten in der Nacht den Drang, mit Leuten zu reden. Er hat es schon mit Chatrooms versucht, aber die Vorstellung, im Netz mit lauter Fremden Blödsinn zu quatschen, fand er sehr deprimierend. Er hat den Eindruck, wir verlieren langsam die Fähigkeit, einander persönlich und menschlich zu berühren. (Ich auch!)
    1. Marcus schreibt, wenn er nicht schlafen kann, Tagebuch – mit der Hand. Normalerweise hilft ihm das beim Einschlafen. (MIR AUCH!!!!!!!!)
    Muss ich noch extra sagen, dass mein Plan total nach hinten losgegangen ist? Ich hatte gedacht, wenn ich mehr über Marcus erfahre, schrumpft sein Mythos und ich stelle fest, dass er bloß aus abgenudelten nonkonformistischen Klischees besteht. Aber er ist mir ähnlicher, als ich mir hätte träumen lassen. Ich höre, wie Marcus mit Len redet, und wünschte, er würde mit mir reden. Das ist eine schlimmere Strafe fürs In-den-Joghurtbecher-Pinkeln als alles, was die Schulleitung sich hätte ausdenken können.

2. OKTOBER
    Hope,
    heute vor genau einem Jahr bin ich die letzten hundert Meter gesprintet, um ein Cross-Rennen gegen Eastland zu gewinnen, und habe dabei einen persönlichen Rekord aufgestellt (19 min 32). Ich war stolz und glücklich. Ich habe bei Blockbuster Videos

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