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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Heathers ausgeliehen und war gespannt drauf, welche neuen Einsichten wir wohl bei der zehnten Ansicht gewinnen würden. Ich wollte gerade zwei Riesenschalen mit Eiscreme füllen (meine mit Cap’n Crunch obendrauf, Deine ohne), weil wir zum Futtern und Fernsehen am Freitagabend verabredet waren. Du hattest die schluffige graue Old Navy -Cargohose an – ich habe Dich überredet, sie zu kaufen, weißt Du noch – und dazu ein weißes Fruit of the Loom -T-Shirt, das Du mit rosa und hellblauen Gänseblümchen bestickt hattest. Du bist nicht durch die Hintertür reingestürmt und hast einen Witz über den Club der Ahnungslosen gerissen, hast auch keine täuschend echte Christina-Aguilera-Imitation hingelegt oder mir eine Medaille aus Goldfolie und Bastelpapier angesteckt, die ich den ganzen Abend tragen musste. Stattdessen war Deine Miene so traurig und ernst wie seit Heaths Tod nicht mehr. Ich wusste, irgendwas stimmte nicht. Und dann hast Du es gesagt.
    »Wir ziehen nach Tennessee.«
    So schrecklich und fürchterlich und was-weiß-ich-lich diese Neuigkeit auch war, ich wusste sofort, es stimmte. Du hast das Eis wieder in den Tiefkühler gestellt, damit es nicht schmilzt, und ich habe stundenlang geheult.
    Heute habe ich mich im Tiefkühler durch mehrere Schichten Fertiggerichte und in Alufolie verpackte Reste gegraben und den halben Liter Eiscreme wiedergefunden, von Eisblumen umhüllt, ungeöffnet, ungegessen. Und habe gleich wieder geheult.
    Ich vermisse Dich immer noch.
    Deine nostalgische J.

 
    OKTOBER

 
    NEUNTER
    An der PHS interessiert sich kein Mensch auch nur einen Scheiß für im Geringsten intellektuelle Aktivitäten. Und wenn irgendwelche Schüler mal Lust zum Schreiben haben, lassen sie die in Form schlechter Gedichte oder Fantasy auf ihren Homepages aus. Von der Schülerzeitung wird nur eine einzige Ausgabe gelesen, nämlich die mit den Testamenten der Abschlussklasse, und die kommt erst wieder im Mai raus. Es überraschte also niemanden, als unsere Englischlehrerin Miss Haviland verkündete, dass zum Planungstreffen der Seagull’s Voice für die Ausgaben September und Oktober nicht ein einziger Schüler erschienen war.
    Miss Haviland (die uralt und unverheiratet ist und auf Spitzenblusen und lange, weite Röcke steht und die deshalb von jetzt an nur Havisham heißen wird, wie die alte Jungfer bei Dickens) ist ein Alt-Hippie – Make Love, Not War  –, unterrichtet seit dreißig Jahren Englisch in der Leistungsstufe der Juniors und betreut schon ebenso lange die Schülerzeitung. In ihren Augen ist das mangelnde Interesse an diesem großartigen Projekt schlicht und einfach »ein Skandal«. Ob uns denn nicht klar sei, »dass die Schülerzeitung ein Diskussionsforum für alle uns wichtigen Themen sein kann? Eine Plattform für Kritik an den Maßnahmen der Schulleitung? Die Zeitung bietet außerdem die Möglichkeit für kreativen Ausdruck! Und die Möglichkeit, dem geschriebenen Wort wieder einen Raum zu geben!«
    Bla, bla, bla.
    Natürlich war niemand von dieser flammenden Rede ergriffen. Wir dachten schon, The Seagull’s Voice habe zum allerletzten Mal gekrächzt. Mann, lagen wir da falsch. Havisham verkündete vielmehr, die Mitarbeit an der Schülerzeitung sei von nun an für alle Juniors und Seniors der Leistungsstufe Englisch verpflichtend. Die Juniors sollen alle Geschichten und Reportagen schreiben, die Seniors das Ganze redigieren und layouten. Wir waren alle ziemlich angepisst.
    Unser Jahrgang ist als ganz besonders desinteressiert und apathisch verschrien und widerlegt so den Medienmythos von der optimistischen, engagierten Generation Y. Aber sollte irgendwer versuchen, uns mit Hilfe schulischer Maßnahmen zur Besserung zu zwingen, erwachen wir sofort zu vereintem Widerstand. Als Erstes meldeten sich die Ahnungslosen und gaben an, sie könnten unmöglich an der Zeitung mitarbeiten, weil sie nach der Schule jede Minute brauchten, ihre Cheerleader-Choreographie zu perfektionieren und die Homecoming-Festivitäten vorzubereiten. Scotty und P. J. beschwerten sich, das Footballtraining würde darunter leiden. Daraufhin erhoben die Fußballer, die Hockey-Mädels und die Orchesterfreaks ähnliche Einwände.
    Die ganze Klasse war so mit Jammern und Maulen beschäftigt, dass es keiner richtig mitbekam, als Havisham erklärte, dass wir unsere Artikel im Unterricht schreiben sollten. Als endlich alle begriffen hatten, wie viel Unterrichtszeit sich so verschwenden ließ, wurde das Gejammer leiser.

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