Erstkontakt
Fremdsprache². Begriff aus der Psychologie. Soll ich weiterlesen?«
Gambini sah ihn mit großen Augen an.
Hakluyt breitete triumphierend die Hände aus. »Ich brauche sie nicht mehr.« Er sah sich im Büro um und las Gambini die Titel der Bücher in den Regalen vor, den Text auf den Urkunden, die an der Wand hingen, beschrieb ihm die exakte Musterung der Vorhänge an den Fenstern und las zu guter Letzt den Aufdruck auf Gambinis Kaffeetasse ab. Universität von Kalifornien. »Wissen Sie, warum ich all diese Sehprobleme hatte?«
»Vererbung«, sagte Gambini. »Es war etwas Genetisches.«
»Natürlich«, erwiderte Hakluyt. »Aber warum? Die Reparaturmechanismen werden nicht richtig gesteuert und eingesetzt. Deshalb. Die Anlagen, um die Augen in Ordnung zu bringen, waren schon immer vorhanden gewesen. Aber die Codierung war nicht richtig. Ed, wenn Sie den Code ändern, können sie wieder die volle Sehkraft erlangen.«
»Mich laust der Affe«, sagte Gambini und fing an zu strahlen. »Das können Sie?«
»Ja! Ich beherrsche einiges. Für Sie kann ich es machen, Ed, wenn Sie wollen. Ich kann Ihnen die Augen eines Zwanzigjährigen verleihen.« Er holte tief Luft. »Ich wußte nie, wie es war, richtig sehen zu können. Selbst die Brille hat mir nicht viel geholfen. Es kam mir immer so vor, als sähe ich die Welt durch ein schmutzverschmiertes Fenster. Heute morgen, von meinem Wagen aus, sah ich einen Kardinalvogel unweit des Haupttores auf einem Baumast sitzen. Vor ein paar Wochen hätte ich noch Schwierigkeiten gehabt, den Baum zu erkennen.«
»Und Sie können das auch bei jedem anderen vornehmen?«
»Ja«, sagte er. »Bei Ihnen. Bei jedem. Man braucht nur ein wenig Chemie. Und ich brauche eine Blutprobe.«
Gambini setzte sich. »Das haben Sie aus der Botschaft?«
»Ja.«
»Mein Gott. Die Daten stammen von Außerirdischen. Woher kennen sie unsere Biologie?«
»Bei meinem Vortrag neulich habe ich das schon erklärt. DNS. Gleiches System, gleiche Kodierung. Die Natur sucht sich immer den einfachsten Weg. Ich kann die Daten der Altheaner voll auswerten. Zwar weiß ich noch nicht genug, aber, Ed, ich glaube, das ist erst der Anfang – wir könnten den Krebs besiegen, das Herz kräftigen, was Sie wollen.«
»Sie meinen, den Verfallsprozeß insgesamt aufhalten?«
»Ja!« Hakluyts Stimme bebte vor Freude. Es war das erste Mal, daß Ed Gambini ihn fast glücklich sah. »Ed, ich weiß nicht, wohin das alles am Ende führen wird. Aber wir werden wohl auch Möglichkeiten finden, die Epilepsie zu heilen oder die Hodgkinsche Krankheit, den grauen Star, was Sie wollen. Es ist alles da.«
Gambini nahm seine Brille ab. Er benutzte sie nur zum Lesen. Er brauchte eine neue, schon seit Jahren, aber er fürchtete, daß stärkere Gläser seine Augen noch mehr schwächen würden, und infolgedessen weigerte er sich, einen Optiker aufzusuchen. Es wäre schon schön, sie loszuwerden. Endlich den Rücken vergessen zu können, der an feuchten Morgen so heftig schmerzte, oder das schlaffe Fleisch an seinen Hüften und unter seinem Kinn. Endlich die düstere Angst loszuwerden, die ihn nachts gelegentlich überfiel, wenn er plötzlich aus dem Schlaf hochschreckte und nur das heftige Schlagen seines Herzens spürte.
Mein Gott, was wäre eine solche Sache wert? Endlich wieder jung zu sein … »Weiß sonst noch jemand davon?«
»Noch nicht.«
»Cy, Sie glauben, den Alterungsprozeß des Menschen kontrollieren zu können?«
Hakluyt ließ sich Zeit, ehe er antwortete. »Das ist eine gute Frage«, sagte er. »Wenn wir den vorgeplanten Zusammenbruch des Körpers verhindern, dann werden sicherlich andere Faktoren ins Spiel kommen. Es sind sicherlich einige psychologische Fragen zu bedenken. Aber was unser physisches Wohlergehen betrifft, wenn unsere DNS uns nicht im Stich läßt und wenn wir darauf achten, nicht ins falsche Flugzeug zu steigen, dann gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund, warum wir dann sterben sollten.«
Gambini griff nach einer großen Büroklammer und drehte sie zwischen den Fingern. »Wahrscheinlich sollten wir darüber zu niemandem etwas verlauten lassen, Cy.«
»Warum?« fragte Hakluyt mißtrauisch.
»Wir gingen ganz schön schweren Zeiten entgegen, wenn die Menschen plötzlich nicht mehr sterben würden.«
»Nun, wir bräuchten natürlich eine gewisse Kontrolle, und wir müßten einige Modifikationen einführen.«
»Was meinen Sie, wie das Weiße Haus reagieren würde, wenn ich dies in meinem Bericht
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