Erstkontakt
einmal. Ich möchte die Gelegenheit beim Schopfe packen und alle Anwesenden warnen, auf eigene Faust Experimente durchzuführen. Ganz egal, auf was Sie in der Aufzeichnung stoßen, Sie erstatten mir zuerst schriftlich Bericht, bevor Sie damit herumexperimentieren. Jede Zuwiderhandlung kann zu Ihrer Entlassung aus dem Projekt führen. Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt.«
Später nahm Hakluyt ihn zur Seite, erkundigte sich über Majeskis Gerät und wollte wissen, aus welchem Grund es explodiert sei.
»Das ist es eigentlich gar nicht. Genaugenommen.« Gambini runzelte die Stirn. »Hören Sie, Cy, er hat versucht, eine statistische Kontrolle über das erste thermodynamische Gesetz zu erlangen.«
Hakluyt lachte nicht, aber es kostete ihn alle Mühe, an sich zu halten.
»Wenn ich dem folge, was Sie sagen, dann ist das nicht möglich.«
»Das erste Gesetz ist nicht absolut«, sagte Gambini. »Es muß nicht so sein, daß Wärme von einem wärmeren Gas zu einem kälteren strömt. Es ist lediglich höchstwahrscheinlich aufgrund des Molekularaustausches. Aber einige Moleküle im warmen Gas bewegen sich langsamer als einige der aktiveren Moleküle im kälteren Gas. Und umgekehrt. Cords Gerät hatte vielleicht die Funktion, den Austausch zu kontrollieren.«
Hakluyt versuchte sich den Vorgang vorzustellen.
»Maxwells Dämon«, sagte Gambini.
»James Maxwell war ein Physiker des neunzehnten Jahrhunderts, der meinte, daß wenn ein Dämon zwischen zwei Kabinen säße, von denen die eine mit einem heißen, die andere mit einem kalten Gas gefüllt sei, er einen interessanten Effekt auslösen könnte, wenn er nur die schnellsten Moleküle von der kalten in die warme Kammer überwechseln und die langsamsten Moleküle der heißen Seite zur kalten wandern ließe.«
»Es würde folgendes passieren«, führte Hakluyt den Gedanken zu Ende. »Das heiße Gas würde noch heißer werden, und das kältere müßte noch kälter werden! Und Sie meinen«, sagte er skeptisch, »daß Majeski so etwas geschafft hat? Das ist absurd.«
»Haben Sie das Haus gesehen? Gehen Sie hin, und schauen Sie es sich an. Dann kommen Sie zurück, und wir unterhalten uns über Absurditäten.«
Hakluyt starrte Gambini in die Augen. »Okay«, sagte er. »Vielleicht wird es allmählich Zeit, daß wir anfangen, uns zu fragen, mit wem wir es überhaupt am anderen Ende der Funkverbindung zu tun haben. Ist es eigentlich schon mal irgend jemandem durch den Kopf gegangen, daß die Bastarde in irgendeiner Weise rachsüchtig sind? Ich meine, warum sonst sollten sie uns Anweisungen für etwas schicken, das uns um die Ohren fliegt?«
»Nein!« schnappte Gambini. »Wir sind nicht sorgfältig genug. Niemand unterzieht sich all dieser Mühen, wie sie es getan haben, nur um uns einen gottverdammten Streich zu spielen! Es könnte doch sein, daß wir ihre Anweisungen nicht richtig verstanden haben, daß wir ihre Angaben nicht richtig befolgt haben. Vielleicht sind wir gar nicht so intelligent, wie sie denken! Wir konnten noch nicht einmal in Erfahrung bringen, wie sie all diese Energie erzeugen.«
»Vielleicht verwenden sie überhaupt keine Elektrizität.«
»Schön, dann eben Magnetismus. Oder Benzin. Oder jemand dreht an einer großen Kurbel. Was immer es sein mag, es müßte trotzdem einen Hinweis geben, wieviel davon zu verwenden ist.«
»Es gibt aber auch noch gute Neuigkeiten. Lassen Sie uns in Ihr Büro wechseln.«
»Und wie sehen Ihre guten Neuigkeiten aus?« fragte Gambini, als sie in seinem Büro Platz genommen hatten.
Hakluyt nahm seine Brille ab und legte sie auf Gambinis Schreibtisch. Die Gläser waren dick und saßen in Metallrahmen. Haykluyt war physisch so zierlich gebaut, daß er ohne die Brille deutlich an Masse verloren zu haben schien. »Ich trage sie schon mein ganzes Leben«, erklärte er. »Ich bin kurzsichtig, und ich habe einen Astigmatismus. Meine Familie hat eine lange Tradition an Augenleiden. Sie sind alle kurzsichtig.« Er lächelte hintergründig, griff nach einem Websters und hielt ihn über die Brille. »Ich bekam meine erste Brille, als ich acht war.« Er ließ das Buch fallen. Es fiel auf die Brille und zerbrach sie.
Gambini schaute ihm verwundert zu. »Cy, was, zum Teufel, tun Sie da?«
Hakluyt wischte die Trümmer in einen Papierkorb. Er schaute gelassen zu Gambini. »Welches Wort soll ich für Sie nachschlagen?«
» Xenoglossie. Hören Sie …«
Hakluyt blätterte in dem Buch. »Unbewußtes Reden in einer unbekannten
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