Erstkontakt
Präsidenten. Vor kurzem gab es einen schweren Börsencrash, von dem wir uns noch nicht erholt haben. Die Wirtschaft liegt am Boden. Und viele Leute machen sich Sorgen, und zwar, weil sie Jack Hurley einfach nicht zutrauen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
CNN: Den Umfragen zufolge liegen Sie ganz weit vorn in diesem Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie müssen sich großartig fühlen, Senator.
Feldmann: Ich freue mich für das Land, Harold. Wir könnten es schaffen. Und unter unserer Regierung sehe ich eine erfreuliche Zukunft auf uns zukommen.
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Harry nahm Leslie mit zu sich in sein Haus an der Bolingbrook Road, wo er sie beim Licht der Straßenlaterne in Julies Zimmer auszog. Meine Art von Rache, dachte er. Stück für Stück ließ er ihre Kleider in der Mitte des Zimmers auf den kostbaren Teppich fallen, den er und Julie ausgesucht hatten, als sie das Haus an ihrem siebten Hochzeitstag kauften. Nachdem er sie entkleidet hatte, drehte sie sich leicht, vielleicht um ihn zu necken, oder aus einem Gefühl der Scham, und ihr Nabel und ihre Brüste tauchten in den Schatten. Aber ihre Augen ruhten weiterhin auf ihm, und ihr Haar leuchtete hell im Licht der Straße, das durch die Vorhänge drang. »Du bist schön«, sagte er.
Sie umarmte ihn, und er spürte den sanften Druck ihrer kleinen Brüste durch sein Hemd. Ihre Lippen waren feucht und warm, und er vergrub eine Hand in ihrem Haar. Sie wiegten sich sacht hin und her, während der Wind draußen die Holundersträucher gegen die Hauswand drückte und Harrys alter Wecker laut auf dem Sekretär tickte. Ihr Nacken fühlte sich unter dem Haaransatz fest und beinahe muskulös an.
Er hob sie hoch; sie preßte sich an ihn, und er spürte ihren Herzschlag. Sie machte sich an seinem Oberhemd zu schaffen, lachte, als ein Knopf nicht aufgehen wollte, und riß ihn ab. »Ich näh’ ihn dir wieder an«, versprach sie leise und streifte ihm das Kleidungsstück ab. Sie schleuderte es lässig in die Dunkelheit, legte eine Hand auf seinen Bauch und schob sie unter seinen Hosenbund.
Harry beugte sich über sie und preßte seinen Mund auf den ihren.
Sie redeten und schliefen und liebten sich und redeten wieder. Vorwiegend sprachen sie über sich selbst und wie sehr sie einander genossen. Und sie sprachen über die Altheaner, über die sie wohl nie mehr etwas erfahren würden. »Ich frage mich«, sagte sie, als sie in wohliger Erschöpfung eng umschlungen dalagen, »warum sie uns nie etwas von ihrer Vergangenheit berichtet haben. Ich habe nirgendwo einen Hinweis auf ihre Geschichte gefunden. Und auch keinen auf ihre Psychologie. Genaugenommen gab es keinerlei soziologische Informationen. Jetzt ist alles vorbei, und der Eindruck vom einsamen Alien im Turm drängt sich stärker auf denn je. Ich begreife das wirklich nicht.«
Harry stützte sich auf einen Ellbogen. »Wie werden wir wohl in einer Million Jahre sein? – In Petes Orden gibt es einen Priester, der Bridge spielen kann, wie ich es noch nie gesehen habe. Wenn man mit ihm spielt, hat man das Gefühl, als lägen alle Karten offen auf dem Tisch. Er bringt Unmögliches zuwege; als könne er die Karten seiner Mitspieler sehen. Und ich frage mich, ob er das auf eine gewisse Weise nicht tatsächlich kann.«
»Ich glaube eher«, sagte Leslie, »daß er für dieses Spiel ein sehr feines Gespür besitzt. Was du über ihn erzählst, erinnert mich an manche Profispieler. Lies mal die Bridge-Kolumnen in der Zeitung.«
Mit einer Fingerspitze verfolgte sie die Konturen seiner Schulter. »Ich glaube nicht, daß ich mich in der Gesellschaft eines Menschen wohl fühlen könnte, der meine Gedanken lesen kann.«
»Meinst du, so was ist möglich?«
»Gedankenlesen? Glaub’ ich nicht.«
»Aber du bist dir nicht sicher.«
»Man kann sich da auch nicht sicher sein. Niemand hat bislang einen Weg gefunden, Gedankenlesen zu ermöglichen. Wir sind noch immer nicht ganz sicher, was Gedanken eigentlich sind, und wir kennen erst recht keinen Weg, sie von einem Gehirn in ein anderes zu übertragen.«
»Aber es wäre denkbar?«
»Weiß ich nicht. Wenn Telepathie möglich ist, wüßte ich gerne, wie das Endprodukt nach einer Million Jahre Evolution aussieht.«
Sie schloß die Augen und schmiegte sich an ihr Kissen. »Wenn außersinnliche Wahrnehmung möglich wäre und wenn wir diese Fähigkeit entwickelten, dann würden wir vermutlich im Laufe der Zeit unsere individuelle Identität verlieren.«
»Und unsere Sprachen! Welche
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