Erstkontakt
er den Raum, und drückendes Schweigen lastete auf den Anwesenden, bis sich Maloney schließlich räusperte und um Aufmerksamkeit bat. »Ich wünschte, jedem hier das Angebot unterbreiten zu können, das Herkules-Projekt weiterhin zu begleiten. Leider ist unser Bedarf begrenzt. Mr. Carmichael hat mich darüber informiert, daß Goddard Sie zum großen Teil nicht entbehren kann. Einigen von Ihnen haben wir die Teilnahme am Projekt angeboten. Wir haben eine Liste verteilt. Diejenigen, deren Namen sich darauf befinden, bitten wir dringend, das Projekt nicht zu verlassen. Bitte teilen Sie Mr. Carmichael Ihre Entscheidung bis zum Ende der Woche mit.« Er blickte Harry an, dankte ihm für seine Hilfe und nahm dann seine Arbeit wieder auf.
Um ein Uhr hatte das Räumungskommando alles aus dem Gebäude geschafft. Maloney überreichte Harry eine unterschriebene Bestandsliste über alles, was sie mitgenommen hatten. Die Oppenheimer-Urkunde und die Jefferson-Medaille waren ebenfalls aufgelistet. »Die National Security Agency wird Sie entschädigen«, sagte er knapp.
Und dann, im strahlenden Sonnenschein, setzte sich der Konvoi aus sieben Fahrzeugen in Bewegung und rollte in Richtung Haupttor.
Am Abend fand sich der größte Teil des Herkules-Teams zu einem Abschiedsessen im Red Limit ein.
Im Grunde wurden sie gar nicht in alle Winde verstreut: Die meisten Techniker blieben bei Goddard und arbeiteten an verschiedenen Projekten weiter. Von den Forschern beabsichtigte man Carol Hedge und Pete Wheeler zu fragen, ob sie in laufende Projekte einsteigen wollten, aber keiner von beiden wußte bislang etwas davon.
Harry glaubte nicht, daß Pete bleiben würde.
Cyrus Hakluyt war ohne Abschied verschwunden.
Leslie wollte wieder nach Philadelphia gehen. »Und dann vielleicht auf eine Südseeinsel«, sagte sie. »Ich habe vorerst die Nase voll.« Niemand hielt an diesem Abend eine Rede, aber einige äußerten offen ihre Gefühle. »Es war«, sagte einer der Systemanalytiker, »ein wenig so, als fochten wir alle gemeinsam einen großen Kampf.« Harry dankte ihnen für ihre Loyalität und sagte voraus, daß das Herkules-Team noch eine Legende sein würde, wenn die Welt Präsident Hurley längst vergessen hätte. »Man wird sich vielleicht nicht mehr an unsere Namen erinnern, aber man wird wissen, daß es uns gegeben hat.«
Für diese Worte erhielt er Applaus, und für einige Stunden saßen sie in der vertrauten Umgebung des Red Limit und glaubten an Harrys Prophezeiung. Für Harry stellte seine Äußerung einen weiteren Meilenstein dar: Es war das erste Mal, daß er sich in der Öffentlichkeit einem Mann gegenüber unloyal gezeigt hatte, für den er arbeitete.
Abschiedsparties vermitteln immer eine Art von Begräbnisatmosphäre, da sie das Ende eines Zeitabschnitts markieren, dachte er. Jeder Händedruck, jeder kurze Blick in die Augen des anderen bekommt eine ganz besondere Bedeutung. Aber die relativ schlichte Feier, die von dem Herkules-Team veranstaltet wurde, verlief besonders gefühlsgeladen, vielleicht weil es so etwas nie mehr in der ganzen Menschheitsgeschichte geben würde. Die rund vierzig Männer und Frauen, die sich in dem bescheidenen Restaurant an der Greenbelt Road versammelt hatten, repräsentierten all diejenigen, die jemals einen Stern beobachtet und sich dabei Fragen gestellt haben. Nun, sie hatten Antworten gefunden, und wahrscheinlich konnte man nicht mehr verlangen.
Später am Abend bildeten sich kleinere Gruppen, und die ersten verließen das Lokal. Harry schüttelte den meisten die Hand, als ob sie einander nicht wiedersähen, obwohl sich alle bereits am nächsten Tag wieder bei Goddard zur Arbeit einfinden würden. Gegen ein Uhr saß er mit Leslie allein am Tisch. »Wann reist du ab?« fragte er.
»Morgen.«
»Ich werde dich vermissen, Leslie.« Er stellte plötzlich fest, daß er die Eiswürfel in seinem leeren Glas anstarrte.
Sie drückte seinen Arm. »Philadelphia ist nicht so weit weg«, sagte sie.
Er nickte. »Ich habe gehofft, daß du das sagen würdest.« Angela Dellasandro kam an den Tisch und erklärte Harry, daß er außerordentlich gut aussehe. Und sie erwähnte auch, daß sie sich wegen Ed Gambini Sorgen mache. Harry beruhigte sie, und sie suchte sich andere Gesprächspartner.
»Sie hat recht«, sagte Leslie. »Es ist besser, daß er nicht mehr zum Projekt gehört, aber hoffentlich stellt er nichts Dummes an, bis er sich voll und ganz an die Situation gewöhnt hat.«
»Nein«, sagte
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