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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Rosenbloom vorfanden sowie einen wichtigtuerischen, energiegeladenen Mann, in dem Harry Abraham Chilton erkannte, den Pressesprecher der Regierung.
    Chilton war ein sehr populärer konservativer Rundfunk- und Fernsehkommentator gewesen, ehe er zur Regierung gekommen war. Er hatte eine Stimme, scharf wie ein Peitschenknall, und besaß Fähigkeiten als Debattierer, die ihm bei seinen ständigen Auseinandersetzungen mit den Journalisten zugute kamen. Er schaute betont auffällig auf die Uhr, als Gambini und Harry eintraten. »Ich würde es begrüßen, meine Herren, wenn Sie sich in Zukunft immer pünktlich einfinden würden.«
    »Uns wurde etwas von drei Uhr gesagt«, verteidigte Gambini sich.
    »Die Pressekonferenz beginnt um drei. Wir fangen schon um zwei an, jedenfalls versuchen wir es.« Rosenbloom sah aus, als fühlte er sich nicht wohl. »Wer ist Gambini?«
    Der Physiker nickte kühl.
    »Der Präsident wird Sie bitten, einige Worte zu sagen.« Der Pressesprecher griff in einen Aktenkoffer und holte einen einzigen Bogen Papier hervor. »Wir möchten gerne, daß Sie sich an diesen Text halten. Und geben Sie sich etwas Mühe, damit es spontan klingt.« Chilton brachte Harry mit einem plötzlichen lakonischen Grinsen kurzfristig aus dem Konzept, das andeutete, niemand solle das Ganze zu ernst nehmen. Aber genauso schnell, wie Harry die Miene des Pressesprechers interpretierte, hatte sie sich schon wieder verändert.
    »Sie drei werden in der ersten Reihe sitzen, wenn der Präsident eintritt. Er wird eine Ansprache halten. Dann wird er jeden von Ihnen vorstellen und Sie beide aufs Podium bitten.« Er wies auf Rosenbloom und Gambini. »Dr. Gambini, wenn der Präsident Sie auffordert, werden Sie Ihren Text sprechen. Fassen Sie sich dabei kurz und leiten abschließend wieder zum Präsidenten über. Aber bleiben Sie auf dem Podium, falls er sie noch brauchen sollte. Vergessen Sie nicht, sich an Ihr Manuskript zu halten. Danach wird der Präsident Fragen beantworten. Nach dreißig Minuten machen wir Schluß. Wenn Ed Young seine Frage stellt, schließen wir. Young ist von NPR. Er ist ein kleiner Bursche mit blonden Haaren, allerdings sind sie schon fast alle ausgefallen. Er wird gleich hinter Dr. Rosenbloom sitzen! Nachdem der Präsident gegangen ist, werden Sie sich einer Lawine von Fragen ausgesetzt sehen. Ursprünglich hatten wir vor, Sie gleich wieder hinauszubringen, um Ihnen das zu ersparen, aber es hat keinen Sinn: Sie sind hinter Ihnen her, wo immer sie sich aufhalten, daher können wir das ganze Spektakel auch jetzt schon hinter uns bringen. Ist noch irgend etwas unklar?«
    »Werde ich gar nichts sagen?« fragte Harry.
    »Nein. Sie stehen nur auf, wenn er Sie vorstellt, und lächeln in die Kameras. Okay. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Gehen wir mal kurz durch, was die Reporter voraussichtlich fragen werden.«
     
    Präsident John W. Hurley trat lächelnd durch den Vorhang und nahm seinen Platz hinter dem Rednerpult mit dem Wappen ein. Ein Flipchart stand rechts neben ihm. Der Direktor der NASA, Arnes Atkin, saß zu seiner Linken. Hurley war der kleinste Präsident der neueren Geschichte und infolgedessen ein ständiges Ziel für dumme Witze.
    Karikaturisten stellten ihn am liebsten dar, wie er sich mit Washington, Lincoln oder Wilson beriet. Aber er reagierte humorvoll, lachte selbst über die Witze und erzählte sogar selbst einige. Sein Mangel an Körpergröße, gewöhnlich ein Handicap bei größerem politischem Ehrgeiz, wurde zu einem Symbol für den einfachen Mann auf der Straße. Hurley war der Präsident, mit dem alle sich identifizierten.
    Etwa zweihundert Menschen saßen in dem kleinen Saal eng aneinandergepfercht. Fernsehkameras rollten auf dem Mittelgang auf und ab, während der Präsident sich für den Applaus bedankte, Harry in der ersten Reihe direkt anschaute und lächelte. »Meine Damen und Herren«, sagte er, »ich weiß, daß Sie alle die Wirtschaftszahlen gesehen haben, die heute bekannt geworden sind, und Sie erwarten wahrscheinlich, daß ich heute nachmittag ein wenig herumprahle. Die Wahrheit ist, daß ich dieses Thema nicht ansprechen werde.« Gelächter erfüllte den Raum. Obwohl die Anschauungen des Präsidenten meistens konservativer als die der meisten Mitglieder des Pressecorps waren, war er trotzdem bei ihnen recht beliebt. Er blickte mit einem plötzlich ernsten Ausdruck auf sein Publikum hinab. Eine der Fernsehkameras fuhr auf ihn zu. »Meine Damen und Herren, ich habe eine sehr

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