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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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das bedeutet?«
    »Nein«, sagte Harry. »Keine Ahnung.«
    »Es ist vielleicht sogar wichtiger, als etwas über die Altheaner zu erfahren: Wir bekommen Hinweise auf bestimmte Qualitäten, die charakteristisch sind für intelligente Wesen im Gegensatz zu denen, die kulturell entstehen und verinnerlicht werden. Zum Beispiel, sind die Altheaner eine Jägerspezies? Haben sie so etwas wie einen Moralkodex? Gibt es bei ihnen Geisteskrankheit? Oder schwerwiegend irrationales Verhalten?«
    »Was meinen sie damit genau?«
    »Krieg. Verbrechen. Haben sie sich irgendwelchen Traditionen oder Mythologien verschrieben, die asoziale Verhaltensweisen hervorrufen?«
    »Sie meinen Religion. Und Politik.«
    »Nennen Sie es Tribalismus. Lassen sie sich zu Akten der Grausamkeit hinreißen, oder sind sie eine gütige Spezies? Oder irgendwas dazwischen? Haben sie ein Empfinden für Ästhetik? Mögen sie etwa Musik, oder ist dies eine Anomalie, die nur bei uns Menschen auftritt? Lagern sie tödliche Waffen in ihren Wohnungen? Bilden sie größere soziale oder politische Gruppen?« Sie legte den Kopf leicht schief. »Nun, ich glaube, diese Frage können wir längst beantworten. Ohne eine irgendwie geartete politische Organisation wären keine größer dimensionierten technischen Projekte durchführbar.«
    Der Kellner brachte den Wein an den Tisch. Harry kostete einen Schluck, nickte anerkennend, und der Kellner füllte ihre Gläser.
    »Glauben Sie, auf all diese Fragen eine Antwort zu erhalten?« fragte er, als sie wieder ungestört waren.
    Sie zuckte die Achseln. »Möglicherweise nicht. Wenn sie nur hallo sagen, erfahren wir nichts weiter über sie, und sie werden zu einem faszinierenden Mysterium für uns, das wir niemals hintergründen werden. Am Ende erfahren wir vielleicht nicht so viel über die Altheaner, sondern wir erfahren eine Menge über uns selbst.«
    Harry hatte mittlerweile die unangenehme Angewohnheit, jede Frau, die er traf, mit Julie zu vergleichen. Obgleich Leslie nicht unattraktiv war, fehlte ihr die natürliche Sinnlichkeit seiner Frau. Aber es ging nicht nur darum, so erkannte er, daß er ein normales Wesen mit Julies klassischen Zügen verglich. Da war auch noch die Tatsache, daß Leslie weitaus zugänglicher war. Freundlicher. Und auch das sprach – seltsamerweise – gegen sie. »Wußten Sie«, fragte er, »daß das Weiße Haus morgen eine Verlautbarung herausgeben wird?«
    »Ed hat es mir erzählt. Ich werde mich in eine Bar in Arlington setzen und die Reaktion der Gäste beobachten und mir dazu Notizen machen.«
    »Leslie, wenn die Altheaner ein weiteres Signal senden wollen, warum warten sie dann so lange?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann mir viele Gründe vorstellen. Vielleicht müssen sie erst wieder die nötigen technischen Voraussetzungen schaffen, die Ausrüstung bereitmachen oder dergleichen. Oder die Nachricht vorbereiten. Vielleicht gleichen sie uns ja in manchen Dingen und warten noch auf die Entscheidung eines eigens aufgestellten Komitees, das über den Inhalt der Nachricht berät. Vielleicht haben wir es auch nur mit einem Computer zu tun, der einen Kurzschluß erlitten hat. Ich sage Ihnen eins: Wenn wir kein weiteres Signal auffangen, dann werden Sie mit Ed echte Probleme bekommen.« Offenbar genoß sie den Wein, aber ihr Gesicht blieb ernst.
    »Wie gut kennen Sie Ed?« fragte sie.
    »Ich arbeite schon lange mit ihm zusammen.«
    »Er lebt am Rand des Herzinfarkts. Tut er denn nichts anderes, als nur durch Teleskope zu starren?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Vor Jahren, als ich ihn kennenlernte, fuhr er schon mal nach Kanada auf die Jagd. Aber das langweilte ihn mit der Zeit. Eigentlich kann ich ihn mir nur schwer auf der Bowlingbahn oder auf einem Golfplatz vorstellen.«
    »Das ist sehr traurig«, sagte sie, und ein abwesender Ausdruck trat in ihre Augen. »Er ist so sehr davon besessen, das Räderwerk des Kosmos zu entschlüsseln, daß er schon keinen Sonnenaufgang mehr sieht. Rimford ist nicht so. Pete auch nicht. Ich wünschte, er würde sich von denen etwas abschauen.«
     
    Weder Harry noch Gambini hatten vorher dienstlich im Weißen Haus zu tun gehabt. (Gambini scheute sich sogar nicht einmal zuzugeben, daß er, obwohl er einen großen Teil seines Erwachsenenlebens in Washington zugebracht hatte, noch nie das Gebäude von innen gesehen hatte.) Sie betraten es, wie angewiesen, durch den Verbindungstunnel vom Finanzministerium aus und wurden in ein Büro geführt, wo sie

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