Erstkontakt
häufig und gerne. Aber ich warte darauf, daß Sie endlich mal lachen, ohne die Augen niederzuschlagen. Nein, Sie tun es schon wieder.« Ein Hauch von Schärfe lag in ihrer Stimme.
»Es tut mir leid«, sagte Harry. »Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Was würden Sie mir verschreiben?«
Sie beugte sich vor. Ihre Bluse klaffte ein wenig mehr auf. »Ich weiß es nicht. Zuerst einmal sollten Sie endlich akzeptieren, daß sie weggegangen ist.«
»Sie kennen uns nicht«, protestierte er. »Wie können Sie so etwas sagen?«
»Ich habe wahrscheinlich schon zuviel gesagt«, gab sie ihm recht. »Das macht der Wein.«
»Warum meinen Sie, daß es keine Hoffnung auf Versöhnung gibt?«
»Ich habe nicht gesagt, daß keine Hoffnung besteht. Sie bekommen vielleicht Ihre Versöhnung. Aber die Frau, die Sie kennen, ist nicht mehr da. Was immer Sie besessen haben, und ich kann erkennen, daß es sehr viel war, zerbricht irreparabel, wenn jemand so etwas zurückläßt und geht. Es ist niemals mehr so wie vorher. Eine Versöhnung ist bestenfalls der Versuch, etwas Gewesenes festzuhalten.«
»Sie klingen wie Pete Wheeler.«
»Das tut mir leid, Harry. Aber wenn er das gesagt hat, dann hatte er recht. Wie heißt Ihre Frau?«
»Julie.«
»Nun, Julie ist ganz schön dumm. Sie wird Sie nicht so einfach ersetzen können. Möglich, daß sie klug genug ist, das schnell zu erkennen. Wenn sie es erkennt, dann besteht die Wahrscheinlichkeit, daß sie zurückkommt. Wenn Sie das wollen und Ihre Karten geschickt ausspielen, dann stehen Ihre Chancen ganz gut. Aber Sie befinden sich dann in einer schlechten Lage.« Sie schob ihren Teller weg. »Ich habe genug«, sagte sie.
Harry schwieg.
»Wollen Sie so vorgehen?« fragte sie.
»Ich weiß nicht«, sagte Harry. »Ich weiß, daß ich sie zurückhaben will.«
»Ich wäre gerne wieder zweiundzwanzig.« Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Es tut mir leid, Harry. Ich wollte nicht grausam sein. Aber wir reden von der gleichen Sache.«
Majeski ärgerte sich.
Er saß in Gambinis Büro, hatte den Kopf nach hinten gelegt, die Augen geschlossen, die Wangen aufgeblasen, und ließ die Arme seitlich über die Sessellehnen hinabhängen. Der Projektleiter, der auf der Schreibtischkante hockte, erklärte gerade etwas. Der Mathematiker nickte und nickte wieder, aber seine Augen öffneten sich nicht. Als er aufsah, gewahrte Gambini Harry und winkte ihn herein. »Ich habe eine Frage an dich«, sagte er, während Harry die Tür schloß.
»Schieß los.«
»Was würde passieren, wenn wir eine Kopie der aufgefangenen Signale zur National Security Agency schickten, und sie könnten dort einen Sinn in die Zeichen bekommen?«
»Sie besitzen einen eigens für sie konstruierten Cray-Computer der fünften Generation«, schaltete Majeski sich ein. »Es könnte ausreichen, um uns die Instruktionen verständlich zu machen. Und das wäre wahrscheinlich alles, was wir brauchen: genug, um einzusteigen.«
Harry dachte darüber nach. Er kannte die NSA-Leute nicht so gut; sie waren eine eigene kleine Gemeinschaft, kompetent, elitär, verschwiegen, voller Angst, mit jemandem zu reden, der irgend etwas aus ihrem Tonfall ableiten könnte. »Ich denke nicht, daß die NSA in irgendeiner Form an diesem Projekt Interesse hat, und ich befürchte, daß sie selbst genug Arbeit haben, so daß sie wahrscheinlich mit unserer Sache sowieso nichts zu tun haben wollen. Aber es gibt Leute in der Umgebung des Präsidenten, vor allem Sicherheitsleute, die würden Herkules am liebsten von Goddard abziehen und nach Fort Meade bringen. Wenn ihr euch also mit der Bitte um Hilfe an die NSA wendet, dann liefert ihr ihnen gleichzeitig Munition. Tut das, und dann ist es wahrscheinlich ohnehin egal, ob sie erfolgreich sind oder nicht.«
»Dann arbeiten wir eben in Fort Meade an unserem Projekt weiter«, brummte Majeski. »Was macht es schon aus?«
»Der Unterschied ist«, sagte Harry, »daß dann nicht Sie an der Sache weiterarbeiten, Cord. Wenn das Projekt zur NSA geht, dann ist es auch alleine deren Projekt. Sie arbeiten für die NASA, nicht die NSA. Man würde Sie nur einsetzen, wenn man Sie für unersetzlich hielte. Und sind Sie das?«
»Sie meinen also, daß die Computer, die die Sendung entschlüsseln können, verfügbar sind, aber daß wir sie nicht benutzen können, ohne dann die Kontrolle über das Projekt zu verlieren. Das ist lächerlich.«
Harry zuckte die Achseln. »Das ist gleichgültig. So arbeiten die Regierungsstellen nun
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