Erstkontakt
Antwort zufriedengab. Aber er spürte dennoch das Gewicht dieser Unkorrektheit sehr deutlich.
An diesem Abend wollte er nicht alleine essen. Er rief Leslie an.
»Ja«, sagte sie. »Mit Vergnügen.«
Harry wäre am liebsten für ein paar Stunden von Goddard verschwunden. Das Gespräch mit Diehl beschäftigte ihn mehr als notwendig. Es war eigentlich der einzige negative Punkt an einem ansonsten außerordentlich erfolgreichen Tag. Dennoch lag etwas Bedrohliches darin, das Gefühl, sich auf einem schlüpfrigen Abhang zu bewegen, das ihn bedrückte.
»Sie lassen die Sendung immer noch durch die Computer laufen, und jederzeit kann etwas Entscheidendes passieren«, sagte Leslie. Um in der Nähe zu bleiben, gingen sie ins Red Limit.
»Sie werden die Signale doch nicht heute abend entschlüsseln können?« fragte Harry.
»Natürlich nicht. Aber Ed macht sich Sorgen.«
»Warum?«
»Ich glaube, sie haben einen augenblicklichen Durchbruch erwartet, nachdem sie einen ersten Blick auf die Sendung geworfen haben. Als ich ging, hörte ich ihn sagen, daß sie das Rätsel entweder sehr schnell lösen oder Jahre dazu brauchen werden.«
»Ist es denn möglich«, fragte Harry, »daß die Signale nie übersetzt werden?«
»Das ist«, sagte sie und blickte von der Speisekarte hoch, »ein ziemlich schlimmer Gedanke.«
Sie bestellten Fisch und eine Karaffe Weißwein. Leslie wirkte bei Kerzenschein weitaus attraktiver, als er erwartet hatte. »Harry«, fragte sie behutsam, nachdem ihr Essen serviert worden war, »ist zu Hause alles in Ordnung?«
Er hatte die Frage nicht erwartet. »Sie haben mit Pete gesprochen«, sagte er anklagend.
»Nein. Es ist deutlich zu sehen. Sie tragen einen Trauring; aber Sie gehen niemals zum Abendessen nach Hause. Und nun sitzen Sie hier mit mir.«
Er aß weiter, trank einen Schluck Wein, tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und sagte einfach: »Es ist zu Ende.«
»Das tut mir leid.«
Er zuckte mit den Achseln.
»Ich wollte nicht aufdringlich sein.«
Auf ihren Lippen fing sich das Licht. Sie trug eine schlichte weiße Bluse, deren oberste beiden Knöpfe offenstanden. Er folgte der warmen, weißen Wölbung ihrer linken Brust. »Ist nicht schlimm«, sagte er. Sie lächelte, reichte über den Tisch und legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Ich hab’ sie an dem Abend verloren, als wir das Signal auffingen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, es geschah schon lange vorher.«
»Kinder?«
»Eins. Einen Jungen.«
»Das macht es noch schwieriger.«
Harry starrte sie wieder an. »Zur Hölle damit«, sagte er. Er aß seinen Fisch auf, leerte das Weinglas und lehnte sich mit verschränkten Armen trotzig zurück.
Sie sagte nichts.
»Sie mißbilligen das?«
»Ich mißbillige es nur, wenn ich dafür bezahlt werde, Harry. Dann mißbillige ich alles.« Ihre Augen signalisierten Bedauern. »Ich weiß nicht, warum das so ist. Vielleicht, weil das Ende immer schlimm ist.«
Harry grinste.
»Sie sind mir schon eine komische Psychologin«, sagte er. »Erzählen Sie das jedem?«
»Nein. Ich sage Patienten, wofür sie mich bezahlen, nämlich was auf kurze Sicht gut für sie ist, denn mehr ist nicht drin, wirklich. Ihnen kann ich mitteilen, was ich außerdem denke.«
»Dann lassen Sie mal hören«, sagte Harry.
»Sie sind ein interessanter Mann, Harry. In einigen sehr schwierigen Bereichen sind Sie sehr anpassungsfähig. Sie haben es zum Beispiel geschafft, sich erstaunlich gut mit einigen der bedeutendsten wissenschaftlichen Geister unserer Zeit zu arrangieren. Menschen wie Gambini oder Quint Rosenbloom glauben, daß von der menschlichen Spezies verdammt wenig wissenswert ist. Aber beide haben Respekt vor Ihnen. Cord Majeski unterhält sich nur mit Mathematikern, Kosmologen und Jungfrauen. Rimford spricht nur mit Gott. Sie alle akzeptieren Sie.«
»Sie mögen Majeski nicht«, stellte Harry fest.
»Habe ich das gesagt?«
»Ich denke schon«, meinte Harry lächelnd.
»Ich glaube, Leute wie Majeski provozieren auf die ein oder andere Art immer die Gefühlsäußerungen Dritter. Aber das gehört jetzt nicht hierher.« Sie beugte sich vor. »Was ich sagen möchte, Harry, ist, daß ich Sie mag. Daß ich Sie nicht in diesem Zustand sehen möchte.«
»In welchem Zustand?«
»Harry, der nächstbeste Fremde von der Straße kann sehen, daß Sie völlig aus Ihrer Rolle fallen, daß Sie sich entgegen Ihrer Persönlichkeit verhalten.«
»Woher wissen Sie das?«
»Zum einen, Sie lachen sehr
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