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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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>etwas Warmes, Feuchtes und Schmutziges, eine Mittelschichtsdemokratie, wie sie schlimmer nicht sein könnte<.«
    »Genau das, Oliver. Sehr gut. Nun denn, ferner war es kein Geheimnis, daß Yeats und sein Intellektuellenhaufen außer sich vor Angst waren, der kommunistische Pöbel könne das Leinster House stürmen, unser Parlamentsgebäude. In politischen Kreisen war allgemein bekannt, daß es in den ersten Monaten des Jahres 1933 Yeats war, der sich unermüdlich für die Regierung einer herrschenden Klasse einsetzte, die sich der Ordnung, intellektueller Hierarchie, Disziplin und Kultureifer verschrieb - was er beschrieb, repräsentierte einen Faschismus, modifiziert durch Religion<.«
    »O Gott, möge Billy Yeats ruhen in Frieden«, sagte Gunston, »aber beweist das nicht, daß man ein gebildeter Mensch sein kann und es trotzdem fertigbringt, ein Narr zu sein?«
    Brennan tätschelte Gunstons Schulter. »Gut gesprochen, Sohn. Der Gelehrte weiß, daß seine beste Lektion die Erinnerung an die schlimmsten Mängel seiner Schule ist. Da wundert es mich doch, wie ich ein Leben in der Welt der Akademiker überlebt habe.«
    »Zurück zu dem Verein meines Vaters, der Society of Letters«, sagte ich zu Brennan. »Was auch immer es gewesen sein mag, die kommunistische Bedrohung war’s jedenfalls nichts.«
    »Himmel, nein! Es ist die IRA, der dieses Schreckgespenst zugeschrieben wurde.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Mit großem Dank an die katholische Kirche wurde die IRA weit und breit für eine Kreatur des Antichristen gehalten - Karl Marx. Was wissen Sie über den Marxismus, Detective Hockaday?«
    »Ich persönlich bin ein Groucho-Marxist.«
    »Auch Sie, gut gesprochen. Der Marxismus, der damals auf diesem Boden wuchs, war schon immer mehr irisch als marxistisch. Das gleiche gilt im übrigen für den irischen Faschismus. Verstehen Sie jetzt, wie sich Peinlichkeiten ergeben können?«
    »Ich verstehe. Was ich aber nicht kapiere, sind die Konflikte. Laut Olivers Artikel war die Society eine Ansammlung von Blauhemden, die sich, wie Sie mir sagen, von Yeats und seinem Gentleman-Faschismus inspirieren ließen. Und doch behauptet die Regierung, daß die Society eine Tarnorganisation der linksgerichteten IRA war?«
    »Links und rechts spielen keine Rolle, wenn es um den einzigen heiligen Haß geht, der Iren aller Glaubensrichtungen eint«, sagte Brennan. »Als Sohn von Aidan Hockaday wissen Sie sicher, was das ist.«
    »England.«
    »Exakt. Haben Sie noch nie den Spruch gehört - der Feind meines Feindes ist mein Freund?«
    »Hab ich. Ich habe auch schon von einem merkwürdigen Bettgenossen gehört.«
    »Aye, und es war ein merkwürdiges Bett, in dem wir während des letzten Krieges alle gelegen haben. Wir nannten uns neutral. Aber viele hier waren von der Schlacht um England begeistert, als es beinahe so aussah, als könnte unser Freund Hitler schließlich und endlich unseren gemeinsamen Feind vernichten. Können Sie mir folgen?«
    »Ja.«
    »Und jetzt stellen Sie sich vor, es könnte sein, daß gewisse Personen nicht ganz unschuldig waren an der nationalen Begeisterung.«
    »Womit Sie meinen Vater meinen?«
    »Wie’s aussieht, ja.«

36

    Als Brennan schließlich seinen Fall und alle damit verbundenen skandalösen Implikationen vorgetragen hatte, war ich aufgrund des Schmerzes in meinem Herzen überzeugt, daß man mir zumindest die Wahrheit, wenn schon nicht die große Wahrheit gesagt hatte. Und daß Mogaill absolut recht hatte: Die Wahrheit befreit den Menschen nicht notwendigerweise.
    Nachdem Brennan mich noch einmal darauf hinwies, daß ich es schließlich nicht anders hatte haben wollen, kehrte er in seinen Hörsaal zurück. Das Foto machte er mir zum Geschenk. Gunston borgte es sich sofort aus und machte sich auf den Weg zu Chancellor Peadar Cavanaughs Büro, sagte noch, es würde wahrscheinlich besser für ihn laufen, wenn ich nicht dabei sei.
    Was mir durchaus recht war, denn ich konnte jetzt gut ein paar Drinks vertragen. Darum kümmerte sich eine Bardame namens Mave.
    Während ich trank, versuchte ich mir darüber klarzuwerden, wie ich Ruby die merkwürdigen Bettgesellen in der Geschichte meines Vaters verständlich machen konnte. Und auch mir selbst. Wie erklärt man die Nazi-Kumpel seines Vaters?
    Das einzige, was einen Sinn ergab, war der Whiskey. Was mir wiederum sagte, daß es höchste Zeit war, für heute in Dublin Schluß zu machen.
    Ich rief Mave zu mir, um zu bezahlen. Sie gab mir auf eine Zehn-Pfund-Note,

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