Ertränkt alle Hunde
wie ich fand, bei weitem nicht genug heraus.
»Sie haben mir zuwenig Wechselgeld gegeben«, beschwerte ich mich.
»Gott, tot soll ich Umfallen, daß ich einem Yank zu wenig rausgebe!«
»Und was, bitte, ist Ihr Problem mit Amerikanern, Mave?«
»Ihr habt keinen Respekt vor den Spielregeln.«
»Wie zum Beispiel?«
»Wer Geld genug für kleine Trips in die alte Heimat hat, der hat auch die Pflicht, sich hin und wieder in einem Pub übers Ohr hauen zu lassen.«
»Sie glauben an das Märchen, daß alle Amerikaner reich sind?«
»Niemand glaubt Märchen über Amerikaner mehr als die Amerikaner selbst.«
Ein besserer Mann als ich hätte sich jetzt mit Ruby auf dem Dubliner Flughafen verabredet, um in die nächste Maschine zurück nach New York zu steigen. Aber ich, der ich mich pflichtbewußt übers Ohr hauen ließ, verließ das Ould Plaid Shawl mit der glorreichen Idee, den Zug zurück nach Dún Laoghaire zu nehmen, Ruby abzuholen, mich von Onkel Liam zu verabschieden und am Nachmittag ins County Carlow aufzubrechen.
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof beschloß ich, Ruby anzurufen. Wie ich sie kannte, würde sie schon mit Packen beginnen wollen. Snoody meldete sich.
»Geben Sie mir Ruby«, sagte ich.
»Ich bedaure sehr, Ihnen sagen zu müssen, Sir, daß sie nicht hier ist.«
»Ist sie wieder mit Moira unterwegs?«
Einen Augenblick herrschte Totenstille in der Leitung, dann sagte Snoody: »Heute morgen hat sich hier eine Tragödie ereignet. Moira...! Schrecklich, wirklich sehr, sehr schrecklich...«
Seine Worte verklangen, und zur Abwechslung hörte sich Snoody tatsächlich an wie ein menschliches Wesen. Was allein schon Grund genug war, daß mein Blutdruck abrupt in die Höhe schnellte. Es hatte sich allerdings eine Tragödie ereignet.
»Holen Sie erst mal tief Luft, Patrick. Und dann erzählen Sie’s mir kurz und bündig. Fangen Sie damit an, wo Ruby steckt?«
»Sie ist kassiert worden.«
»Was -?«
»Die Polizei war hier - Dublin Garda, nicht unsere hiesige Civil Guard. Und sie haben auch nach Ihnen gesucht, Sir. Es waren vier Polizisten. Ich nehme an, Sie sind denen so gerade eben entwischt.«
Entwischt ?
»Wessen wird Ruby beschuldigt?«
»Sir, ich möchte mir ganz bestimmt nicht vorstellen, daß Ihre Miss Ruby etwas mit... mit Moira zu tun hat.«
»Was ist mit Moira?«
»Sie ist... erhängt worden. Sie ist tot.«
»Wann -?«
»Ich weiß nicht genau, Sir. Alles ist immer noch so furchtbar verworren.«
»Wo ist Ruby jetzt?«
»Ich vermute, sie wird wohl verhört. In der Stadt...«
»Wo ist mein Onkel?«
»Er ist ein Langschläfer, müssen Sie wissen. Er sitzt jetzt mit seinem Kaffee im Garten. Ich habe ihm noch nichts gesagt.«
»In Ordnung. Aber sagen Sie’s mir.«
»Nun, die Polizisten standen vor der Tür und haben nach Ihnen beiden gefragt. Ich habe daraufhin versucht, Sie zu finden, Sir, wußte zu dem Zeitpunkt aber noch nicht, daß Sie das Haus so früh bereits verlassen hatten. Ach, übrigens, haben Sie meine Mütze mitgenommen?«
»Vergessen Sie Ihre Mütze, um Himmels willen!«
»Nun, dann bin ich in die Küche gegangen, da ich mir dachte, Miss Ruby könnte vielleicht dort bei Moira sein. Ich habe sie allerdings zusammen angetroffen...«
»Weiter, Patrick.«
»Zuerst konnte ich die ganze Wahrheit ja noch nicht erraten. Da war nur Miss Ruby. Sie kauerte auf der Kellertreppe und hat mich bedroht...«
»Sind Sie sicher, daß Sie das richtig mitgekriegt haben?«
»Ich müßte doch wohl wissen, wann ich bedroht werde!«
»Okay, überspringen wir diesen Teil. Was ist dann passiert?«
»Die Polizisten haben sie abgeführt.«
»Moment mal. Wo wurde Moira denn erhängt?«
»Im Keller.«
»Wo Sie Ruby gefunden haben. Dann muß Ruby die Leiche entdeckt haben?«
»Könnte sein.«
»Aber der Polizei hat sie nichts von Moira gesagt?«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen: Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, daß sie es getan hat.«
»Was ist passiert, nachdem die Polizei und Ruby fort waren?«
»Ich bin in die Küche gegangen, um im Keller nachzusehen, wo... nun, wo Miss Ruby mich bedroht hatte.«
»Was auch immer.«
»Die arme Moira lag Hals über Kopf in der Dunkelheit am Fußende der Treppe. Um den Hals hatte sie ein Stück Seil, frisch durchgeschnitten, würde ich vermuten. Der Rest des Seils hing immer noch von einem Deckenhaken.«
Ich sah auf die Uhr. »Es ist jetzt fast zwei, Patrick. Wie zum Teufel haben Sie das alles so lange vor meinem Onkel geheimgehalten? Und was
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