Ertränkt alle Hunde
macht die Polizei im Augenblick?«
»Es sind keine Polizisten hier.«
»Sie haben sie nicht verständigt?« fragte ich. Und begriff ebenfalls, daß Ruby nicht gemeldet haben mußte, was sie gesehen hatte. Warum nicht ?
»Zu gegebener Zeit werde ich Moira unauffällig wegbringen lassen.«
»Sie sagen, die Leiche liegt noch immer unten im Keller?«
»Sir, ich -«
Ich knallte den Hörer auf. Ich wählte die Auskunft, von der ich mir die Nummer der amerikanischen Botschaft geben ließ. Dann rief ich um Hilfe, wobei meine Finger nicht besonders ruhig waren, als ich ungewohnte Münzen in den Apparat stopfte.
»Mein Name ist Neil Hockaday. Ich bin amerikanischer Staatsbürger. Ich stecke in Schwierigkeiten.«
»Bleiben Sie bitte dran.«
Es könnten ein oder zwei Minuten gewesen sein, obwohl ich geschworen hätte, daß es eine Stunde dauerte, bis wieder jemand in der Leitung war. »Ihren Namen und Ihren festen Wohnort, bitte?«
»Neil Hockaday, New York.«
»Stadt oder Staat?«
»Beides.«
»Beruf?«
»Police Detective.«
»Verwandte hier in Irland?«
»Hören Sie, könnten Sie das Formular mal weglegen? Ich stecke in Schwierigkeiten - und ich hab’s eilig.«
»Haben wir das nicht alle? Worum geht es denn, Mr. Hockaday?«
»Die Dubliner Cops.«
»Wie bitte?«
»Wir haben Schwierigkeiten mit der Polizei, glaube ich.«
»Wir-?«
»Meine... Begleiterin und ich. Ruby Flagg.«
»Jemand mit dem Namen Ruby hat Schwierigkeiten mit der Garda?«
»Sie haben sie schon geschnappt, und jetzt suchen sie nach mir.«
»Damit wir uns richtig verstehen. Sie sind ein Cop, und Sie haben Schwierigkeiten mit anderen Cops?«
»Ich bin in den Nachrichten, um Himmels willen. Lesen Sie keine Zeitung?«
»Sir, es ist nicht nötig, mich in diesem Tonfall anzu...«
Wieder knallte ich den Hörer auf. Ich nahm Bradys Visitenkarte aus der Brieftasche und rief ihn an. Da stand ich nun, so verzweifelt, daß ich doch tatsächlich versuchte, einen Winkeladvokaten zu erreichen, und glaubte, daß mein Leben davon abhing, ihn zu erwischen. Irgendwie mußte ich verhindern, daß ausgerechnet Brady meine Verzweiflung witterte.
Bradys »Kanzlei« bestand aus einer müden Frau mit verrauchter Stimme und Hintergrundgeräuschen, die sich nach einer Menge kleiner Schreihälse anhörten. »Handelt es sich vielleicht um einen Notfall?« wollte sie wissen.
»Tja, vom Standpunkt der toten Frau aus betrachtet würde ich sagen, nein«, erwiderte ich.
»O mein Gott, dann sollte sich der Solicitor wohl besser selbst eine Meinung bilden«, sagte sie. Sie bat mich, eine zweite Telefonnummer anzurufen, die, wie sich herausstellte, zu einem Pub namens Gnarling Cur gehörte, das recht zweckmäßig in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses und des Präsidiums der Dublin Garda gelegen war.
»Oh, aber ich bin mir ganz und gar nicht sicher, ob ich überhaupt der richtige Mann für Sie bin«, sagte Brady, als er endlich ans Telefon kam. »Als Sie das letzte Mal meine Dienste benötigten, haben Sie so enttäuscht gewirkt. Ich erinnere mich, daß ich mich selbst ein wenig... wie soll ich sagen, herabgesetzt gefühlt habe.«
»Hören Sie mir jetzt ganz genau zu, Brady, denn mir fehlt die Zeit, mit Ihnen herumzualbern. Ich werde mich jetzt zum Präsidium der Garda begeben. Wenn ich Ihren Arsch nicht vor dem Eingang auf mich warten sehe, dann werde ich reingehen und sagen, daß Sie sich neulich davongeschlichen haben, als Keegan ermordet wurde. Irgendwas sagt mir, daß die Cops in dem Fall nach einem Sündenbock suchen. Ich werde dafür sorgen, daß Sie dafür ein heißer Kandidat sind.«
»Mr. Hockaday, hören Sie -!«
»Nein. Sehen wir’s von meiner Seite, Brady. Mir wird im Moment ganz schön eingeheizt, daher bin ich auch fähig, alles auszuspucken, was meine Lage abkühlen könnte. Wenn das bedeutet, Sie anzuscheißen, wen interessiert’s?«
Um Form und Inhalt zur Deckung zu bringen, knallte ich dann den Hörer auf. Wenn es schon sonst nichts brachte, dann wollte ich bei meinem Besuch bei Dublins Besten doch wenigstens einen Zeugen dabeihaben. Brady war das Beste, was ich kurzfristig und ohne viel Geld auf die Beine stellen konnte.
Ich zog die Krempe von Snoodys Mütze tief in meine Stirn und machte mich auf den Weg zum Präsidium der Garda, wobei ich die kleinen Seitenstraßen parallel zur O’Connell benutzte. Zehn Minuten später umrundete ich die Ecke der Roxboro Lane auf die O’Conell Street, und das Polizeipräsidium kam in Sicht.
Genau wie
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