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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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damals gestorben! Nur die einfachen Leute. Wir sind gestorben! So, und jetzt sehen Sie sich an, was wir wegen dieser Ungerechtigkeit unternommen haben - den Nevermore-Plan. Sehen Sie, wie wir uns unter die Privilegierten eingeschleust und sie für unsere eigenen Ziele benutzt haben.«
    »Das geht aber auch, ohne noch mehr von den eigenen Leuten zu töten, oder nicht?«
    »Meinen Sie?«
    »Sehen Sie sich Ihre Täuschung an«, sagte Gunston, »Ihre Zerstörung, Ihren Mord - «
    »Täuschung, natürlich! Aber nicht Mord und Zerstörung wie zuvor, nicht wie in der Zeit, als es nur englisches Geld und Waffen gab - und englische Täuschung.«
    »Niemals wieder«, sagte Gunston sarkastisch.
    »Aye, nevermore - niemals wieder! Den Engländern kann man nicht vertrauen. Sie haben uns oft genug betrogen. Der beste Mann hat immer noch einen Trumpf in der Hand, der nicht zum zulässigen Blatt gehört.«
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich gehe kotzen.«
    Gunston ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um, bevor er ging. »Ich schwöre, ich werde eine Möglichkeit finden, diese verrückte Geschichte über euch mordende alte Bastarde zu erzählen!«
    »Das will ich Ihnen gern glauben«, sagte Cavanaugh. Er lächelte, und Gunston trat mit erhobenem Kopf auf den Korridor. Ja, er hatte den jungen Gunston genug provoziert; er wird mit aller Macht darum kämpfen, eine Möglichkeit zu finden, die Story zu erzählen. In die spannungsgeladene Luft sagte Cavanaugh: »Tatsächlich werde ich dir jetzt noch einen Gefallen tun, indem ich dir einen Aufhänger für diese Nachrichten liefere...«
    Er wartete einen Moment, bis sein wild klopfendes Herz sich wieder einigermaßen beruhigte. Dann wischte er sich mit dem Seidentuch erneut die Hände ab und auch über die Stirn. Zuerst hatte er sich selbst überrascht, indem er vom Nevermore-Plan erzählt hatte. Und jetzt das hier, seine unerwartete Eingebung für das perfekte, symmetrische Ende.
    Cavanaugh griff zur untersten Schublade seines Schreibtisches und zog einen Bogen schweren, elfenbeinfarbenen Briefpapiers, das er normalerweise für kurze, handschriftliche Mitteilungen verwendete, sowie einen Umschlag heraus. Aus der obersten Schublade nahm er dann ein rasierklingenscharfes Messer, mit dem er Zeitungsartikel ausschnitt.
    Er strich den Bogen auf dem Schreibtisch glatt, bewunderte das geprägte Siegel des Trinity College und seinen eigenen, darunter stehenden Namen in Dunkelrot: PEADAR CAVANAUGH, CHANCELLOR. Er legte die Klinge auf die eine Seite des Briefpapiers, den Umschlag auf die andere und wählte sodann einen Federkiel.
    Wie ausgesprochen passend, dachte er. Er zog einen Ärmel und anschließend eine Manschette zurück. Dann erinnerte er sich an die Schatulle aus Walnußholz in einer anderen Schublade. Er zog sie heraus und stellte sie auf den Schreibtisch, zog Manschette und Ärmel wieder herunter.
    Doch jetzt zitterten seine Hände. War er wirklich bereit?
    Er drückte auf einen Knopf des Telefons.
    »Ja, Sir?« kam die Stimme der Sekretärin.
    »Kommen Sie doch bitte herein, Thelma.«
    »Bin sofort bei Ihnen, Sir.«
    Er drehte sich um und schenkte sich ein weiteres Glas ein. Dann erhob er sich und trat vor das Fenster.
    Der Kanzler schaute auf den Champús herab, über den er gebot; er, nur ein einfacher Bursche aus dem armen, rauhen Landstrich Kilkenny. Dort unter seinem bleiverglasten Fenster war er mit ihnen entlangspaziert - mit Shaw, Behan, Joyce... und Yeats.
    Konnte seine liebe Mutter im Himmel ihn in diesem irdischen Reich sehen? Die Grünanlagen des Trinity, die alten Steinmauern, die mit Wein überwucherten Tore; und dort im Dunst direkt hinter den Mauern des Trinity, am Ende des sanft ansteigenden Hügels, über den die O’Connell Street vom Liffey bis zur Hauptpost verlief, die grüne, weiße und orangefarbene Flagge Irlands.
    Gott, sie war herrlich.
    Thelma kam mit ihrem Diktatblock herein. Zum Rücken seines schwarzen Anzugs sagte sie: »Ich bin da, Sir.«
    Cavanaugh antwortete nicht direkt. Er hob das Glas und trank langsam den Whiskey.
    »Ich werde niemals das Gesicht meiner Mutter berühren«, sagte er schließlich.
    »Sir -?«
    »Das ist meine schlimmste Bestrafung. Verstehen Sie das?«
    »Sir, fühlen Sie sich -?«
    Wieder unterbrach er sie, rezitierte Worte, die seit seiner Kindheit nicht mehr gesprochen worden waren:

»Th’anam chun Dhia! Doch da ist es –
Die Morgenröte auf den Bergen Irlands.
Gottes Engel heben den schwarzen Schleier der

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