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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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Verachteten und die Priviligierten, wir sind die Armen und die Reichen, wir sind die Schwachen und die Starken. England, nimm dich in acht - und wundere dich immer über unsere merkwürdige Einigkeit!
In groben Zügen habe ich Ihnen jetzt den Nevermore-Plan skizziert. An diesem Punkt höre ich auf, werde keine Details über individuelle oder kollektive Aktionen preisgeben, bis auf das, was in den nächsten paar Absätzen enthalten ist.
Warum ich Ihnen das alles erzählt habe? Weil ich ein alter Hund des Krieges bin, mein lieber Oliver, und weil mein Befehlshaber einen letzten, endgültigen Befehl ausgegeben hat, der so oder so meinen Tod bedeuten wird. Ich entscheide mich für meinen eigenen Weg aus diesem Jammertal. Und bei meinem Abschied möchte ich durch das Vorhergehende das schwerste meiner Kriegsverbrechen rechtfertigen, und zwar:
In den frühen Morgenstunden des 14. Oktober 1937 habe ich, Peadar Cavanaugh, Lord Gavan Fitzgerald getötet; die genauen Einzelheiten darüber wurden seinerzeit im >Guardian< veröffentlicht. Ich habe dieses Attentat gegen einen Iren durchgeführt, der sein eigenes Volk verraten hat, um ein politischer Feind des freien Volkes von Irland zu werden. Dies war eine Warnung an alle vom Schlage eines Fitzgerald, an die ehemaligen örtlichen Träger der Staatsgewalt unter britischer Herrschaft, die es juckte, ihren Herren wieder zu dienen, unter neuerlicher britischer Besatzung erneut die Macht zu übernehmen.
Ich war es auch, Peadar Cavanaugh, der seine Hände in die offene Brust von Lord Fitzgerald tauchte und um seine Erniedrigung noch größer zu machen, dieses Schild um seinen verräterischen Hals schrieb - es waren die Gedanken von Yeats: »In Frieden wollen wir das Land bestellen, doch unsre Furchen müssen wir ziehen mit dem Schwert. «
Ich würde es wieder tun, möge Gott sich meiner schwarzen Seele erbarmen. Nevermore!
Hochachtungsvoll,
Ihr Peadar Cavanaugh

    Es blieb jetzt nur noch wenig Zeit, vielleicht nur Sekunden, bis Thelma wieder in sein Büro kam. Sie war so pünktlich wie fromm.
    Durch den Blutverlust war Cavanaugh inzwischen der Ohnmacht nahe und so schwach, daß er nicht mehr aufrecht sitzen konnte. Sein Kopf sackte nach vorn, und er konnte nichts dagegen tun. Jetzt war er über dem Schreibtisch zusammengesunken, die Arme auf einer Seite und die Hände aneinandergelegt, als spiele er einen Seelöwen, der zur Belustigung sonntäglicher Zoogänger klatschte.
    So wenig Zeit...
    Er schaffte es, den mit Blut geschriebenen Brief zu falten und zu dem Foto in den Umschlag zu stopfen. Dann wickelte er das Seidentuch um sein verwundetes Handgelenk. Und öffnete die Walnußschatulle.
    Darin lag eine .25er Mauser WTP Automatik Westentaschenpistole.
    Er legte den Lauf in seinen Mund, sagte »Nevermore!« und drückte ab.

38

    So war ich in Dublin angekommen, und so würde ich mich jetzt verabschieden: wieder mit zwei Bewaffneten, die die Stufen eines öffentlichen Gebäudes herunterrasten und mich ins Visier nahmen. Ich hatte verdammt wenig Zeit für solche Spielchen, aber in diesem Augenblick auf der Roxboro Lane hatte ich einen letzten Wunsch.
    Ich wünschte mir das Vergnügen, dem verräterischen Brady so langsam die Luft abzudrehen, daß er schließlich seine Reise in die Hölle als Segen ansehen würde. Nachdem das beschlossen war und die Uhr raste, lief ich in einem schrägen Winkel von den verfolgten Constables fort und genau auf die japanischen Touristen und die kleine Schar von »Schulmädchen« zu.
    Inzwischen hatten sie die sprachlosen Japaner von allen Seiten eingekreist wie von einem Maibaum flatternde Bänder, während ihre flinken, diebischen Hände im Schutz ihrer Strickjacken tanzten. Sie murmelten: »Mister... He, Mister... He, Missy... Ein Penny fürs Zigeunerkind, Ma’am...?« Bei dem Mister fiel der Groschen zuerst.
    »Du... du da, walte!« brüllte der arme Trottel die Mädchen an, von denen eines jetzt die Roxboro rauf mir entgegengeflitzt kam. »Dieb!... Du bleibst sofolt stehen...!«
    Ich packte die Läuferin an den Schultern. Sie trat mir gegen das Schienbein, spuckte mir etwas Zähflüssiges und Grünes ins Gesicht und fauchte: »Verpiß dich, du Drecksau, sonst schrei ich Vergewaltigung! «
    »Hör zu - ich werd dir deine Nummer nicht versauen«, sagte ich, ohne sie loszulassen, während sie weiter gegen meine Beine trat. »Ich bin Mairead Fitzgeralds Junge, und ich stecke in Schwierigkeiten. Hast du verstanden?«
    »Aye!«
    »Siehst du da hinten?«

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