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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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derselbe Zimmermann braucht nun Geld, um sich und seine Familie zu ernähren. Also geht er zu seiner Bank - die in guten Zeiten sehr gern sein Geld genommen hat -, nur um zu erfahren, daß er kein Darlehen bekommen könne, weil es ihm derzeit nicht sonderlich gut gehe. Das arme Schwein, er wird es nicht richtig machen und diejenigen bestehlen, die ohnehin schon zuviel haben. Deshalb nicht, weil ihm sein ganzes Leben von den Priestern und Bullen und Reichen beigebracht wurde, daß Stehlen eine Todsünde ist. Da diese Lüge über das Eigentum quasi heilig ist, zieht er statt dessen los und leiht sich Geld bei einem Kredithai, der, wie ich leider sagen muß, zu oft ein Zigeuner ist.«
    »Keiner zahlt gern hohe Zinsen.«
    »Aye, das gibt Ärger und Groll. Wie aus einem Schulbuch für Kinder, Junge.«
    »Und was hatte mein Großvater damit zu tun?«
    »Er hat die Situation ausgenutzt, wie es jeder reiche Bastard macht, damit sein eigenes Schmarotzertum nicht in den Mittelpunkt rückt.«
    »Wie?«
    »Zuerst mußt du verstehen, wie abgrundtief wir Zigeuner gehaßt werden. Wir stammen von denjenigen ab, die während der großen Hungersnot als erste ihr Land verloren haben. Unsere Vorfahren haben ihren Halt in der Gesellschaft verloren, und wir hatten nie eine Chance, ihn zurückzugewinnen, verstehst du. Tinkers, Kesselflicker, werden wir genannt, weil die einzige Arbeit, die man uns noch geben wollte, das Reparieren von Töpfen und Pfannen gewesen ist. Also flicken wir den ganzen lieben langen Tag. Werden Kesselflicker. Die Menschen sehen uns und erinnern sich an die Zeit der Hungersnothölle, von der die shanachies ihnen erzählt haben.«
    »Und sie haben Angst.«
    »Aye, du kapierst genauso schnell wie dein Engel von einer Mutter. Die normalen Leute glauben, wenn sie uns berühren, dann verlieren sie ihr Dach über dem Kopf und den Boden unter den Füßen und enden so wie wir, müssen für den Rest ihres Lebens unter den Sternen schlafen.«
    »Es ist ein kurzer Schritt von Angst zu Haß.«
    »Meistens ist es nicht mal ein Schritt.«
    »Sie sagen, Lord Fitzgerald hat die Situation ausgenutzt.«
    »Er und seine Kumpane kommen auf die glänzende Idee, uns Zigeuner aus kleinen Lagern wie meinem hier in große zusammenzutreiben, damit die Bullen uns besser überwachen können. Ihr Großvater war Hitler einen Schritt voraus, was Konzentrationslager betraf.«
    »Das ist hier passiert?«
    »Wenn nicht der Engel Mairead als unser Retter gekommen wäre.«
    »Wie -?«
    »Lord Fitz entwirft einen brillanten Plan, den er lautstark im Dáil vertritt. Er sagt, jeder, der den Kredithaien Wucherzinsen zahlen muß, soll das Recht auf Annullierung der Schulden bei vollem Schutz durch die Regierung bekommen, wenn die Schuldner dafür gegen Zigeuner vor Sondergerichten aussagen, die eingerichtet werden, um deren Konzentration zu beschleunigen. Natürlich wird er als Genie gefeiert.«
    »Ich verstehe.«
    »Wie deine Mum. Anders als die nichtsnutzigen reichen Mädchen, die sie kannte, sah sie die Ungerechtigkeit sofort. Also ging sie in das nächstgelegene Zigeunerlager, das zufälligerweise von meinem eigenen Daddo geleitet wurde, möge er ruhen in Frieden. Ich und sie, wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden. Mit dem, was sie bei uns erfuhr, kehrte sie dann in die Stadt zurück und machte sich daran, vor aufgeschlossenen Damenzirkeln zu sprechen. Sie erzählte den Ladies, daß meine Leute auch Menschen mit Rechten sind, und daß wir mehr machen, als immer nur Kessel zu flicken. Und sie hat ihnen auch gesagt, daß Armut das größte Verbrechen von allen ist.«
    »Irgendwer hat mal gesagt, meine Mutter wäre politisch engagiert gewesen.«
    »Aye, das war sie. Sie und dein Daddo, die zwei waren schon ein tolles Team. Während sie in den Damenclubs in die eine Richtung agitierte und dein Dad seine feinen Freunde auf dem Trinity College bearbeitete, hatte Lord Fitz nicht die geringste Chance, seinen großen Plan zur Vernichtung von uns Zigeunern durchzusetzen. Es war der Anfang vom Ende zwischen deiner Mum und ihrem Pa.«
    »Meine Eltern haben die Konzentrationslager verhindert?«
    »Das haben sie, und noch mehr. Deine Mutter wurde damals berühmt für ihre Äußerungen zum Thema Recht und Gerechtigkeit. Und dies wurde zum Schandfleck für die Fitzgeralds, wo der alte Lord Fitz doch ein richtiger Barrister war und alles.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Mairead hat gesagt: >Es wird mehr Menschen durch Gesetzesmacher geschadet als durch

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