Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
Vom Netzwerk:
unbedingt telefonieren. Heute müssen Sie mir von meiner Mutter erzählen.«

39

    »Ich weiß verdammt genau, wo sie hin wollen! Versuch nicht, mich aufzuhalten!«
    »Damit wirst du nie ungeschoren davonkommen.«
    »Nae! Bin ich schon und werde ich wieder. Bleib mir vom Leib, ich warne dich!«
    »Nein, diesmal nicht. Du und deine Clique, ihr seid nur ein Haufen zahnloser alter Hunde!«
    »Wer hat hier keine Zähne mehr? Liest du keine Zeitung, Mann? Es ist immer noch genau wie er gesagt hat: Die Sache wird in der nächsten Generation weiterleben, und in der nächsten und nächsten - bis in alle Ewigkeit. Nevermore!«
    »Brüste dich, solange du noch kannst. Eure Zeit läuft so schnell ab wie eine Sanduhr. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, daß dieser Reporter alles erzählt hat, was er weiß?«
    »Ich sagte, bleib mir vom Leib!«
    »Die Erbsenpistole da macht mir keine Angst. Das kleine erbärmliche Ding hat immer nur getaugt für impotente Lumpen, die Angst davor haben zu bekommen, was sie verdienen. Warum machst du nicht, wie’s deine Kameraden getan haben, warum richtest du das Ding nicht auf dich selbst, und ab geht’s in die Hölle?«
    »So ein guter Rat ausgerechnet aus deinem Mund.«
    »Davon kannst du noch mehr haben: Du hast es mit dem Jungen zu tun, und der ist erheblich cleverer, als er aussieht.«
    »Kann sein -«
    »Und wenn er allein nicht klug genug ist, hat er immer noch Ruby an seiner Seite.«
    »Die können mich auch nicht aufhalten.«
    »Moira hätte es fast geschafft.«
    »Die verrückte alte Kuh - jetzt kann sie mit ihrem Gooott reden.«
    »Du solltest den Heiligen Vater lieber nicht verspotten, denn du bist seinem Jüngsten Gericht inzwischen verflucht nah.«
    »Nae, du bist derjenige, der ihm nah ist. Dazu ist nicht mehr nötig als ein Zucken meines Fingers.«
    »Wie hast du sie umgebracht?«
    »Sie hat’s selbst getan.«
    »Das sagen vielleicht deine gekauften Bullen, wahrer wird’s deshalb noch lange nicht. Und es gibt Bullen, die nicht mal deine Bande kaufen kann, verstehst du.«
    »Der Sorte bin ich noch nie begegnet.«
    »Der Junge ist so einer.«
    »Er ist die Ausnahme, die nur die Regel bestätigt. Was ihn zu einem Narren macht.«
    »Ein Narr wie seine eigene Mutter?«
    »Mairead! Kein Mensch muß arm in Amerika sterben.«
    »Wer redet hier wie der große Narr, der er jetzt ist?«
    »Ich hab jetzt genug von diesem Gequatsche! Geh mir aus dem Weg!«
    »Denk vorher mal scharf nach, wie du das erklären willst.«
    »Ich tu’s, ich schwör’s dir. Ich hab dich gewarnt.«
    »Beim zweiten Mal ist es schon viel leichter, stimmt’s?«
    »Du wärst nicht der zweite, den ich umgebracht habe, Kamerad. Nicht mal der dritte oder vierte. Besser als die meisten anderen kennst du meine schwarze Seele. Aber du weißt gottverdammt noch lange nicht alles...«
    »Was soll das? Wie -? Du gehst auf mich los...?«
    »Aye, es geht nur auf kurze Distanz.«
    Der eine Mann starb an einer Kugel in den Bauch, abgefeuert aus einer Mauser Westentaschenpistole. Der andere Mann verließ das Haus an der Ladbroke Street.

40

    »Was soll ich sagen? Deine Mutter Mairead war ein seltener, wunderbarer Engel.«
    »So habe ich sie nicht gekannt.«
    »Schade für dich, mein Junge.«
    »Ja, wahrscheinlich«, räumte ich ein. Sister Sullivan hatte recht. Es tat mir auch leid, das gesagt zu haben. »Ich will damit nicht sagen, daß sie sehr streng zu mir gewesen ist. Das war’s eigentlich nicht...«
    »Nae, sie hatte es einfach nur schwer. Besitzt du nicht den Großmut, das zu erkennen? Sie war als Frau allein in einem fremden, neuen Land, mußte ein Kind großziehen, und dann kam der Krieg, und ihr Mann ging fort, um zu kämpfen. Hab ein wenig Verständnis für die Frau, Junge. Sie war nicht besser dran als wir Zigeuner.«
    Sister Sullivan hätte durchaus eine echte Nonne sein können. Sie beschämte mich jetzt, und ich spürte das Gift meiner eigenen Undankbarkeit tief in den Knochen.
    »Ich weiß, Sister, ich weiß...«, sagte ich.

    »Mama, du sollst auch so aussehen.«
    »Das ist doch nur eine Dame aus einer Illustrierten, Neil.« Mama nahm die Illustrierte und sah die Frau in dem wirbelnden Satinkleid sehnsüchtig an.
    »Nein, nein - ich hab solche Frauen schon mal gesehen...«
    Die Frauen, die sich die Haare in Friseursalons machen ließen, nicht in einer Mietskasernenküche, in der es nach Toni’s Heimdauerwelle stank. Die Frauen trugen Kleider, die ihre Männer bei Saks und Bergdorf Goodman kauften, keine

Weitere Kostenlose Bücher