Ertränkt alle Hunde
gesehen habe«, sagte Ellis. »Damals in den Fünfzigern tauchten eine Menge von diesen kleinen Mausern auf, weil die Jungs in der Army sie den Deutschen abnahmen, um sie als Andenken mit nach Hause zu nehmen.«
»Wie kommt Ihrer Meinung nach ein Priester an so eine Kanone?« fragte Mogaill, während er versuchte, das Gewicht der Pistole zu schätzen. Sie wog kaum mehr als eine dick gefüllte Brieftasche.
»Vielleicht war er im Krieg, bevor er für Jesus Seelen gerettet hat? Vielleicht hat er genau wie alle anderen, die ein tolles Souvenir mitbringen wollten, einen toten Kraut gefilzt.«
»Nein, das glaube ich nicht«, sagte Mogaill und schüttelte den Kopf. »Er ist zu alt, um damals Soldat gewesen zu sein. Außerdem ist er Ire. Und in dem Krieg, von dem wir hier reden, haben echte Iren in niemandes Armee gedient.«
»Klingt ganz so, als würde etwas Persönliches dahinterstecken, Captain.« Ellis’ Mißtrauen, genau wie sein pessimistisches Menschenbild, erstreckte sich gleichermaßen auf Zivilisten und Kollegen. »Sie kennen den Padre, oder?«
»Ich habe von ihm gehört.«
»Freunde und Landsleute, so was in der Richtung?«
»Wir Harfen halten zusammen.«
»Hab ich schon von gehört«, sagte der Lieutenant. Mogaill gab ihm die Mauser zurück. Ellis zog einen Beweismittelbeutel aus Plastik aus der Tasche und legte die Pistole hinein. »Übrigens, Mogaill, ich wundere mich schon ein bißchen.«
»Ach ja?«
»Ich habe dort oben angerufen, wo der Padre gewohnt hat, dieses Heim für alte Priester in Riverdale. Die haben mir gesagt, daß einer von euch Harfen, die ja so Zusammenhalten, der letzte gewesen ist, der ihn lebend gesehen hat, bevor er nach Dublin geflogen ist.«
»Sprechen Sie vielleicht von Detective Hockaday?«
Lieutenant Ellis nickte langsam mit seinem Bulldoggenkopf. Sein Blick wurde ausdruckslos.
»Hockaday war als Kind hier in der Holy Cross ein Chorknabe, und der Priester leitete den Chor«, erklärte Mogaill. »Da war noch etwas, wenn ich mich recht entsinne. Father Kelly ist ein Freund der Familie Hockaday - war ein Freund. Sieht für mich ganz so aus, als wäre es dem Father ziemlich dreckig gegangen. Vielleicht wollte er nur mit einem alten Freund über seine Sorgen reden.«
»Ja, vielleicht«, sagte Ellis und kratzte sich am Ohr. »Aber sofern Sie nicht auch ein alter Freund sind, frage ich mich schon, wie es kommt, daß Sie in Windeseile hier aufkreuzen? Wie Sie ganz klar sehen können, handelt es sich hier nicht um Mord. Also, wo liegt Ihr Interesse an der Sache? Und hat ein Division Captain sonntags nicht sowieso frei?«
Ein paar Sekunden lang sagte Mogaill nichts. Er paffte an seiner Zigarre und warf einen kurzen Blick zum Altar hinüber, zu Father Twohy, der immer noch unter Schock stand, und der Reihe trauernder Nonnen. Dann drehte er sich wieder zu Lieutenant Ellis und sagte nur: »Beschissene Art, den Sabbat zu heiligen, hä?«
Wieder umkreiste er den Block in dem ungekennzeichneten Plymouth. Und immer noch war sie da: eine dunkle Limousine, die im Leerlauf an der Ecke stand wie ein halb schlafender Panther, die grüne Armaturenbrettbeleuchtung und der orangefarbene Punkt einer brennenden Zigarette spiegelten sich in der Windschutzscheibe.
Als er diesmal vorbeifuhr, prägte er sich das Nummernschild ein, wozu auch immer es gut sein mochte. Wahrscheinlich zu nichts. Dann hielt er vor dem großen Ziegelbau des Mönchsklosters und parkte in zweiter Reihe. Er stieg aus dem Plymouth und ging den gewundenen Weg zum Eingang hinauf. Etwa auf halber Strecke erwischte ihn der ausholende gelbe Strahl eines Scheinwerfers. Er drehte sich um und blickte zur Straßenecke hinunter. Die dunkle Limousine entfernte sich vom Bordstein, fuhr langsam vorbei und verschwand.
Er ging weiter.
Ein alter Priester öffnete die Tür, bevor er zum ersten Mal anklopfen konnte. Der Priester war dünn und weißhaarig, seine Augen waren so grau und tot wie der East River. Er war einen Kopf größer als Mogaill und mußte hinunterschauen, um mit seinem Besucher zu sprechen. »Sie sind der Polizist, der angerufen hat?« erkundigte sich der Priester mit näselnder Stimme, der noch ein leichter Akzent einer irischen Jugend anhaftete.
»Der bin ich«, sagte Mogaill und zückte seine Marke. Der Priester untersuchte sie gründlich. Außer der Aufschrift New York Police Department stand auf Mogaills goldener Marke noch Name, Dienstgrad, Personalnummer und Abteilung. »Captain D. Mogaill von der
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