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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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»Die Zeit ist gekommen.« Dann schaltete er die Zündung ein, ließ den Motor aufheulen und fuhr den Citroën vom Bordstein.
    Mit gestrafften Schultern und den Blick entschlossen nach vorn gerichtet, fuhr Boylan uns langsam die O’Connell hinauf -die Straße, deren Rinnsteine so lange schon das Vergießen von irischem Blut kannten; wo sich in manchen Hauseingängen immer noch, wie ich nur wenige Augenblicke zuvor gesehen hatte, die brütenden Gesichter einer neuen Generation von Iren befanden, die immer noch nicht aus den Albträumen der Geschichte aufgewacht war.
    Und dort am Steuer vor mir saß der junge Francie Boylan mit seinen Erinnerungen eines alten Mannes. Er war nicht im geringsten beunruhigt über die Männer in meinem Rücken: die Männer, die von der Hauptpost heruntergelaufen kamen und jetzt auf uns zustürmten.

11

    Sie waren zu dritt.
    Kräftig gebaute Männer mit Tweedmützen und dunklen, flatternden Anzügen. Schneller zu Fuß als der Citroën, der auf der verstopften O’Connell Street nur langsam vorwärts kam; verbissen wie Schreckgespenster in unentrinnbaren Albträumen verringerten sie den Abstand zu uns, jeder von ihnen eine Hand bedrohlich unter der Jacke.
    Jetzt ihre deutlicher werdenden Gesichter. Rot und unerbittlich, verkleidet mit einer Nylonstrumpfhose, wodurch ihre Züge flach, bedeutungslos, surreal wurden.
    Autofahrer gerieten in Panik und Wut. Reifen quietschten, Hupen plärrten. Warnende Schreie schnitten sich durch das Summen des Verkehrs.
    Dennoch ließ sich unser Fahrer nicht beirren.
    Und die atemlosen Schreckgespenster kamen nahe genug, um zu töten.
    Sie zogen Waffen aus ihren Jacken. Langläufige Revolver, die .44er gewesen sein könnten, wie meine eigene große, häßliche Charter Arms Bulldog. Die leider zu Hause in New York eingeschlossen in einem Schrank lag.
    Jetzt waren sie nur noch Schritte entfernt. Ich sah ausdruckslose Augen unter dem Nylon, und den Mord in ihnen. Hörte ich Francie Boylans knappe, bedrohliche Worte wieder? »Die Zeit ist gekommen.«
    Ruby schrie auf.
    »Hock-!« Ich brachte sie zum Schweigen, indem ich eine Hand auf ihren Nacken legte und sie grob auf den Boden runterdrückte. »Bleib unten!« befahl ich.
    Erschreckt über diesen geringfügigen Lärm, wirbelte Boylan herum. Und was stand jetzt für ein Ausdruck auf seinem Gesicht!
    Francie Boylan war nicht länger der ernste Chauffeur und auch nicht mehr der bezwingende shanachie-, ganz bestimmt auch kein gleichmütiger Funktionär in tödlicher Mission. Er strahlte jetzt reine Überheblichkeit aus wie die schmollenden Schlägertypen im Eingang des alten Pubs vom Schwarzen Montag, wartete nur auf seine Chance, für all die wirklichen und eingebildeten Beleidigungen der Ehre eines Iren Zurückschlagen zu können.
    Aber ich war es, der zuerst zuschlug, nicht er. Ich setzte meine Faust mitten in Francie Boylans beunruhigtes Gesicht. Seine Nase brach und explodierte rot. »Du verdammter Dreckskerl!« brüllte ich ihn an.
    Boylan riß eine Hand an seine blutende Nase und verriß das Steuer, wodurch der Citroen ausscherte. Von draußen hörte ich das wütende Knurren der Attentäter.
    Ich kauerte vor der hinteren Seitenscheibe und umklammerte den Türgriff. Fäuste und Läufe hämmerten draußen auf den Wagen ein, als wollten sie uns zwingen anzuhalten. Ich zog den Griff herunter und stieß die Tür auf, schlug sie schnell und hart gegen die Knie des nächsten Bewaffneten. Er flog auf die Straße und schrie auf, als ein Rad eines seiner Gliedmaßen zerquetschte.
    Vorn kämpfte Boylan mit seiner Verletzung und dem sich wild drehenden Lenkrad, schrie zu mir nach hinten: »Du verdammter amerikanischer Bastard! Du verdammter, beschissener Bastard, du -!«
    Ich zog die Tür wieder zu, stieß sie dann erneut auf. Und erwischte einen anderen mit voller Breitseite. Er fiel, und in dem schmalen Spalt zwischen Tür und Karosserie sah ich einen maskierten Kopf auf den Asphalt aufschlagen.
    Der dritte Attentäter eröffnete das Feuer. Zwei Geschosse fetzten durch die Tür, die ich festhielt, direkt über meinem Kopf, jagten durch das Leder des vorderen Beifahrersitzes und schlugen ins Armaturenbrett.
    Ein dritter Schuß. Boylan schrie: »Du beschissener-!« Und dies wurden Francie Boylans letzte Worte.
    Mit einer Leiche am Steuer geriet der Citroën völlig außer Kontrolle und ins Schleudern. Unser Chauffeur war nur weiteres namenloses Blut, das auf der O’Connell Street vergossen wurde.
    Der Wagen schoß nach

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