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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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ganz so, als wir vor nun zwei geschlagenen Stunden im Büro des Chiefs eingetroffen waren. Aber es war die wahre Meinung unserer Polizei-Eskorte vom Tatort des Mordes in der O’Connell Street.
    Zuerst tauchte ein Geschwader Dubliner Cops auf, mit ihren schwarzen Wolljacken und Hosen, ledernem Sam-Brown-Koppel mit geholsterten ,38ern und Schirmmützen mit schwarz-weiß karierten Hutbändern. Ihre Gesichter gehörten zu den eher mißtrauischen, die mich genau in dem Augenblick anstarrten, als ich »Gottverdammte Politik« ausstieß. Woraufhin sie Ruby und mich aus dem Citroën holten und uns zu einem fensterlosen Polizeitransporter führten. Dies war zur ersten Vernehmung durch jemanden namens Constable Mulcahy in schlechtem Anzug und offenbar mit Hämorrhoiden.
    Wir saßen auf einer verbeulten Stahlbank in diesem Polizeitransporter, wobei uns gegenüber auf der anderen Bank Mulcahy saß, flankiert von zwei Uniformierten, die mit großen Gummiknüppeln herumspielten, die sie wahrscheinlich gern benutzt hätten. Da ich keine besitze, verlasse ich das Haus ständig ohne American-Express-Karte. Dafür bin ich jedoch verpflichtet, meine goldene NYPD-Dienstmarke rund um die Uhr bei mir zu führen. Und genau die zückte ich so schnell, als wäre es ein Kruzifix, und Ruby und ich wären mit drei Vampiren konfrontiert.
    Mulcahy schnupperte an der Marke, ließ seinen leidenden Hintern einmal auf der Bank rotieren und wollte wissen: »Was für einen Ärger bringen Sie uns den ganzen weiten Weg von New York hier rüber?«
    Wenn mir jemand eine Fangfrage stellt und spöttisch grinst, wie Mulcahy gerade spöttisch gegrinst hatte, halte ich es für angebracht, mit irgend etwas Entwaffnendem zu antworten. Auf diese Weise gelingt es mir gelegentlich, den Grund hinter dem Vorurteil freizulegen. Davon abgesehen, springt bei jeder anderen Art der Erwiderung nur wenig heraus. Also äffte ich Mulcahys Unbehagen nach, wackelte mit dem Hintern und fragte: »Was tun Sie dagegen?« Mulcahy entgleisten die Gesichtszüge, und er sagte: »Was - wegen meinem Arsch?«
    Die Uniformierten kicherten wie zwei kleine Jungs, die gerade in einer Kirchenbank einen Furz gelassen hatten. Ruby verdrehte die Augen und raunte: » O Hock!«
    Zu Mulcahy sagte ich: »Als ich noch in der Bronx gearbeitet habe - das war damals, als ich als Grünschnabel Streifendienst schieben mußte -, war ich Tag und Nacht im Streifenwagen unterwegs. Ich sehe, daß ich Ihnen nichts von dem damit verbundenen Berufsrisiko erzählen muß. Vielleicht interessiert es Sie aber, daß ich ein todsicheres Mittel dagegen gefunden habe.«
    »Vergessen Sie das!« fauchte Mulcahy mich an. »Hier und jetzt geht’s um Mord.«
    »Während Sie nicht aufhören können, sich pausenlos am Hinterteil zu kratzen? Und ob das mörderisch ist...«
    Ich wartete, daß Mulcahy wieder losbellte, doch er sagte nichts. Statt dessen verlagerte er wieder seinen leidgeprüften Hintern.
    Also fuhr ich fort. »Folgendes ist passiert. Eines Nachts geht’s mir ziemlich genau wie Ihnen jetzt - ich nehme einen Straftäter in die Zange, rutsche auf meinem Platz hin und her, wünsche bei Gott, ich könnte irgendwo hingehen und mich mal so richtig kratzen. So, der Täter ist dieser Drogendealer namens Sweet Dick aus der Bronx, der mein Dilemma bemerkt und dann sagt: >Willst du das blöde alte Jucken loswerden, Mann?< Ich sage, klar will ich. Und Sweet Dick sagt: >Tja, dann mußt du mal mit rüber in meine Bude kommen, und da versorg ich dich dann...<«
    Ich unterbrach mich. Mulcahy sagte: »Und -?«
    »Also gehen wir rüber in Sweet Dicks Bude. Er nimmt ein kleines Gefäß Vaseline von einem Küchenregal und sagt: >Jetzt nicht linsen, Mann - Berufsgeheimnis, verstehst du.< Er verschwindet im Nebenzimmer. Ein paar Minuten später kommt er zurück, gibt mir das Gefäß und sagt: >Zu dir selbst sei niemals barsch, reib dir das hier auf dein’ mageren Arsch.< Was für Sweet Dick mit Abstand das Komischste ist, was jemals irgendwer gesagt hat. Sie hätten sein Lachen hören sollen.«
    »Haben Sie das Zeug benutzt?« fragte Mulcahy gespannt. »Hat’s geholfen?«
    »Klar hab ich’s benutzt. Ich hatte nie mehr Probleme mit dem Jucken. Nicht bis mir das Zeug ausging und ich losziehen mußte, um Sweet Dick wieder aufzustöbern. Das Problem war nur, er war tot, als ich ihn fand. Was in New York durchaus schon mal passieren kann.«
    »Vergessen Sie das. Was war in dem Zeug?«
    »Tja, am Ende mußte ich vom Polizeilabor eine

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